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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Spielabbruch des Konkurrenten Amateurteam verzichtet freiwillig auf Aufstiegsspiel
Im Dortmunder Amateurfußball ist ein Streit um einen Spielabbruch und den Bezirksliga-Aufstieg entbrannt. Auslöser: dass ein Linienrichter "nur" bedroht wurde.
Der VfR Kirchlinde tritt aus Protest nicht zum Aufstiegsspiel in die Dortmunder Bezirksliga an. Das hat der Verein auf seiner Facebook-Seite bekanntgegeben. Grund ist ein Wiederholungsspiel des Ligakonkurrenten SC Osmanlispor, das dem VfR den schon sicher geglaubten Aufstieg aus den Händen riss. Doch in Kirchlinde ist man offenbar der Meinung: Dieses Spiel hätte es gar nicht geben dürfen.
Wie das Onlineportal "Fupa" berichtet, hatte es wenige Wochen zuvor bei einer Partie von Osmanlispor einen Spielabbruch gegeben. Als Grund hatte der Schiedsrichter angegeben, dass der Linienrichter gewürgt worden sei. Diese Aussage revidierte das Gespann jedoch später; es habe zwar Bedrohungen gegeben, aber keinen tätlichen Angriff. Das Sportgericht urteilte, der Spielabbruch sei somit überzogen gewesen, und ordnete eine Wiederholung an.
Wer steigt in Dortmund in Bezirksliga auf?
Die gewann Osmanlispor mit 10:0 – unter anderem deshalb, weil Gegner RW Germania, der weder in den Auf- noch Abstiegskampf involviert war, nur noch einen dezimierten Kader zur Verfügung hatte, einige Spieler waren bereits in den Urlaub gefahren, wie "Wir in Dortmund" berichtet. Mit den so geholten Punkten zog Osmanlispor wieder an Kirchlinde vorbei und sicherte sich die Meisterschaft.
Bei Kirchlinde gibt man sich indes "sprachlos" und wütend, nennt das Wiederholungsspiel eine "unglaubliche Ungerechtigkeit" und wolle alle Rechtsmittel ausschöpfen, um sich noch den direkten Aufstieg am Grünen Tisch zu sichern, wie es in einem Post auf Facebook heißt. Der angebliche Platzsturm von Osmanlispor, der dem Abbruch gegen Germania vorausging, habe sich sonst gelohnt, findet man in Kirchlinde.
Was die Regeln zum Spielabbruch in Dortmund sagen
Den Fußballregeln zufolge müssen indes "alle zumutbaren Mittel, das Spiel fortzusetzen, erschöpft sein", bevor ein Spiel abgebrochen werden kann. Ein tätlicher Angriff auf das Schiedsrichtergespann wäre exakt ein solcher Fall – doch diesen gab es offenbar nicht.
Wie "Fupa" berichtet, habe der Schiedsrichter vorm Sportgericht bereits eingeräumt, dass er die Partie mit dem Wissen, dass er inzwischen habe, nicht abgebrochen hätte. Sollten nun auch mögliche weitere Instanzen zu dem Schluss kommen, dass der Abbruch deshalb unberechtigt war, dürften das Urteil und somit die Meisterschaft von Osmanlispor Bestand haben.
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