Erfurt Preise für Bauland ziehen an: Entspannung nicht in Sicht
Wer in Thüringen ein Baugrundstück kaufen will, muss dafür immer tiefer in die Tasche greifen. Der durchschnittliche Kaufpreis pro Quadratmeter baureifes Land lag 2020 mit knapp 53 Euro rund sechs Prozent über dem Vorjahreswert, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Erfurt mitteilte. Besonders in den Städten Jena, Erfurt und Weimar können sich Normalverdiener nach Experteneinschätzung nur noch schwer einen Hausbau leisten. Und die Zeichen stehen nicht auf Entspannung.
Durchschnittlich 569 Euro kostete ein Quadratmeter in der Lichtstadt Jena zuletzt, wie das Landesamt mitteilte. Damit haben sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. In Erfurt lag der Durchschnittspreis bei 196 Euro, in Weimar bei 190 Euro. Besonders günstig war Bauland im Landkreis Nordhausen für durchschnittlich 22 Euro pro Quadratmeter zu bekommen.
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Immobilienverbands Mitte in Thüringen, Jörg Wanke, gibt es derzeit keine Aussicht auf Entspannung bei den Grundstückspreisen. In den Städten gebe es kaum mehr Angebot, weswegen viele Menschen zum Bauen in die Landkreise auswichen. "Das Land wird jetzt ein Stück weit notgedrungen wiederbelebt." Es gebe aber auch einen Trend hin zu naturnäherem Leben. Dadurch seien auch in ländlichen Gebieten die Preise zuletzt gestiegen. Im Ilm-Kreis verzeichnete das Landesamt zuletzt etwa einen Durchschnittspreis von 82 Euro für den Quadratmeter Bauland.
Für die Städte Erfurt, Jena oder Weimar sagte Wanke: "Da kann sich letztlich nur ein bestimmtes Klientel ein Eigentum leisten." Zu den hohen Grundstückspreisen kämen ja auch noch zuletzt gestiegene Baukosten. Und solange es Menschen gebe, die die hohen Preise bezahlten, sei auch keine Umkehr zu erwarten.
Dass die Preise in Jena über dem Landesschnitt liegen, ist nach Ansicht eines Stadtsprechers keine Überraschung. "In Jena ist das Bauland einfach durch die Tallage begrenzt." Auf den Bergen rund um die Stadt dürfe meist nicht gebaut werden, dazu gebe es kaum mehr freie Grundstücke im Stadtbereich.
Nach Zahlen der Statistiker gibt es in Thüringen jedoch auch noch Städte mit moderaten Grundstückspreisen. In Gera etwa kostete der Quadratmeter mit rund 48 Euro weniger als im Landesschnitt.
Insgesamt wechselten im vergangenen Jahr 3062 unbebaute Grundstücke den Eigentümer. Das waren 154 Verkäufe mehr als im Vorjahr und damit der dritte jährliche Anstieg in Folge. Die durchschnittlichen Grundstückspreise, die auch Rohbauland, Freiflächen, oder Industrieland einschließen, kletterten um rund acht Prozent auf fast 40 Euro pro Quadratmeter.
Im ersten Halbjahr 2021 zog auch die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser an. 1033 Genehmigungen zählten die Statistiker und damit 144 mehr als im Vorjahreszeitraum. In Mehrfamilienhäusern ging die Zahl der genehmigten Wohnungen hingegen zurück.