Erfurt Landrat: Offenhalten der Schulen falsches Signal
Der Landrat des von der Corona-Pandemie schwer betroffenen Landkreises Hildburghausen, Thomas Müller (CDU), hält den Schulbetrieb für kaum mehr möglich. Man nehme das Bestreben des Bildungsministeriums, die Schulen geöffnet zu halten, zur Kenntnis, halte es aber für ein "falsches Signal", schreibt Müller in einem Brief an das Bildungsministerium, den der Kreis am Donnerstag verbreitete. "Ehrlicherweise müssten Sie erkennen, dass ein ordentlicher Schulbetrieb unter diesen Umständen nicht mehr durchführbar ist", heißt es. Wenn die Schulen trotzdem offen gehalten werden sollten, müsse täglich getestet werden.
Müller liefert in dem Schreiben etliche Corona-Daten aus seinem Landkreis und schildert eine krisenhafte Situation: Die Inzidenz liege bei über 2000, im Schulbereich sollte es 429 Lehrer geben - 88 seien aber abwesend und damit rund 21 Prozent. Ein ähnliches Bild in den Kindergärten: Von 88 Erzieherinnen und Erziehern fehlen laut Müller 28, also fast ein Drittel.
Rund 29 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Landkreis könnten derzeit nicht am regulären Schulbetrieb teilnehmen, schreibt Müller. Allein innerhalb der laufenden Woche seien bereits 60 Schüler, 4 Lehrer und ein Praktikant positiv auf eine Corona-Infektion getestet worden.
Müller schreibt, das Gesundheitsamt befinde sich "personell an der Belastungsgrenze". "Allein für diese Woche musste das Gesundheitsamt 1141 Quarantänebescheide ausstellen - nur für Schulen", so der Landrat.
Müller reagierte mit seinem Brief auf ein Schreiben des Bildungsministeriums an die Schulen im Freistaat. Darin stellt die Bildungsstaatssekretärin Julia Heesen klar, dass ausschließlich das jeweilige Gesundheitsamt berechtigt sei, Quarantäne anzuordnen. Außerdem sind darin Regeln beschrieben, wann und unter welchen Voraussetzungen positiv getestete Schüler wieder zur Schule gehen können.
Ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums erklärte, die weit überwiegende Mehrheit der Schüler und Familien profitiere vom Offenhalten der Schulen auch unter den schwierigen Bedingungen. "Es ist erklärter politischer Wille im Land, aber auch im Bund, Kindern und Jugendlichen diese Bildungsangebote mit hoher Priorität zu ermöglichen, trotz angespannter Lage", so der Sprecher. Die Pandemie allein auf Schulen zu reduzieren, sei falsch. "Die Schulen angesichts der vierten Welle des Coronavirus vorsorglich schließen zu wollen, wird dem besonderen Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen nach Präsenzunterricht nicht gerecht", erklärte der Sprecher.