Erfurt Thüringen-Monitor: Antisemitische Haltung weiter verbreitet
Ein nicht unerheblicher Teil der Thüringer vertritt nach dem neuen Thüringen-Monitor antisemitische Einstellungen. Nach der wissenschaftlichen Untersuchung im Auftrag der Landesregierung meint ein Viertel der Thüringer, dass die israelische Politik dazu führe, "dass man etwas gegen Juden hat". Das geht aus einer Zusammenfassung der diesjährigen Untersuchung hervor, deren Ergebnisse an diesem Dienstag von der Landesregierung vorgestellt werden sollen.
Von den repräsentativ Befragten stimmten zudem 17 Prozent der Aussage dazu, der Umgang Israels mit den Palästinensern zeige "das wahre Gesicht der Juden". Antisemitismusforscher sowie die jüdische Landesgemeinde kritisieren seit langer Zeit, dass feindliche Haltungen gegenüber Juden häufig als Kritik am Staat Israel getarnt werden.
Gleichzeitig zeigt die Studie nach der bisher veröffentlichten Zusammenfassung, dass fast die Hälfte der Thüringer einer Aussage zustimmt, die Forscher in den Bereich der sogenannten Schuldabwehr einordnen - also der Versuch, die deutsche Schuld am Holocaust zu relativieren. Der Annahme, es werde immer nur von der Judenverfolgung geredet, während niemand vom Leid der Deutschen während des Zweiten Weltkrieges spreche, stimmten danach 45 Prozent der Befragten zu.
"Bemerkenswert ist, dass gerade diese Position keineswegs nur am rechten Rand der Gesellschaft unterstützt wird, sondern mit 54 Prozent auch eine absolute Mehrheit jener Befragten zustimmt, die sich selbst in der politischen Mitte verorten", heißt es in der Zusammenfassung.
Der Thüringen-Monitor wird seit dem Jahr 2000 jährlich erarbeitet und untersucht die Einstellungen der Thüringerinnen und Thüringer unter anderem zu Demokratie und Extremismus. Sie steht in diesem Jahr unter dem Titel "Demokratie in der Corona-Pandemie". Danach ist die Zahl der Corona-Skeptiker im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Allerdings sei auch eine Radikalisierung der schrumpfenden Anti-Corona-Maßnahmen-Bewegung zu beobachten. Diese Radikalisierung sei aber nicht in Richtung des klassischen Rechtsextremismus gegangen, so das Ergebnis.