Erfurt Schutz vor Überdosis: Drogencheck vor der Party
Thüringen will Partygänger, die sich fürs Dauertanzen im Club oder beim Open Air mit illegalen Drogen aufputschen, mit einem Testprogramm vor gesundheitlichen Schäden schützen. Seit kurzem wird ihnen angeboten, ihre zur Party mitgebrachten Substanzen auf die genauen Inhaltsstoffe und deren Konzentration mit einem mobilen Test zu untersuchen, wie das Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit sollen beispielsweise Überdosierungen vermieden werden. Ecstasy, Speed oder andere illegale Partydrogen werden auf dem Schwarzmarkt hergestellt, das heißt, sie unterliegen keiner Kontrolle wie etwa rezeptpflichtige Tabletten.
Bei den ersten drei Tests bei Veranstaltungen in Thüringen seien bereits höchst unterschiedliche Substanzen und Konzentrationen gefunden worden, sagte Sebastian Franke von der Suchthilfe in Thüringen (SiT). "Die Dosierung war teils sehr hoch, teilweise stimmten die Suchtstoffe nicht mit denen überein, die die Konsumenten erwartet hatten." So habe eine Ecstasy-Pille eine Konzentration des Suchtstoffs von 260 Milligramm aufgewiesen. Dies sei außergewöhnlich hoch und könne besonders starke Nebenwirkungen hervorrufen.
Nach Einschätzung des Suchtexperten waren die Reaktionen bei den ersten Test-Einsätzen positiv, man sei auf Aufgeschlossenheit und auch Dankbarkeit gestoßen. Durch das Angebot würden Menschen in die Lage versetzt, eigenständig zu entscheiden, ob sie die jeweiligen Drogen wirklich konsumieren wollen. "Es geht ja darum, ihnen bewusst zu machen, was sie da nehmen." Normalerweise nähmen Partygänger Drogen nicht ein, um sich zu schädigen. "Sie wollen den Kick."
Das in Thüringen eingesetzte Analyse-Verfahren ist laut Ministerium von Pharmazeuten in Jena entwickelt worden. Die Konsumenten werden vor Ort angeleitet, wie sie das Test-Kit mit einem kleinen Abrieb des zu analysierenden Stoffes zu bedienen haben. Das Ergebnis liegt laut Suchthilfe nach etwa zehn Minuten vor. Weil der Abrieb nicht an Dritte weitergegeben werde, verstoße der Test nicht gegen das Betäubungsmittelgesetz, so Franke. Die Analysen sind freiwillig.
Für den mobilen Drogencheck sind im Landeshaushalt in diesem Jahr 100.000 Euro vorgesehen. Insgesamt fließen mehr als eine Million Euro aus dem Landeshaushalt in Beratungsstellen zur vorbeugenden Drogenbekämpfung und zur Suchtkrankenhilfe.