Erfurt Gleichstellungsbeauftragte: Genitalverstümmelung anzeigen
Die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler hat zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung an medizinisches Personal sowie an die Menschen in Thüringen appelliert: "Ich fordere all jene auf, die Kenntnis von einem solchen Eingriff erlangen, den Betroffenen Hilfe anzubieten und diejenigen anzuzeigen, die die Genitalverstümmelung durchgeführt haben", teilte Ohler am Samstag mit. Noch wichtiger sei es, weitere Straftaten zu verhindern.
Für die Vereinten Nationen (UN) und zahlreiche Hilfsorganisationen ist der 6. Februar (Sonntag) ein Aktionstag gegen die vor allem in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel, aber auch in Indonesien in Südostasien verbreitete Praxis. Bei einer weiblichen Genitalverstümmelung werden die äußeren Genitalien teilweise oder ganz entfernt - und bei der schwersten Form wird der Scheideneingang beinahe komplett zugenäht.
Die Corona-Pandemie hat nach UN-Schätzungen negative Auswirkungen auf das Ziel, diese brutale Praxis bis 2030 zu eliminieren. Wegen damit einhergehender Schulschließungen blieben auch mehr Mädchen zu Hause, regelmäßige Arztbesuche fielen weg.
Hierzulande gilt die Praxis seit 2013 als Verbrechen, das mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet wird. Die Mädchen und Frauen selbst seien Opfer, die Hilfe bekommen könnten und keine Strafe zu fürchten hätten, so Ohler. Unterstützung erhalten Betroffene etwa über das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 116 016.
Die Zahl der von weiblicher Genitalverstümmelungen betroffenen Frauen in Deutschland wird nach einer durch das Bundesfrauenministerium beauftragten Erhebung auf derzeit rund 67.000 geschätzt.