Erfurt Höchststand bei Verfahren wegen Kindeswohlgefährdungen 2020
Von den Thüringer Jugendämtern sind im vergangenen Jahr 4482 Verfahren zur Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung geführt worden. Wie das Thüringer Landesamt für Statistik am Dienstag mitteilte, war das im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 499 Gefährdungseinschätzungen. Damit sei ein Höchststand seit Einführung der Erhebung im Jahr 2012 zu verzeichnen gewesen. Von den Einschätzungen zur Kindeswohlgefährdung waren 2144 Mädchen (47,8 Prozent) und 2338 Jungen (52,2 Prozent) betroffen.
Als Ergebnis der Gefährdungseinschätzungen wurden durch die Fachkräfte 664 akute, eindeutige und 722 latente Fälle von Kindeswohlgefährdungen festgestellt. Bei einer latenten Kindeswohlgefährdung liegen den Angaben nach ernstzunehmende Hinweise auf eine Gefährdung vor, der Verdacht konnte aber nicht endgültig bestätigt werden. In 69,1 Prozent aller Fälle kamen die Experten zu dem Ergebnis, dass keine Kindeswohlgefährdung vorlag. Jedoch bestand in gut 2000 Fällen Bedarf an Hilfe oder Unterstützung für die Familien durch die Jugendämter.
Die häufigste Form der Kindeswohlgefährdung sind den Angaben nach Anzeichen für Vernachlässigung. Anzeichen für psychische Misshandlungen zeigten sich in 30,9 Prozent der Fälle von Kindeswohlgefährdungen. Körperliche Misshandlungen wurden in 305 Fällen und in 74 Fällen Anzeichen für sexuelle Gewalt ermittelt. In 296 Fällen wurden mehrere Gefährdungsarten aufgenommen.