Erfurt Neue Spielzeit am Theater Erfurt: "Drama ist unser Business"
In Zukunft will sich das Theater Erfurt verstärkt mit Themen wie Rassismus, Extremismus, Toleranz, Künstlicher Intelligenz und Diversität auseinandersetzen. Man habe die spielfreie Zeit genutzt, um sich breiter aufzustellen und zu modernisieren, sagte Generalintendant Guy Montavon am Montag bei der Vorstellung der Spielzeit 2021/22 in Erfurt. Coronabedingt hatte die Bühne in der Landeshauptstadt von Mitte März bis Ende August sowie ab Anfang November alle Veranstaltungen absagen müssen. "Aber wir waren nicht inaktiv in dieser Zeit", betonte Montavon. Wann immer es ging, sei geprobt, gebaut und geplant worden.
Für die Spielzeit 2020/21, die unter einem besseren Stern stehe, habe man nun einen prallen Spielplan zusammengestellt. Neue Stücke sollen ebenso auf die Bühne kommen wie Produktionen, die bereits für die vergangene Spielzeit angedacht waren und pandemiebedingt verschoben oder ausgesetzt werden mussten. "Wir können nicht alles das repräsentieren, was wir geprobt haben, aber zum Teil können wir es aufgreifen", sagte Montavon.
So werde etwa die Premiere von "Sweeney Todd" im November nachgeholt. Und auch die ursprünglich für 2021 geplante Produktion "Die Rache der Fledermaus" werde in der neuen Spielzeit aufgegriffen. Zudem sollen Uraufführungen wie etwa die Oper "Julie et Mao" über die junge Chinesin Chow Ching Lie, die sich ihren Traum Pianistin zu werden, verwirklicht, und "Mio, mein Mio" nach Astrid Lindgren sowie elf Sinfoniekonzerte das Publikum in der kommenden Spielzeit wieder ins Theater locken. Das Jugendschauspiel "Mongos" in Kooperation mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar soll im Februar Premiere feiern.
In der kommenden Spielzeit will die Bühne auch Thesen, die in dieser Zeit hausintern aufgestellt wurden, auf den Prüfstand stellen. "Orientierungslosigkeit entsteht, wo eine Gesellschaft geistig unterernährt ist", hieß es am Montag etwa. Oder: "Wo Kultur gesät wird, entsteht Bildung. Und Bildung ist ein wesentlicher Beitrag für den Weltfrieden".
Nachdem die Corona-Pandemie Menschen auf der ganzen Welt isoliert hat, 2020 auf den Treppen des Deutschen Bundestages Reichskriegsflaggen wehten und im Januar in Washington Hunderte Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol stürmten, laute das Motto der neuen Spielzeit "Orientierung verloren? Drama ist unser Business".
Trotz pandemiebedingter Einschränkungen im Spielbetrieb konnten nach Theaterangaben im Jahr 2020 insgesamt 170 Veranstaltungen - inklusive der Domstufen-Festspiele - von rund 38.500 Besucherinnen und Besuchern gesehen werde. Das entspreche einer Auslastung von 76 Prozent. Im Vorjahr hatten noch mehr als 191.000 Gäste die rund 550 Veranstaltungen besucht. Die Auslastung lag damals bei 87,7 Prozent.