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Fan-Freundschaft zwischen Bochum und Bayern
Graue Maus trifft FC Hollywood: "Krasser könnte es kaum sein"


23.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Fan-Freundschaft in den Anfangsjahren: 1973 besuchten die "Bochumer Jungen" ihre neuen Bekannten in München im Rahmen der Auswärtsfahrt zum Bundesligaspiel bei den Bayern.Vergrößern des Bildes
Fan-Freundschaft in den Anfangsjahren: 1973 besuchten die "Bochumer Jungen" ihre neuen Bekannten in München im Rahmen der Auswärtsfahrt zum Bundesligaspiel bei den Bayern. (Quelle: Wolf)
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Gute Freunde kann niemand trennen, auch wenn manche es komisch finden: Schon seit 50 Jahren pflegt der VfL Bochum eine Fan-Freundschaft mit dem FC Bayern.

Auf der einen Seite die Weltmetropole München, Synonym für Prosecco, Schickeria und BMW – mit einem Klub, der in Millionen schwimmt. Auf der anderen Seite das bodenständige Bochum, im Herzen des Ruhrpotts, mit der Vorliebe für Currywurst und Pils und einem Verein, der finanziell keine großen Sprünge wagen kann.

Stärker könnten die Gegensätze auf den ersten Blick kaum sein. Und doch sind es gerade die Fans des VfL Bochum und des FC Bayern München, die bis heute eine der ältesten Fußballfreundschaften Deutschlands miteinander pflegen.

Mit allen Fans gut auskommen

An diesem Samstag wird man sich wieder freudig in die Arme fallen, wenn die beiden Klubs in der Allianz Arena aufeinandertreffen. Ein Bochumer, der an der Entstehung der Fan-Freundschaft maßgeblich beteiligt war, kann dann allerdings nicht dabei sei. "Wir sind im Urlaub, ich muss leider passen – und das ausgerechnet auch noch während des Oktoberfestes", lacht Ralf Wolf, den alle Welt nur "Lobo" nennt.

Wolf war vor über fünfzig Jahren mit dabei, als mit den "Bochumer Jungen" der damals erste Fanklub des VfL aus der Taufe gehoben wurde. Sein Herz schlägt schon seit Kindestagen für die Blau-Weißen, natürlich hat er auch den Aufstieg des VfL in die Bundesliga 1971 hautnah begleitet. "Vorher ging’s nach Wuppertal und Velbert, jetzt nach Hamburg, Berlin und München", erinnert er sich. "Für uns war das einfach ein Erlebnis und wir wollten mit allen Fans auch der Gegner gut auskommen."

Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft

Und so griffen "Lobo" und seine Kumpel von den "Bochumer Jungen" auch an jenem 25. November 1972 ein, als es Stunk gab. Der VfL hatte gerade daheim gegen Beckenbauer und Co. mit 0:2 verloren. "Wir waren auf dem Weg in unser Vereinslokal, als auf der Straße sieben, acht Bayern-Fans aus München von anderen Bochumern angeraunzt wurden. Da sind wir dazwischen gegangen und haben die Bayern einfach mitgenommen in unsere Fan-Kneipe", erzählt Wolf.

Es sollte der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft werden, die die "Bochumer Jungen" mit ihren neuen Bekannten im Bayern-Trikot auf den Weg brachten. Erst formlos, später mit Fanklubs wie den "Red Angels" und vor allem der "Südkurve 73", die sich dann auch in München gründeten. Fragende Blicke gab es seither in all den Jahrzehnten viele, sagt Ralf Wolf: "Viele Fans sehen das auch kritisch und sagen: Wie kann man nur? Und manche haben auch versucht, das auseinanderzubringen."

"Unser Hermann"

Auch "Lobo" muss zugeben, dass die Konstellation gewöhnungsbedürftig ist: "Auf der einen Seite die ehemalige graue Maus und auf der anderen Seite der FC Hollywood, krasser könnte es kaum sein!" Ihm ist aber wichtig, dass die guten Kontakte immer auf persönlicher Ebene zwischen den Anhängern der Vereine bestanden haben: "Man muss da unterscheiden und einiges voneinander trennen. Die Fans sind es ja nicht, die arrogant wirken. Bei dem einen oder anderen Spieler oder Offiziellen der Bayern ist das vielleicht schwieriger – natürlich immer mit Ausnahme von Hermann Gerland."

Auf "Tiger" Gerland, den sie in Bochum und München gleichermaßen verehren, lässt auch er nichts kommen – ganz im Gegenteil: "Hermann Gerland ist ein ganz großes Gewicht bei dieser Fan-Freundschaft. Er ist immer unser Hermann geblieben, auch wenn er so lange in München gearbeitet hat. Er war auch immer eine Art Bindeglied für die Vereine und die Fans."

50-jähriges Bestehen der Fan-Freundschaft

So wurden die Kontakte stets gepflegt, auch wenn man sich zwischenzeitlich nicht bei Duellen im Stadion treffen konnte. Etliche Jahre kickte der VfL in der Zweiten Liga, während die Münchner Titel um Titel hamsterten. Gesehen hat man sich trotzdem: "Wenn die Bayern hier im Westen gekickt haben, sind wir eben mal dorthin zum Spiel gefahren. Umgekehrt haben die Münchner Fans uns unterstützt, wenn wir irgendwo im Süden antreten mussten", erzählt Ralf Wolf.

So konnte in diesem Jahr schon das 50-jährige Bestehen dieser Fan-Freundschaft gefeiert werden. Zum Spiel in München im Februar hat es sogar eine große Choreo auf den Tribünen gegeben. Und auch außerhalb des Stadions wurde kräftig gefeiert. Ralf Wolf war damals natürlich mit dabei und wäre auch jetzt gerne gefahren, wäre nicht der Urlaub dazwischengekommen.

Die Familie Wolf ist vor Ort an diesem Samstag trotzdem vertreten: "Lobos" ältestes Enkelkind wandelt auf Opas Spuren und macht sich mit dem Sonderzug auf den Weg nach München.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ralf "Lobo" Wolf
  • Eigene Recherchen
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