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Neonazi "SS-Siggi" beerdigt – Experte warnt vor Folgen der Trauerfeier


Neonaziszene in Dortmund
Zahlreiche Rechtsextreme bei Beerdigung von "SS-Siggi"

Von t-online, nhe

Aktualisiert am 21.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Siegfried Borchardt (Archivbild): Der Neonazi verstarb bereits im Oktober.Vergrößern des Bildes
Siegfried Borchardt (Archivbild): Der Neonazi verstarb bereits im Oktober. (Quelle: Reichwein/imago-images-bilder)
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Im Oktober verstarb der Dortmunder Neonazi Siegfried Borchardt. Nun wurde er beerdigt. Zahlreiche Rechtsextremisten versammelten sich zur Beisetzung.

Der weit über die Stadtgrenzen bekannte Dortmunder Neonazi Siegfried Borchardt ist am Freitag auf dem Hauptfriedhof in Dortmund beerdigt worden. Stadt und Polizei bereiteten sich auf den Tag vor, da sie viele Personen aus dem rechten Milieu erwarteten.

Laut eines Reporters vor Ort nahmen rund 150 Rechtsextreme an der Beerdigung teil. Die Polizei sprach von 250 Teilnehmern. Im Vorfeld wurden 200 Trauergäste angekündigt. Bei der Ankunft trugen sie demnach Kränze und Blumen, sowie zwei kleine Stände mit Siegfried Borchardts Bild.

"SS-Siggi" wird beerdigt: Reporter wird bedrängt

Die Polizei twitterte am Morgen, dass sie "mit aller Konsequenz gegen Straftäter vorgehen" wolle. Ein Reporter wurde von den Rechtsextremisten bedrängt. Die "Ruhr Nachrichten" berichten außerdem von Fotografen, die von den Neonazis beleidigt wurden.

Ansonsten verlief die Anreise der Teilnehmer ohne größere Vorkommnisse. Die Stimmung vor Ort war ruhig. Die Trauerfeier dauerte eine halbe Stunde, danach gingen die Teilnehmer in Kleingruppen zum Grab von Siegfried Borchardt.

Die Stadt kündigte im Vorfeld an, eine Pilgerstätte für Rechtsextremisten verhindern zu wollen. Ein Sprecher der Stadt sagte den "Ruhr Nachrichten": "Die Beisetzung ist keine politische Versammlung und findet somit vor dem Hintergrund der Vorgaben der Friedhofssatzung der Stadt Dortmund statt."

Experte warnte vor Glorifizierung des Verstorbenen

Heißt: In geschlossenen Räumen galt die 3G- und unter freiem Himmel die Abstandsregeln. Eine Maskenpflicht im Freien gab es nicht. Laut des Reporters trugen die wenigsten einen Mund-Nasen-Schutz. Es war demnach die Aufgabe des Veranstalters und des Bestattungsunternehmens, die Regeln zu kontrollieren.

Obwohl es sich offiziell lediglich um eine Trauerfeier handelte, skandierten Redner laut des Reporters vereinzelt politische Parolen. Die Teilnehmenden schienen demnach verunsichert, ob sie – wie bei einer rechten Demonstration – applaudieren sollten. Sie standen stattdessen still in der Kälte. Sowohl die Stadt Dortmund als auch die Polizei wollten am Freitag keine Statements geben, "da es sich um eine private Trauerfeier handelt".

Siegfried Borchardt verstarb bereits am 3. Oktober des vergangenen Jahres. Zu Lebzeiten war "SS Siggi" für mehrere neonazistische Gruppierungen und Parteien aktiv. Er saß mehrfach wegen Körperverletzung in Haft und mischte in der rechten Hooliganszene nicht unerheblich mit.

Im rechten Milieu war er weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Bereits kurz nach dem Tod Borchardts im Oktober zogen 480 Neonazis in einem "Trauermarsch" durch die Stadt. Die Polizei bewachte die Versammlung.

Rechtsstreit um Ruhestätte

Davor hatte ein Rechtsextremismus-Experte im Gespräch mit t-online gewarnt. Leroy Böthel, von der örtlichen Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus, befürchtete eine Glorifizierung von "SS-Siggi", denn solche Veranstaltungen dieser Größen in der Neonaziszene seien "ein hochsymbolischer Akt, der natürlich oft auch politisch gerahmt wird". "Solche Veranstaltungen haben für die Szene schon eine gewisse Wirkung", so Böthel.

Er erinnerte an die Beerdigung der früheren Führungsfigur der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Friedhelm Busse. Dort legten Neonazis eine Reichskriegsflagge samt Hakenkreuz auf den Sarg. Das wollte die Stadt vehement verhindern. Borchardt und Busse waren eng verbunden.

Mit Blick auf die Ruhestätte des Neonazis kam es zuletzt zu einem Rechtsstreit. Die Stadt schlug eine anonyme Bestattung vor. Ein gesetzlicher Vertreter der Familie – laut des Portals "Norstadtblogger" der Neonazi Alexander Deptolla – lehnte das ab. In einem Eilverfahren hatte das Verwaltungsgericht für den "Totenfürsorgeberechtigten" entschieden.

Das Grab des Neonazis sollte laut "Ruhr Nachrichten" mit einer Steintafel verschlossen werden. Diese werde noch keine Aufschrift tragen, heißt es. Die Gestaltung der Grabstätte ist demnach noch Gegenstand des Hauptverfahrens vor dem Verwaltungsgericht.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Recherchen
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