Gera Werner: Ende November 300 Covid-Intensivpatienten möglich
Die Zahl der auf Thüringer Intensivstationen behandelten Corona-Patienten könnte sich nach einer Prognose bis Ende November verdoppeln und einen Rekordwert erreichen. Wenn sich das Infektionsgeschehen weiter so entwickle und keine neuen Maßnahmen hinzukämen, könnten bis dahin 300 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sein, sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke).
Das wäre ein Rekordwert für Thüringen. Der bisherige Höchststand hatte im April bei etwa 220 Menschen gelegen. Am Samstagnachmittag lagen laut Zahlen des Divi-Intensivregisters 161 Patienten und Patientinnen mit Covid-19 auf Thüringer Intensivstationen. Jedes vierte Intensivbett (25,2 Prozent) war mit diesen Kranken belegt.
Angesichts der geringeren Zahl der Intensivbetten sei das "eine dramatische Situation", sagte Werner. Derzeit seien 650 Intensivbetten betreibbar, Pflegekräfte hätten den Bereich teils verlassen. "Und das ist natürlich auch einschneidend." Das führe dazu, dass bestimmte Operationen nicht stattfinden könnten. Teilweise könne es auch dazu führen, dass es manchmal länger dauert, bis ein Unfallopfer das Bett erhalte, das es brauche.
Sie gehe auch davon aus, dass Thüringen demnächst Patienten in andere Bundesländer verlegen müsse, sagte Werner weiter. Derzeit reiche es noch aus, Patienten innerhalb des Freistaats zu verlegen. Das länderübergreifende "Kleeblatt-System" bereite sich aber schon vor, Patienten zu verlegen. Auf Basis dieser Vereinbarung greifen sich Bundesländer gegenseitig unter die Arme, um die Überforderung einzelner Krankenhäuser abzufangen.
"Wir merken: Wir können nicht mehr jeden sicher versorgen", sagte auch die Intensivmedizinerin Caterina Reuchsel vom Wald-Klinikum Gera. Teils würden Patienten noch eine Stunde mit dem Rettungswagen zu ihnen gefahren, weil andernorts keine Betten mehr frei seien. "Es könnte noch schlimmer werden als letzten Winter. Und das wäre wirklich schlimm."
Derzeit lägen bei ihr auf der Intensivstation 13 Corona-Patienten. Davon seien nur vier geimpft. "Das ist wirklich demoralisierend, wenn man weiß: Es ist vermeidbar." Die vier Geimpften seien über 70 Jahre alt und hätten eigentlich schon eine Auffrischungsimpfung erhalten können.