Erfurt Ganztägige Ausgangssperre im Eichsfeld
Wegen hoher Infektionszahlen greift der thüringische Landkreis Eichsfeld nun zu drastischen Mitteln: Ab Montag gelten im Eichsfeld eine ganztägige Ausgangssperre und noch einmal verschärfte Kontaktbeschränkungen. Eine entsprechende Allgemeinverfügung, die am Montag in Kraft tritt, veröffentlichte der Kreis am Sonntag. Demnach sollen Bürger ihr Haus nur noch aus triftigem Grund verlassen dürfen. Dazu gehören unter anderem Besorgungen von Lebensmitteln, der Weg zur Arbeit oder Spaziergänge mit dem Hund. Nach der Verfügung des Kreises ist auch die Teilnahme an Beerdigungen oder standesamtlichen Eheschließungen ein triftiger Grund.
Bereits jetzt gilt in ganz Thüringen eine Ausgangssperre - allerdings nur nachts in der Zeit von 22 bis 5 Uhr. Thüringen ist das Bundesland mit dem deutschlandweit zweithöchsten Infektionsgeschehen - nach Sachsen. Der aktuell noch laufende sogenannte harte Lockdown gibt vor, dass sich im Freistaat nur zwei Haushalte und nicht mehr als insgesamt fünf Menschen treffen dürfen.
Der Landkreis Eichsfeld verschärft diese Regel nun. Im öffentlichen Raum sollen sich die Eichsfelder ab Montag nur noch mit Menschen ihres eigenen Haushaltes treffen dürfen. Im Privaten allerdings gilt die thüringenweite Regel der zwei Haushalte.
Im Eichsfeld lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag bei 366 - und damit unter den Werten der vergangenen Tage. Hintergrund ist, dass im Eichsfeld nach Angaben des Kreises an den Weihnachtsfeiertagen keine Corona-Tests durchgeführt wurden. Dennoch seien vom Gesundheitsamt in dieser Zeit 88 Neuinfektionen erfasst worden, hieß es in einer Mitteilung vom Sonntag. "Vor dem Hintergrund, dass an den Weihnachtstagen keine COVID-19-Tests erfolgten, ist davon auszugehen, dass sich die Lage in den kommenden Tagen nicht wesentlich entspannen wird", hieß es.
An Heiligabend lag der Inzidenzwert im Eichsfeld noch bei 463 Neuinfizierten pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Fünf Menschen im Alter zwischen 83 und 101 Jahren starben an den Weihnachtsfeiertagen im Eichsfeld im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung.
In ganz Thüringen bleibt die Situation in der Corona-Pandemie trotz eines Rückgangs der Neuinfektionen angespannt. Während in den Tagen vor und um Weihnachten teils deutlich mehr als 1000 Neuinfizierte pro Tag erfasst wurden, waren es am Sonntag nur noch 599, wie aus Daten des Thüringer Gesundheitsministeriums hervorgeht. Allerdings weist das Robert Koch-Institut darauf hin, dass an Weihnachten und zum Jahreswechsel meist weniger Menschen zum Arzt gehen und damit auch weniger Corona-Tests durchgeführt werden. Außerdem kann es zu Verzögerungen beim Melden von Infektionen kommen.
Der Inzidenzwert sank in Thüringen am Sonntag auf 290,1 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Zuletzt hatte der Freistaat noch deutlich über der 300-Marke gelegen. Die Gesamtzahl der Corona-Infektionen seit Ausbruch der Pandemie in Thüringen lag bei 38 763, wobei Schätzungen zufolge 25 690 davon inzwischen als genesen gelten. In Thüringen leben rund 2,1 Millionen Menschen.
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) hatte vor Weihnachten deutlich gemacht, dass sie wegen zunehmender sozialer Kontakte der Menschen an den Feiertagen mit steigenden Infektionszahlen nach Weihnachten und dem Jahreswechsel rechnet. Diese Prognose bekräftigte Werner am Sonntag. Zugleich sagte sie, dass die Krankenhauskapazitäten ihrer Einschätzung nach auch in den nächsten Wochen reichen werden, um alle schwer an Corona erkrankten Menschen im Land selbst zu behandeln.