Erfurt Thüringen benennt Schlösser für Bewerbung um Unesco-Welterbe
Thüringen stellt sich bei seinem Werben um den Unesco-Welterbestatus für seine kleinteilige Schlösserlandschaft auf einen steinigen Weg ein. "Wir sind mit unseren Schlössern nicht die ersten, die Schlösser für ein Welterbe anmelden", sagte die Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Doris Fischer am Donnerstag in Erfurt. Zudem sei Deutschland bereits überproportional mit Welterbestätten vertreten. Die Staatskanzlei stellte am Donnerstag jene neun Schlösser vor, die der Antrag auf die Aufnahme der Thüringer Residenzkultur in die deutsche Vorschlagsliste möglicher Welterbestätten umfasst.
Den Antrag will Thüringen Ende Oktober bei der Kultusministerkonferenz (KMK) einbringen, die ihn begutachtet und nach Angaben von Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) voraussichtlich im Herbst 2023 darüber entscheidet. Die Aufnahme in die deutsche Vorschlagsliste ist der erste Schritt zu einem möglichen Welterbestatus von Kultur- oder Naturstätten, die Entscheidung darüber trifft letztlich das Welterbekomitee.
Aus Sicht der Antragsinitiatoren ist die Schlösserlandschaft im Freistaat schon wegen ihrer Dichte an Residenzen auf einem so kleinen geografischen Gebiet einmalig. Bis zur Abschaffung der deutschen Monarchien nach dem Ersten Weltkrieg teilte sich das Gebiet des heutigen Freistaats in mehrere Fürsten- und Herzogtümer, darunter Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schwarzburg und Reuß. Die Thüringer Herrscherhäuser waren zu klein, um etwa militärisch eine Rolle zu spielen. Das taten sie vor allem auf kulturellen Gebiet, das Ergebnis sind viele Schlösser und Schlösschen, Theater und Parks.
Auch die Vielfalt der Baustile, in dem repräsentative Schlösser wie etwa Friedenstein in Gotha errichtet wurden, machen aus Sicht von Staatskanzlei und Stiftung den "außerordentlichen universellen Wert" als Kriterium für ein Welterbe aus. Nach Auffassung der Initiatoren stehen sie zudem exemplarisch für den Übergang von der Residenz zur Demokratie.
Stellvertretend für die Thüringer Residenzen stehen die Schlösser in Rudolstadt, Sondershausen, Altenburg, Gotha, Meiningen sowie das Stadtschloss in Weimar, das teilweise bereits zum Unesco-Welterbe des klassischen Weimar gehört, im Antrag. Greiz ist mit seinen zwei Reußen-Schlössern vertreten. Auch das für die Geschichte Thüringens und seiner Residenzkultur bedeutende Schloss Ehrenburg der Herzöge von Sachsen-Coburg im seit 1920 zu Bayern gehörenden Coburg ist Teil des Antrags.
Deutschland verfügt laut Thüringer Schlösserstiftung bereits über 51 Welterbestätten, darunter auch Schlösser wie die Würzburger Residenz und die Schlösser und Parks in Potsdam. In Thüringen sind die Wartburg, die Orte des klassischen Weimar, des Bauhauses Weimar und der Nationalpark Hainich Welterbe. Der Unesco liegt zudem die Bewerbung Erfurts mit der Alten Synagoge und dem jüdischen Ritualbad Mikwe vor, über dessen Aufnahme auf die Welterbeliste die Organisation voraussichtlich im Sommer 2022 entscheidet.