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Projekt soll Luchs-Population auf die Sprünge helfen


Erfurt
Projekt soll Luchs-Population auf die Sprünge helfen

Von dpa
09.06.2021Lesedauer: 2 Min.
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Die Luchskatze "Kaja" steht in ihrem Gehege in Thüringen. (Quelle: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/archivbild/dpa-bilder)

Lange Zeit galt der Luchs in Deutschland als verschwunden. Seines dichten Fells wegen wurde er gejagt. Vor allem dank Wiederansiedlungsinitiativen sind einige der streng geschützten Tiere wieder in voneinander getrennten deutschen Wäldern heimisch. Ein neues Projekt der Umwelt- und Naturschutzorganisationen BUND Thüringen und WWF Deutschland sowie des Thüringer Umweltministeriums soll prüfen, wie ihre Ausbreitung gestärkt werden kann.

Dem Thüringer Wald könnte dabei eine große Bedeutung zukommen, wie die Experten am Mittwoch darlegten. "Thüringen hat aufgrund seiner zentralen Lage eine Schlüsselrolle bei der Wiederausbreitung der Luchse in Deutschland", sagte Umweltministerin Anja Siegesmund.

In der Bundesrepublik gibt es bislang drei isolierte Luchs-Gebiete: der Pfälzerwald, der Harz und der Böhmerwald in Bayern. Gerade um die Vorkommen in den letzteren beiden Regionen zu vernetzen, sei es wichtig, dass sich mehr Tiere im Thüringer Wald ansiedelten. Das zeigen Berechnungen eines Forschungsprojekts des BUND Thüringen und der Universitäten Göttingen und Freiburg.

Allerdings: "Das Modell zeigt, dass die natürliche Wiederbesiedlung von Lebensräumen wie dem Thüringer Wald ohne aktive Unterstützung auch in 25 Jahren unwahrscheinlich ist", sagte Marco Heurich, Professor für Wildökologie und Wildtiermanagement der Universität Freiburg. Wohl zeigten die Computer-Simulationen aber, dass die Vernetzung der Luchs-Gebiete mit einer gezielten Aussiedlung von Tieren im Thüringer Wald schneller gelingen könnte.

Mit dem neuen Projekt soll nun unter anderem geklärt werden, ob eine solche gezielte Wiederansiedlung überhaupt möglich wäre. Dafür planen die Akteure etwa Gespräche mit Jägern, Waldbesitzern und Kommunen. Das Ministerium nimmt dafür 115.000 Euro in die Hand. "Wir müssen sorgfältig prüfen: Was ist machbar und wer hilft mit", sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz des WWF Deutschland. Eine Machbarkeitsstudie sollte am Ende der Projektlaufzeit stehen und möglicherweise auch ein Antrag auf Fördermittel bei der EU.

Wichtig ist die Verbindung der Luchs-Gebiete vor allem auch, um genetische Vielfalt in den Populationen zu erhalten. Dadurch werden die Tiere etwa weniger anfällig für Krankheiten. Beispiele aus anderen europäischen Luchs-Gebieten zeigten, dass manche isoliertere Populationen auch Schwierigkeiten haben, überhaupt Nachwuchs zu bekommen, erklärte der BUND Thüringen Projektleiter Marko Port.

Auch Wilderei sei mitunter ein großes Problem für den ohnehin bedrohten Luchs, sagte Heurich. Gerade im bayrischen Gebiet gebe es immer wieder Fälle. Für den Harz und den damit verbundenen Nordthüringer Raum sei das in diesem Umfang noch nicht festgestellt worden. Allerdings drohe Luchsen fast überall die Gefahr von Autos im Straßenverkehr überfahren zu werden. Gerade für die Vernetzung von Gebieten müsse das berücksichtigt werden. Grünbrücken oder auch kleine Unterführungen an Autobahnen könnten helfen, so Heurich.

Ein anderes Problem liegt laut WWF-Vorstand Heinrich darin, dass Luchse weniger Nachwuchs zeugten als andere Säugetiere. Der Wolf etwa würde häufiger und mehr Jungtiere bekommen. Allerdings habe der Luchs im Vergleich zum Wolf einen Vorteil: "Der Luchs ist im Großen und Ganzen ein Sympathieträger." Menschen würden ihn mögen und keine Ängste mit ihm verbinden. Jäger könnten die Reh liebende Raubkatze zwar als Konkurrenz wahrnehmen. Doch deshalb sollten gerade sie in das Projekt mit eingebunden werden, so Heinrich.

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