Erfurt Gewerkschaft: Wechselunterricht im Herbst wahrscheinlich
Schüler, Eltern und Lehrer in Thüringen müssen sich nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW im Herbst darauf einstellen, dass es womöglich wieder Wechselunterricht gibt. Wegen der Pandemie werde es wahrscheinlich zumindest phasenweise an manchen Schulen zu einer Abkehr vom Präsenzunterricht kommen, sagte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum am Mittwoch in Erfurt. Die Schulen bräuchten Konzepte, welche Klassenstufen zuerst in den Wechselunterricht geschickt werden sollten, "damit eine Schule, wenn es so weit ist, auch in dieses Modell umsteigen kann".
Wechselunterricht werde dann notwendig, wenn in einer Region der Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten sei. Damit halte sich die GEW an entsprechende Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI). Von einer politischen Debatte, ob dieser Grenzwerte weiterhin gelten solle, hält die Gewerkschaft laut Vitzthum nichts: "Da vertrauen wir auf die Empfehlung des RKI."
Gleichzeitig erneuerte die GEW-Landesvorsitzende die Forderung, in den ersten zwei Wochen des neuen Schuljahres eine Testpflicht für alle Schüler und Lehrer sowie eine umfassende Maskenpflicht - auch im Unterricht - gelten zu lassen. Nach den Sommerferien sei die Gefahr groß, dass Menschen aus ihrem Urlaub das Coronavirus mitbringen und Schulen damit ohne Test- und Maskenpflicht zu Infektionsherden werden.
Aus dem Bildungsministerium hieß es dagegen, derzeit sei für das neue Schuljahr keine generelle Maskenpflicht im Unterricht geplant. "Bislang vorgesehen ist, dass an den Grundzügen des vorbeugenden Infektionsschutzes in der Phase Grün nichts Wesentliches geändert wird", sagte ein Sprecher. Dieser bedeutet eine Maskenpflicht im Schulgebäude und im Schülerverkehr. Die Maskenpflicht im Unterricht könnte nach diesem Plänen in Fällen aufgetretener Infektionen an Schulen durch die Schulleitung angeordnet werden.
Mit Blick auf das zurückliegende Schuljahr zog Vitzthum eine bittere Bilanz: "Gut, dass dieses Schuljahr zu Ende geht, eine Pause haben wirklich alle nötig." Zwar sei es kein verlorenes Schuljahr, aber die Belastungen für die Schüler, Eltern und alle, die an der Schule arbeiteten, enorm gewesen. Unter anderem die Lehrer hätten darunter gelitten, dass viele Corona-Regeln nur sehr kurzfristig vom Bildungsministerium kommuniziert worden seien.
Bei den Vorbereitungen für das neue Schuljahr, das Anfang September beginnt, laufe zwar manches besser als im Sommer 2020, konstatierte die Gewerkschafterin. So bewähre sich, dass es zu Bildungsfragen in der Pandemie seit Januar einen Runden Tisch gebe. Allerdings gebe es nach wie vor zahlreiche Defizite, die den absehbaren Wechsel in den Wechsel- oder gar Distanzunterricht an manchen Schulen auch nach etwa eineinhalb Jahren Corona erschwerten.
So funktioniere bei der Digitalisierung zum Beispiel die Anschaffung von Tablets oder Notebooks für die Schulen, doch noch immer seien zu wenige Schulen an das Breitbandnetz angeschlossen, sagte Vitzthum. Infolgedessen sei es in der Regel unmöglich, den Unterricht aus einem Klassenzimmer während einer Phase des Wechselunterrichts zu Schülern nach Hause zu streamen.