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Mafia im Osten: harmlose Fassade, aber gefährlich


Erfurt
Mafia im Osten: harmlose Fassade, aber gefährlich

Von dpa
20.07.2021Lesedauer: 2 Min.
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Mikrofone stehen auf dem Tisch vor Beginn der ersten Sitzung des Untersuchungsausschusses "Mafia" des Thüringer Landtags. (Quelle: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/dpa-bilder)

Die italienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta hat nach Einschätzung einer Wissenschaftlerin vom ostdeutschen Wiederaufbau profitiert - und wird bis heute unterschätzt. Dennoch habe sie keine Beweise für die These gefunden, dass die 'Ndrangheta unmittelbar nach der Wende in die neuen Bundesländer gekommen und dabei im Zuge der damaligen Privatisierung Unternehmen im großen Stil aufgekauft habe, sagte die Soziologin Zora Hauser am Dienstag in Erfurt vor dem Mafia-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages.

Allerdings habe die Mafia ab Mitte der 1990er Jahre verstärkt im Osten investiert, als die dortige Wirtschaft nach dem Ende der DDR wieder aufgebaut worden sei, sagte Hauser. Diese Trend habe sich nach dem Jahr 2000 verstärkt. Hauser forscht seit vier Jahren an der Universität Oxford zur Ausbreitung der Mafia in Deutschland.

Der Thüringer Untersuchungsausschuss soll unter anderem klären, warum ein langwieriges Ermittlungsverfahren mit dem Decknamen "Fido" im Jahr 2006 eingestellt wurde. Dabei geht es auch um die Frage, ob auf diese Entscheidung Einfluss aus der Politik genommen wurde. Auslöser für die Einrichtung des Ausschusses waren Medienberichte über dieses Verfahren, in dessen Zuge gegen Mafia-Strukturen in Thüringen ermittelt worden war.

Nach Einschätzung von Hauser wird noch immer in Deutschland unterschätzt, welche Gefahr von der 'Ndrangheta ausgeht. Ein Grund dafür sei, dass diese Mafia-Organisation versuche, unter dem Radar der deutschen Behörden zu agieren - soweit wie möglich gewaltlos, aber dennoch kriminell. Das geschehe oft erfolgreich. "Die Infiltration durch die 'Ndrangheta ist vergleichsweise leise und schleichend", sagte Hauser.

Der Vorsitzende des Vereins "Mafia? Nein danke!", Sandro Mattioli, sagte, die 'Ndrangheta sei trotz ihrer harmlosen Fassade eine äußerst gewaltbereite Organisation. Sie habe bis heute mehr als 1000 Menschen auf teilweise grausame Art getötet.

Mattioli und Hauser verwiesen auf Angaben der Bundesregierung, wonach die Zahl der Mafiosi in Deutschland auf 800 bis 1000 geschätzt wird. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion aus dem Jahr 2019 heißt es auch, dass bundesweit von mindestens 18 bis 20 'Ndrangheta-Stützpunkten ausgegangen wird. Einer davon soll in Erfurt liegen.

Hauser verlangte deutlich mehr Anstrengungen der deutschen Sicherheitsbehörden, um den Kampf gegen die 'Ndrangheta effektiv zu führen. Neue Befugnisse etwa der Polizei könnten dabei möglicherweise hilfreich sein. Gleichzeitig fügte sie hinzu: "Man sollte erst mal das benutzen, was man hat."

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