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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vertrag läuft aus, Süle kommt Geht er oder bleibt er? Zagadous ungewisse BVB-Zukunft
Mit Niklas Süle plant der BVB die Defensive der Zukunft. Doch auch gegenwärtig muss die Abwehr Gegentore stoppen. Dan-Axel Zagadou spielt da eine wichtige Rolle – doch gilt das auch weiterhin?
Die Schultern hingen herab, der Kopf war gesenkt, der Blick traurig – aus Dan-Axel Zagadou sprach nur noch Frust. Beim 2:5-Debakel des BVB gegen Bayer Leverkusen war der Franzose nicht nur dabei, sondern mittendrin.
Erst zum dritten Mal in dieser Saison stand der Verteidiger nach Verletzungen, Reha und Corona-Pause in der Startelf, zum ersten Mal in diesem Jahr. Endlich wollte er als Hummels-Ersatz wieder zeigen, warum er sich in Dortmund den Ruf eines hochtalentierten Verteidigers erworben hat. Und dann patzte der 22-Jährige derart übel, dass die herbe Niederlage auch auf seine Kappe ging.
Zagadous Vertrag läuft nur noch bis zum Sommer
Die Partie spiegelt ein wenig wider, in welchem Dilemma sich Zagadou und der BVB befinden. Auf der einen Seite wird der Abwehrhüne in der Innenverteidigung gebraucht und soll auch perspektivisch eine Rolle spielen. Auf der anderen Seite werfen ihn seit fast zwei Jahren immer wieder langwierige Verletzungen zurück. Nur noch bis zum Sommer läuft sein Vertrag in Dortmund und so stellt sich dieser Tage die Frage: Verlängert der BVB mit Zagadou? Oder trennen sich die Wege?
Als der hoch aufgeschossene Verteidiger 2017 mit gerade einmal 18 Jahren nach Dortmund kam, sorgte er nicht nur mit seinen 196 Zentimetern Körperlänge für Aufsehen. Aus der zweiten Mannschaft von Paris St. Germain wechselte Zagadou damals ablösefrei ins Ruhrgebiet. Technisch bestens ausgebildet, kopfball- und zweikampfstark, mit imposanter Statur, auch im Spielaufbau geschult, ruhig am Ball – ein Versprechen für die Zukunft.
Dazu zählt Zagadou zu der eher seltenen Spezies der Linksfüße unter den Innenverteidigern. Und genau das bescherte ihm auch überraschend schnell einen Platz in Dortmunds Startelf. Als Marcel Schmelzer länger ausfiel, beorderte der damalige Trainer Peter Bosz den Franzosen direkt zu Saisonbeginn auf die linke Abwehrseite. Er löste das mit seiner dynamischen Spielweise solide, wenn natürlich auch nicht perfekt – aber Zagadou hatte schon früh eine Duftmarke bei den Schwarz-Gelben gesetzt.
Dem Bundesligadebüt im August 2017 folgte eine erfolgreiche Phase, acht Einsätze in acht Pflichtspielen in Folge. Doch als der Bosz-Fußball beim BVB in die Krise geriet, erlebte auch "Daxo", wie sie ihn in Dortmund rufen, erstmals die Schattenseiten seines jungen Fußballer-Lebens. Am zehnten Spieltag erzielte er in Hannover sein erstes Bundesligator und flog noch im selben Spiel vom Platz. In der Folge flog er auch aus der Startelf und unter Peter Stöger nahezu komplett aus der Mannschaft.
Verletzungen über Verletzungen
Im Frühjahr 2018 endete Zagadous Rückkehr in die erste Elf dann nicht nur mit dem Aus in der Europa League gegen Salzburg, sondern auch mit der ersten von mehreren schweren Verletzungen, die fortan seinen Weg in Dortmund begleiten sollten. Ein Muskelbündelriss setzte ihn für den Rest der Spielzeit außer Gefecht.
Seither liest sich die Krankenakte für einen gerade einmal 22-Jährigen erschreckend: Mittelfußprellung, muskuläre Probleme, Knieprobleme, mehrfache Muskelfaserrisse, Außenbandriss im Knie, zuletzt eine erneute Knieoperation im März 2021, durch die er bis zum letzten November ausfiel. Auf mehrere Hundert Tage summiert sich die Ausfallzeit des Verteidigers.
Warum der BVB trotzdem so große Hoffnungen in ihn setzt, zeigte Zagadou in den wenigen Phasen, in denen er länger belastbar und fit war. Unter Lucien Favre lief der Mann mit dem meist etwas mürrischen, sonst aber gleichbleibend kühlen Gesichtsausdruck zwischenzeitlich sogar Manuel Akanji den Rang ab. Energisch im Zweikampf, abgeklärt am Ball, mit starker Passquote – in der Bundesliga gegen Frankfurts Silva ebenso wie in der Champions League gegen das Pariser Starensemble mit Neymar und Mbappé.
Aber immer wieder war und ist es die Verletzungsanfälligkeit, die den Hünen auch nach vier Jahren in Dortmund am endgültigen Durchbruch hindert. "Ich vertraue meinem Körper", sagt Zagadou selbst zu seiner aktuellen Situation. Marco Rose bescheinigt ihm "einen großen Mehrwert und großes Potenzial" und nahm ihn auch nach dem schwachen Spiel am Wochenende in Schutz: "Er wird ein bisschen brauchen, um Rhythmus aufzunehmen und in die Form zu kommen, in der er selbst sagt, er ist bei hundert Prozent."
- Neuzugang Süle: Deshalb wird er dem BVB helfen
Genau diese Zeit aber hat die Borussia nicht. 36 Gegentore nach 21 Spieltagen sind ein alarmierender Wert für die Defensive. Nur vier Vereine in der Bundesliga haben noch mehr Tore kassiert. Rose muss diese Flut schnell stoppen, um die Saison zu retten. Nach dem Aus in Champions League und Pokal sowie bei neun Punkten Rückstand auf die Bayern gilt der Fokus der Europa League. Und da warten schon am 17. Februar die Glasgow Rangers.
"Daxo" würde gerne bleiben
Zagadou Spielpraxis verschaffen und an sein bestes Niveau heranführen und zugleich den Laden hinten ganz schnell dicht bekommen – Rose steckt in einem Dilemma. Und das wirft auch die Frage auf, ob der Franzose der Borussia perspektivisch wirklich helfen kann und welche Rolle er im schwarz-gelben Abwehrpuzzle spielen wird.
Mit Niklas Süle steht ein Neuzugang zur neuen Saison fest, Hummels hängt mindestens noch eine Spielzeit an, bei Akanji stehen die Zeichen eher auf Abschied, bei Pongračić sowieso. Und Zagadou? "Wenn der Verein sich das auch vorstellen kann, dann bleibe ich gerne hier", hat er selbst kundgetan. Auch Marco Rose spricht sich für seinen Verbleib aus: "Ich sehe ihn langfristig in der ersten Elf."
Ob das auch für die Vereinsführung gilt, muss sich in den nächsten Wochen zeigen.
- Eigene Recherche