2,2 Millionen Euro verdient Mafia-Drogenring vor Gericht: Viele Angeklagte gestehen
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Ein internationaler Drogenring steht vor Gericht: Viele Angeklagte gestehen und enthüllen neue Details. Die Schmuggelautos sollen etwa aus Wuppertal stammen.
Im Prozess um einen großangelegten internationalen Kokainschmuggel im Auftrag der italienischen Mafia haben die meisten der acht Angeklagten vor dem Wuppertaler Landgericht Geständnisse abgelegt. Dabei belasteten sich einige der Beschuldigten gegenseitig und offenbarten neue Details über die kriminellen Strukturen. Eine besondere Überraschung gab es in Bezug auf die Herkunft der Schmuggelautos.
Der Prozess findet aus Sicherheitsgründen im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts statt. Angeklagt sind fünf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 36 und 64 Jahren, die laut Staatsanwaltschaft als Drogenkuriere und Organisatoren in ein Netz aus mehr als 50 Kokain-Transporten verwickelt gewesen sein sollen. Insgesamt sollen sie fast 900 Kilogramm Kokain aus dem Ausland nach Deutschland geschmuggelt haben. Als Tarnung für ihre Geschäfte soll die Gruppe ein Angelparadies im Ruhrgebiet genutzt haben.
Überraschende Aussage über die Schmuggelautos
Ein besonderer Moment im Verfahren ergab sich, als einer der Angeklagten eine neue Version zur Herkunft der präparierten Fahrzeuge präsentierte: Während die Ermittler bislang davon ausgegangen waren, dass die Drogenverstecke ausschließlich in Spanien in die Autos eingebaut wurden, erklärte der Mann nun, dass mindestens eines der Fahrzeuge in einer Werkstatt in Wuppertal präpariert worden sei. Er selbst sei dabei gewesen, als die Verstecke eingebaut wurden.
Eine 62-jährige Mitangeklagte gab an, unter massivem Druck in die kriminellen Machenschaften hineingezogen worden zu sein. Sie sei bedroht worden und habe sich gezwungen gefühlt, an den Drogentransporten teilzunehmen. Ursprünglich habe sie ihre Frührente von 1.300 Euro durch das Fahren eines Schulbusses für behinderte Kinder aufgebessert. Dann sei sie jedoch für die Schmuggelfahrten nach Italien angeworben worden. Als Beifahrerin habe sie pro Fahrt 500 Euro erhalten, als Fahrerin seien es 1.200 Euro gewesen.
Ein weiterer Angeklagter, ein 48-jähriger Mann, gab an, dass er über Malerarbeiten in die kriminellen Strukturen geraten sei. Er habe im Angelparadies des Hauptangeklagten gearbeitet und sei dann in das Netzwerk hineingezogen worden. Zuvor habe er lange als Leiharbeiter gearbeitet und sei seit einer Privatinsolvenz im Jahr 2012 mit 10.000 Euro verschuldet. Zudem habe er eine Vorstrafe wegen Verletzung der Unterhaltspflicht. Er räumte ein, von Anfang an gewusst zu haben, dass es um Drogen- und Geldtransporte gegangen sei.
Mafia-Prozess in Düsseldorf: Der Hauptangeklagte schweigt
Während fünf Angeklagte bereits gestanden haben und zwei weitere Einlassungen angekündigt wurden, schweigt der mutmaßliche Drahtzieher des Schmuggels. Der 64-jährige Hauptangeklagte aus Hattingen gilt als zentrale Figur der Operation. Laut der Staatsanwaltschaft soll er mit dem Kokainhandel Einnahmen von insgesamt 2,2 Millionen Euro erzielt haben. Ihm wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Drogenhandel in großem Stil vorgeworfen.
Die Ermittlungen gegen die Gruppe dauerten mehrere Jahre. Die Polizei hatte den Schmuggel durch verdeckte Ermittlungen, Telefonüberwachungen und die Auswertung von Fahrzeugbewegungen aufgedeckt. Das Verfahren wird fortgesetzt, weitere Aussagen der Beschuldigten werden erwartet.
- Nachrichtenagentur dpa