Apotheker- und Ärztestreik Dortmund: Tausende Mediziner ziehen über Westenhellweg
Rund 4.500 Ärzte und Apotheker protestieren am Mittwoch in der Dortmunder Innenstadt. Sie wollen auf Missstände in der ambulanten Gesundheitsversorgung aufmerksam machen.
Rund 4.500 Ärzte und Apotheker aus ganz NRW nehmen Polizeiangaben zufolge am Mittwoch an einer gemeinsamen Protestkundgebung in Dortmund teil. Apotheker-, Hausarzt- und Zahnarztverbände haben zu dem gemeinsamen Protest aufgerufen. Zusammen machten sie auf Missstände in der ambulanten Gesundheitsversorgung aufmerksam.
Um 12 Uhr hat die Kundgebung vor dem Dortmunder U begonnen. Anschließend startete der Protestzug der streikenden Apotheker und Mediziner mit Trillerpfeifen und Transparenten über den Westenhellweg, der Hohen Straße, hin zu den Westfalenhallen. Sie riefen unter anderem: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns Gesundheit klaut".
"Können unseren gesetzlichen Auftrag nicht mehr erfüllen
Am Protest beteiligten sich den Angaben der aufrufenden Verbände zufolge auch Apothekenteams aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch bei den Hausärzten sei die Bereitschaft groß gewesen, sich an der Protestschließung zu beteiligen, hieß es beim Hausärzteverband Westfalen-Lippe.
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"Dass sich beide Berufsgruppen zusammentun und sich so viele Apotheken und Praxen an diesem Protest beteiligen, hat es noch nie gegeben", sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, in Dortmund. Der Druck vor Ort sei riesig, es werde immer schwieriger, die Patienten und Patientinnen vor Ort vernünftig zu versorgen. "Wir können unseren gesetzlichen Auftrag nicht mehr erfüllen", so Overwiening.
Viele Praxen ab zehn Uhr geschlossen
Adressat der Kritik der Protestierenden ist die Bundesregierung, allen voran Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Es fehle ein echter Austausch auf Augenhöhe, kritisierte Overwiening. "Anstatt dass der Minister mit uns diskutiert, gibt er seine als Reform getarnten zerstörerischen Vorschläge an die Presse weiter", so die Verbandspräsidentin. So sei der "Sinkflug der Apotheken" nicht zu stoppen.
Viel Applaus bekam die Patientenbeauftragte der NRW-Landesregierung Claudia Middendorf (CDU) von den Demonstrierenden für ihren Vorschlag, Lauterbach müsse "mal ein Praktikum vor Ort" machen, um sich von den schwierigen Bedingungen für die Patienten zu überzeugen. Viele Entscheidungen der Berliner Gesundheitspolitik sorgten für ein "Schwanken im Gesundheitssystem", so Middendorf. Im Sinne der Patientenversorgung unterstütze sie die Apotheker in ihrer Forderung nach höheren Vergütungen.
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Die Hausärzteverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe hatten zuvor ihre Mitglieder aufgefordert, die Praxen spätestens ab zehn Uhr zu schließen. Eine Notfallversorgung sei aber sichergestellt worden, hieß es. Patienten wurden aufgefordert, ihre Rezepte für Medikamente am Vortag einzulösen, um nicht auf die Notdienst-Apotheke zurückgreifen zu müssen.
Die Apotheker und Mediziner klagen über Lieferengpässe bei Medikamenten, übervolle Wartezimmer, "überbordende Demokratie" sowie fehlende Maßnahmen gegen Fachkräftemangel. Sie fordern höhere Honorare und Vergütungen, die sich an den gestiegenen Kosten im Gesundheitswesen orientieren.
- Mit Material der dpa
- Plattform X: Social Distelfink
- Auskunft der Pressestelle Polizei Dortmund
- Plattform X: ANCWL (AG der niedergelassenen Chirurgen WL eV)