Erfurt App "Hans & Gretel" soll Ärzten beim Kinderschutz helfen
Mit der App "Hans & Gretel" können sich Ärzte und Ärztinnen in Thüringen in Zukunft bei Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung Hilfe holen. Das Programm soll den bisher gedruckten Leitfaden ablösen, teilten die Landesärztekammer Thüringen und die Techniker Krankenkasse (TK) am Freitag gemeinsam mit. Die App war bereits 2018 von einer Projektgruppe, der Vertreter der TK und der Sächsischen Landesärztekammer angehörten, entwickelt worden. Nun wurde Thüringen als ein weiteres Bundesland angeschlossen.
"Wir Ärztinnen und Ärzte haben beim Erkennen von Gewalt eine Schlüsselposition", sagte der Kinderarzt und Vizepräsident der Landesärztekammer Thüringen, Hans-Jörg Bittrich. "Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Kolleginnen und Kollegen befähigt sind, Gewalteinwirkungen zu sehen und zu erkennen, diese zu dokumentieren und entsprechende Schritte einzuleiten." Dazu werde die App einen wichtigen Beitrag leisten.
Ziel der App ist, analog dem Leitfaden die frühzeitige Erkennung von Kindeswohlgefährdung zu ermöglichen. Zudem sollen notwendige Kontaktstellen - etwa Beratungsstellen und Meldestellen, Jugendämter und Kinderschutzgruppen - unkompliziert aktualisiert werden können.
Das Grimm’sche Märchen "Hänsel & Gretel" steht in der Gerichtsmedizin für alle möglichen Formen der Gewalt gegen Kinder. Aus "Hänsel" sei bei der App "Hans" geworden, "da perspektivisch App-Erweiterungen für Gewaltopfer im Erwachsenen- und Pflegebereich geplant sind", lässt sich auf der Seite der TK nachlesen.