Prozessauftakt in Lünen Chef von Schlachtbetrieb soll Tiere massiv gequält haben
Ein Schlachtbetrieb soll systematisch Tiere misshandelt haben. Der Chef soll die Tiere unter anderem bis zum Tode gequält haben. Tierschützer filmten die Taten.
Weil er wiederholt Rinder gequält und misshandelt haben soll, steht in Lünen der Inhaber eines Schlachtbetriebs aus dem Kreis Unna vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in einer Viehsammelstelle im Kreis Unna kranke und nicht transportfähige Rinder geschlagen und nicht ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt zu haben, wie ein Gerichtssprecher sagte.
Die Anklage schilderte demnach einen Fall, in dem ein Tier, das nicht mehr laufen konnte, mit einer Maschine über den Boden geschleift worden sein soll. Zudem soll das Fleisch eines in dem Betrieb verendeten Rindes als vermeintliches Schlachtvieh verkauft worden sein. Um zu verschleiern, dass es nicht regulär geschlachtet wurde, soll dem bereits toten Tier noch ein Bolzenschuss aufgesetzt worden sein. Außerdem soll den Rindern in unzulässigem Maße Blut abgenommen worden sein.
Tierquälerei wurde heimlich gefilmt
Der Prozess endete am Mittwoch abrupt und wurde auf nächstes Jahr vertagt. Der Grund: Der Staatsanwalt will den 52-Jährigen in 34 weiteren Fälle mutmaßlicher Tierquälerei belangen, in denen er als Mittäter agiert haben soll. Laut Staatsanwaltschaft wusste er, was seine Mitarbeiter den Tieren antaten, ohne dagegen vorzugehen. Der Prozess gegen den Chef hatte sich bereits im Frühjahr um Monate verzögert, da das Gericht ihm aufgrund der großen Menge an Beweismaterial einen Aufschub gewährt hatte.
Aktivisten des Vereins "Soko Tierschutz" hatten im Jahr 2021 die massiven Tierquälereien aufgedeckt. Sie hatten die systematischen Misshandlungen über Monate heimlich gefilmt. Auf den Bildern der Tierschützer ist zusehen, wie Arbeiter bis auf die Knochen abgemagerte Tiere auf bis zur Bewusstlosigkeit schlagen. Sie traten in krankes Kalb und schliffen es an den Ohren herum. Auch wurden Tiere mit Stromschlägen gequält. Kühe wurden mit einer Seilwinde bei vollem Bewusstsein umhergezogen.
Nach Eingang der Hinweise war die Viehsammelstelle vom Kreis Unna geschlossen worden. Es folgten Durchsuchungen und weitere Ermittlungen durch die Behörden.
Tierschützer kritisieren aus ihrer Sicht zu mildes Urteil
Bereits im Februar hatte das Amtsgericht einen Mitarbeiter der Viehsammelstelle aufgrund der Misshandlungen zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt. Neben dem 40-jährigen Mann ist ein weiterer Mitarbeiter zu einem Strafbefehl von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden.
Die Tierschützer halten das Urteil für zu gering. Der Fall sei zu gravierend und müsse stärker bestraft werden – auch aus Abschreckungsgründen, wie die Aktivisten auf Facebook mitteilen. Der 40-Jährige hat Berufung eingelegt.
- presseportal.de: Mitteilung der Sonderkommission Tierschutz vom 28. Juli 2021
- Stellungnahme zum Video von Geschäftsführer Marko Mecke
- Plattform "X": Post vom 9. Januar 2024
- Facebook: Post der Soko Tierschutz vom 31. Januar 2024