Erfurt Barmer: Wohl mehr Krankenhauskeim-Infektionen in Pandemie
Das Problem der Krankenhausinfektionen hat sich nach Einschätzung der Krankenkasse Barmer in der Corona-Pandemie trotz eines Rückgangs von Klinikbehandlungen und strenger Hygienebestimmungen verschärft. Schätzungen gingen von bis zu 1000 zusätzlichen Fällen im vergangenen Jahr in Thüringen aus, teilte die Krankenkasse mit rund 200.000 Versicherten im Freistaat am Mittwoch mit.
Die Kasse berief sich auf Hochrechnungen auf Grundlage von Abrechnungsdaten ihrer Versicherten. Die Entwicklung habe vor allem mit einer veränderten Patientenstruktur in den Kliniken in der ersten Pandemiewelle zu tun, als viele planbare Operationen abgesagt worden seien. Akutbehandlungen betrafen demnach vor allem ältere Menschen, die deutlich anfälliger für Infektionen sind.
Eine große Rolle spiele zudem die hohe Arbeitsbelastung auf den Stationen und der Mangel an Schutzausrüstung zu Pandemiebeginn. "Das Krankenhauspersonal war während der Corona-Pandemie offenbar so belastet, dass es die hohen erforderlichen Hygienestandards nicht immer vollständig einhalten konnte", sagte Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk. Ein direkter Zusammenhang mit Corona-Infektionen lässt sich laut Kasse aus den Daten jedoch nicht herstellen. Dies sei auch schwer vorstellbar, sagte der Anästhesist und Intensivmediziner Christof Lascho vom Sophien- und Hufelandklinikum Weimar. "Covid-Patienten werden streng abgeschirmt."
Sogenannte nosokomiale Infektionen sind Infektionserkrankungen, die sich bei Klinikpatienten 48 Stunden nach der stationären Aufnahme entwickeln, etwa Harnwegs- oder Lungenentzündungen. Die Behandlung muss dabei nicht die Ursache sein. Sie entstehen oft durch körpereigene Keime von Patienten, Schläuche wie Blasenkatheter sind oftmals die Eintrittspforte. In Thüringen gehen Schätzungen laut Kasse von jährlich bis zu 20.000 Fällen aus.