Erfurt Kaum Probleme mit Masern-Impfpflicht an Schulen und Kitas
Erfurt (dpa/th) – Die vor gut eineinhalb Jahren eingeführte Masern-Impfpflicht an Schulen und Kindergärten wurde vorher heiß diskutiert. Doch die Neuregelung hat in Thüringen nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW bislang nicht zu größeren Konflikten geführt. "Das ist weitgehend problemlos gelaufen", sagte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum der Deutschen Presse-Agentur. Zwar sei der Aufwand zunächst recht groß gewesen. Doch inzwischen seien Prüfungen, ob auch wirklich alle gegen Masern geimpft seien, vielerorts abgeschlossen, so Vitzthum.
Das seit März 2020 bundesweit geltende Masernschutzgesetz sieht für Kindergarten- und Schulkinder einen verpflichtenden Impfschutz gegen Masern vor. Ohne diesen Impfschutz dürfen Kinder nicht betreut werden. Ungeimpfte Schüler dürfen wegen der allgemeinen Schulpflicht zwar nicht vom Unterricht ausgeschlossen werden, ihnen oder ihren Eltern droht aber ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro. Auch nach 1970 geborene Beschäftigte müssen gegen die hochansteckende Krankheit geimpft sein. Bereits vor Einführung der Neuregelung verfügten die meisten Kinder in Thüringen über einen vollständigen Masern-Impfschutz.
Der Landeselternsprecherin für Kindergärten, Juliane Worgt, ist kein einziger Fall bekannt, in dem sich Eltern wegen der Impfpflicht an die Vertretung gewandt hätten oder gar Kinder vom Kita-Besuch ausgeschlossen worden seien. Auch im Bildungsministerium sind im Kontext mit der Masern-Impfpflicht keine größeren Konflikte bekannt.
Ob die positiven Erfahrungen mit der Masern-Impfpflicht auch ein Argument für die Einführung einer Corona-Impfpflicht zumindest im Kindergarten- und Schulbereich sein könnte, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte, er wolle "ausdrücklich betonen, dass eine Impfpflicht gegen Corona, was Schulen angeht, nicht zur Debatte steht". Masern und Covid-19 seien keine ohne Weiteres vergleichbaren Krankheiten.
Anders als bei den Corona-Impfungen sei es in den Köpfen vieler Menschen "noch drin, dass man sich gegen Masern impfen lässt", sagte Worgt. Die Einführung einer Corona-Impfpflicht an den Kindergärten könne sie sich nicht vorstellen. "Da würde es richtig krachen." Schon das Angebot von Coronatests in den Horten habe zu heftigen Kontroversen geführt.
Vitzthum dagegen zeigte sich offen, unter bestimmten Bedingungen über eine Impfpflicht an Schulen und Kindergärten nachzudenken. "Wenn ein Corona-Impfstoff für Kinder zugelassen ist, dann muss man die Situation insgesamt neu bewerten", sagte sie. Die Logik sei die gleiche wie bei der Masern-Impfpflicht. Es gehe darum, Menschen zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht selbst impfen lassen könnten und Bildungsstätten zu sicheren Räumen zu machen.