Magdeburg Bischof erwartet "bunten Strauß" an Corona-Gottesdiensten
Landesbischof Friedrich Kramer blickt trotz vierter Corona-Welle und hoher Inzidenzen im zweiten Pandemiejahr optimistisch auf die Weihnachtsgottesdienste. Sei 2020 vieles noch kurzfristig abgesagt worden, sitze man 2021 sicherer im Sattel. "Ich glaube, in diesem Jahr ist der Druck zwar hoch, aber man hat auch Erfahrungen damit und kriegt das hin", sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. 2020 seien viele Formate entwickelt worden, auf die man nun zurückgreifen könne. "Es gibt eine hohe Fantasie, sodass auch gefeiert werden kann", sagte Kramer.
Für das zweite Weihnachtsfest in der Corona-Pandemie gelten in Sachsen-Anhalt über die Hygiene- und Abstandsregeln hinaus keine Einschränkungen für die Kirchen. In Thüringen hingegen greift für Gottesdienste die 3G-Regel. Das heißt, dass der Zugang auf geimpfte, genesene und getestete Personen beschränkt wird. Alle, Kinder ab sechs Jahre eingenommen, müssen medizinische oder FFP2-Masken tragen. Alles darüber hinaus obliegt den jeweiligen Gemeinden. Man empfehle, wo möglich, Gottesdienste nach draußen zu verlegen, sagte Kramer.
Aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebungen und eines regional abweichenden Infektionsgeschehens werde es auch verschiedene Lösungen geben. "Es wird ein bunter Strauß werden", so Kramer. "Es gibt alles: Vom Gottesdienst draußen für jedermann, über 3G, bis hin zu digitalen Varianten oder Kurzformaten." Wichtig für Kramer dabei: Keiner soll das Fest mit Angst feiern. "Und da werden manche auch sagen: Wir haben jetzt eine so hohe Inzidenz, wir feiern gar nicht, sondern machen es im Internet, schreiben einen Brief - und das ist auch in Ordnung."
Zahlreiche kreative Angebote stehen zum Weihnachtsfest auf dem Programm, vom Open-Air-Gottesdienst bis zum Weihnachtstruck. Die Onlinekirche der EKM bietet ab dem 24. Dezember einen digitalen Weihnachtsgottesdienst mit Musik, Predigt und Gebet unter dem Motto "Zukunft trifft Weihnachten". Die Thüringer Gemeinde Rüdersdorf-Kraftsdorf lädt Heiligabend an die Tankstelle am Autorasthof bei der Autobahnabfahrt Pörsdorf-Rüdersdorf ein - mit Krippenspiel und Musik. In der Kirche in Herbsleben (Thüringen) gibt es einen ein Wegeplan für Gottesdienst-Spaziergänge. Bis zum 6. Januar sind im Ort verschiedene Krippenspiel-Stationen mit Bildern aufgebaut, dazu gibt es Geschichten und Gebete und über einen QR-Code.
Landesbischof Kramer selbst hält Heiligabend einen Gottesdienst im Gefängnis in Burg (Sachsen-Anhalt) sowie zwei Christvespern im Magdeburger Dom. Konsenz zu finden, sei auch in den EKM-Gemeinden mit rund 658 700 Mitgliedern nicht immer einfach. Wie in der Gesellschaft gebe es hier sehr vorsichtige ebenso wie sehr skeptische Menschen - "die ganze Bandbreite". Wo es gelinge, im respektvollen Miteinander Lösungen zu finden, stärke das die Gemeindenkirchenräte, sagte Kramer. "Da sind aber alle Seiten gefordert."
Die Kirche sei zum Glück einer der Orte in der Gesellschaft, an dem das Gespräch miteinander funktioniere - wenn auch nicht "knirschfei": "Es gibt auch Situationen, wo es auseinanderfällt. Wo Leute sagen, ich mach hier nicht mehr mit. Wenn ich hier nicht ohne Maske singen darf, dann ist für mich nicht Weihnachten", so Kramer. Solche Debatten seien aber die Ausnahmen.
Klug sei es, sich vorher zu informieren, was in der eigenen Region möglich ist, sagte Kramer. So gebe es etwa Gemeinden, die schon jetzt Eintrittskarten ausgeben. Für die fünf über die Weihnachtstage angedachten Veranstaltungen im Magdeburger Dom etwa sind je 250 Menschen mit Kärtchen zugelassen. "Und wenn Sie dann kommen und haben keine, dann kommen Sie nicht rein - das wär schade."