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Tödliche Polizeischüsse in Dortmund: Aussage des Schützen


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16-Jähriger von Polizist erschossen
"Dann sah ich mich dazu veranlasst, Schüsse abzugeben"


Aktualisiert am 22.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Dortmund - Prozessauftakt gegen fünf Polizisten wegen des Todes von Mouhamed DraméVergrößern des Bildes
Ein angeklagter Beamter mit seinem Verteidiger im Gerichtssaal: Fünf Polizisten müssen sich wegen des Todes von Mouhamed Dramé verantworten. (Archivbild). (Quelle: Lars Heidrich / imago)

Im Prozess um den Tod des jungen Flüchtlings Mouhamed Dramé bei einem Polizeieinsatz in Dortmund hat sich am Mittwoch der Schütze zu den Vorwürfen geäußert.

Im Prozess um Polizeischüsse auf einen 16-jährigen Flüchtling hat am Mittwoch der Schütze Fabian S. ausgesagt. Der 30-jährige, suspendierte Beamte ist wegen Totschlags am Dortmunder Landgericht angeklagt. Er hat am 8. August 2022 bei einem Polizeieinsatz im Innenhof einer Kirchengemeinde in der Dortmunder Nordstadt mehrere Schüsse auf Mouhamed Dramé abgegeben. Rund eineinhalb Stunden später wurde Dramé im Klinikum Dortmund für tot erklärt.

Er sei von einem vorherigen Einsatz an der Münsterstraße am Tatort eingetroffen, sagte der Angeklagte am Mittwoch im Gerichtssaal. Bei der dortigen Dienstbesprechung sei er darüber informiert worden, dass sich ein junger Mann ein Messer an den Bauch halte. Er sei für den Einsatz vom Einsatzleiter Thorsten H. als Sicherungsschütze eingeteilt worden.

Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, ob er sich die Maschinenpistole freiwillig genommen habe, antwortete der Angeklagte: "Genau." Ein Grund hierfür sei unter anderem gewesen, dass er dies den weiblichen Kollegen nicht habe zumuten wollen. "Wenn man die Waffe lange hält, dann wird sie auch schwer", sagte er.

Während des Einsatzes habe Einsatzleiter H. angeordnet, das Pfefferspray einzusetzen. "Mouhamed Dramé ist aufgesprungen, hat sich orientiert und dann schnell in unsere Richtung bewegt", sagte der Angeklagte. Für ihn sei die Situation "lebensgefährlich" gewesen. "Ich sah mich dann als Sicherungsschütze dazu veranlasst, Schüsse abzugeben." In der Folge sei der 16-Jährige zu Boden gegangen. Es sei ein Geschehensablauf, "wo mein Mandant annahm – also sich vorstellte –, in Notwehr gehandelt zu haben", sagte der Anwalt des Schützen, Christoph Krekeler, nach dem Prozesstag.

Nebenkläger-Anwältin sieht Fehler in Auflösung der stabilen Lage

Die Anwältin Lisa Grüter, die den Vater und den Bruder von Mouhamed Dramé in einer Nebenklage vertritt, bewertete die Aussagen des Schützen als nicht überraschend. Für sie sei weiterhin am "greifbarsten rechtswidrig", dass "die stabile Lage aufgelöst wurde und gegen jemanden, der keine Gefahr für Dritte und eigentlich auch nicht für sich ist, mit einer Waffe und Pfefferspray anzugreifen", sagt sie t-online.

Verwundert zeigt sich Grüter darüber, dass der Schütze laut seinen Angaben nur wenige Tage später sich mit einer Bekannten zum Schießtraining verabredet hatte. Grüter wollte vom Angeklagten im Gerichtsaal wissen, mit welcher Waffe er trainiert habe. "Eine MP5", antworte der Angeklagte. "Das ist äußerst fragwürdig", sagte sie t-online.

Angeklagt sind auch der 55-jährige Einsatzleiter Thorsten H., zwei Polizistinnen (29 und 34 Jahre) und ein weiterer Polizist (34 Jahre). Während Letzteren gefährliche Körperverletzung im Amt durch den ungerechtfertigten Einsatz von Pfefferspray und Tasern vorgeworfen wird, legt die Staatsanwaltschaft dem Vorgesetzten Anstiftung dazu zur Last.

Einsatzleiter ist überzeugt, alles richtig gemacht zu haben

Bereits im April hatte der Einsatzleiter ausgesagt. Auch er zeigte sich dabei überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Er und sein Team seien der Meinung gewesen, dass der Einsatz gut gelaufen sei. Am Mittwoch wollte der Richter Thomas Kelm vom Schützen wissen, ob er mit Kolleginnen und Kollegen nach dem Tod des Flüchtlings über die Rechtmäßigkeit des Einsatzes gesprochen habe. Fabian S.' Antwort: "Über so was wird nicht geredet", dann fügte er hinzu: "So eine wirkliche Nachbereitung, das gab's nicht."

Nach seiner Aussage drückte der 30-jährige den Brüdern des Opfers sein Bedauern aus. "Ich bin für den Tod verantwortlich. Es trifft mich sehr und macht mich traurig", sagte er. Er könne sich nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Familienmitglied zu verlieren.

Die Frage, die es weiter vor Gericht zu klären gilt: Warum musste Mouhamed Dramé sterben? Weil er die Beamten bedrohte und gefährdete? Oder weil sie Fehler machten? Die Urteilsverkündung der Kammer ist für September geplant.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort im Gerichtssaal
  • Mit Material der dpa
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