Erfurt Statistik: Jugendämter nehmen 2020 weniger Kinder in Obhut
Die Jugendämter in Thüringen haben im vergangenen Jahr 1303 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das sind 48 Fälle oder 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Thüringer Landesamt für Statistik am Dienstag in Erfurt mitteilte. Bei jeder zweiten Maßnahme wurde als Grund unter anderem die Überforderung eines Elternteils oder beider Eltern bei der Erziehung und Betreuung angegeben. Mit 690 Maßnahmen war das der häufigste Grund, ein Kind oder Jugendlichen in Obhut zu nehmen.
Mit 348 Fällen wurden deutlich mehr Kinder aus Sicht des Jugendamtes vernachlässigt und aus diesem Grund vorläufig oder regulär aus der Familie genommen (Vorjahr 310). Seit mehreren Jahren steigen die Fälle der Vernachlässigung aus Sicht der Statistiker an. So kam es bereits 2019 zu einem "signifikanten Anstieg um 36,6 Prozent beziehungsweise 83 Fällen im Vergleich zum Jahr 2018".
Mit rund 39 Prozent waren Kinder und Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahren besonders von einer vorläufigen Schutzmaßnahme betroffen (512). In rund 61 Prozent der Fälle (793) wurde die Inobhutnahme von den Jugendämtern und sozialen Diensten angeregt, in weiteren 205 Fällen durch das Kind oder die Jugendlichen selbst.
Eine Inobhutnahme kommt dann infrage, wenn eine dringende Gefahr für ein Kind oder einen Jugendlichen besteht. In dem Fall sorgt das Jugendamt für eine vorläufige Unterbringung etwa in einer Einrichtung oder bei einer geeigneten Person.
In Thüringen kamen die Kinder und Jugendlichen in rund 81 Prozent der Fälle in eine Einrichtung. Am Ende der vorläufigen Schutzmaßnahme mussten in 543 Fällen (41,7 Prozent) stationäre erzieherische Hilfen außerhalb des Elternhauses eingeleitet werden. In 451 Fällen (34,6 Prozent) konnten die Kinder und Jugendlichen zurück nach Hause.