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Schalke 04: Friedhelm Funkel über den Abstiegskampf


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Funkel über den Abstiegskampf
"Reis und Letsch passen wie die Faust aufs Auge"

InterviewVon Dietmar Nolte

18.05.2023Lesedauer: 5 Min.
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Friedhelm Funkel (Archivbild): Der 69-Jährige trainierte in seiner Karriere unter anderem Köln, Frankfurt, Bochum und Hertha BSC Berlin. (Quelle: IMAGO/nordphoto GmBH / Meuter)
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Geht's nach Friedhelm Funkel, bleiben Bochum und Schalke in der Bundesliga. Im Interview spricht die Trainer-Legende über die Chancen im Abstiegskampf.

Den VfL Bochum hätte er 2011 fast zurück in die Bundesliga geführt, heute drückt Friedhelm Funkel seinem Ex-Klub die Daumen im Abstiegskampf. Und er ist sich sicher: Der VfL wird's packen. Schwerer wird es aus seiner Sicht für den FC Schalke 04, aber auch hier ist der Kult-Trainer optimistisch.

Im Interview mit t-online blickt Friedhelm Funkel auf die Stärken der beiden West-Klubs, schätzt das Restprogramm im Kampf um den Klassenerhalt ein und lobt die Arbeit der Trainer Thomas Letsch und Thomas Reis.

t-online: Herr Funkel, wie verfolgen Sie den Abstiegskampf in der Bundesliga – ganz neutral oder fiebern Sie mit einem Verein besonders mit?

Friedhelm Funkel: Natürlich drücke ich dem VfL Bochum die Daumen. Ich war rund 16 Monate als Trainer dort. Das war eine tolle Zeit, die ich damals sehr genossen habe. Darum drücke ich dem VfL etwas mehr die Daumen – aber auch dem FC Schalke, schließlich sind beide Vereine aus dem Westen. Was beide Trainer bisher geleistet haben, die den Verein mit einem jeweils ganz schlechten Punktestand übernommen haben, das ist allein schon der pure Wahnsinn. Wie sich beide Vereine überhaupt wieder in den Abstiegskampf hineingekämpft haben, das ist toll. Es wäre schön, wenn beide den Klassenerhalt schaffen – auch wenn es schwer wird.

Sie haben die beiden Trainer angesprochen. Thomas Letsch und Thomas Reis sind in ihrem Auftreten und ihrer Art des Coachens sehr unterschiedlich – aber trotzdem im Moment jeder genau an der richtigen Stelle?

Ich glaube, das ist tatsächlich so. Schalke mit seinen 70.000 Zuschauern im Stadion, da musst du auch an der Außenlinie so mitgehen als Trainer. Die Emotionalität zeichnet Thomas Reis ja auch aus. Thomas Letsch kenne ich persönlich zwar nicht, aber mir gefällt auch seine eher ruhige Art. Wobei er beim Sieg gegen Augsburg auch sehr emotional die Tore gefeiert hat, das habe ich vorher bei ihm in dieser Form noch nie gesehen. Aber ich glaube, jeder für sich ist genau an der richtigen Stelle. Beide passen wie die Faust aufs Auge zu ihren Vereinen.

Schauen wir mal genauer auf Ihren Ex-Klub Bochum, der jetzt am Samstag zum Kellerduell bei Hertha BSC antreten muss.

Für Bochum sehe ich in Berlin sehr gute Chancen. Hertha ist für mich von den Mannschaften, die im Abstiegskampf stecken, am wenigsten stabil. Ich denke nicht, dass sie sich noch einmal so aufraffen können, um dieses für sie entscheidende Spiel zu gewinnen. Da fehlt mir schlicht der Glaube. Und wenn der VfL dort punktet, wäre man einen Riesenschritt weiter. Dann geht es im letzten Heimspiel gegen Leverkusen, und zu Hause ist Bochum ohnehin sehr, sehr stark.

Im Ruhrstadion bärenstark, auswärts dagegen eines der schlechtesten Teams der Liga: Haben Sie eine Erklärung für diese Diskrepanz beim VfL Bochum?

Im Fußball kannst du nicht alles erklären. Der VfL hat in den vergangenen Wochen aber auch auswärts in Frankfurt und bei Union Berlin gepunktet und in Köln sogar gewonnen. Daher traue ich ihnen auch bei der Hertha etwas zu. Wenn wirklich rund 10.000 Bochumer die Reise mit antreten, ist das eine zusätzliche Motivation. Ich glaube an den VfL Bochum.

Wenn der schlimmste Fall eintreten sollte und Bochum doch absteigen muss – wäre das aus Ihrer Sicht ein reparierbarer Unfall oder eine Zäsur für den VfL?

Eine Zäsur befürchte ich nicht. Vieles hängt sicher davon ab, welche Spieler man halten kann, um den direkten Wiederaufstieg anzustreben. Aber noch mal: Ich glaube an den VfL. Von den Mannschaften ganz unten hat er für mich die größten Chancen auf den Klassenerhalt. Zwischenzeitlich sah es danach mal nicht aus. Aber jetzt hat Bochum eine Ausgangsposition, die wirklich gut ist.

Die Ausgangsposition ist auch besser als die des FC Schalke 04, der einen Punkt weniger und das vermeintliche schwerere Restprogramm hat. Wie sehen Sie die Schalker Chancen auf den Klassenerhalt?

Schalke muss jetzt am Samstag gegen Frankfurt gewinnen, alles andere hilft nicht weiter. Die Schalker haben zwar in München bei der 0:6-Niederlage eine heftige Klatsche kassiert. Aber diese Mannschaft ist schon oft wieder aufgestanden nach Niederlagen – vor allem zu Hause vor den unfassbaren Fans. In dieser Saison stehen sie wie eine Wand hinter dem Team. Und das ist der Verdienst von Thomas Reis, das muss man ganz klar so sagen. Er hat die Mannschaft in die Spur gebracht, die jetzt ein wahnsinnig guter Zusammenhalt auszeichnet. Vor zwei Jahren beim Abstieg war das eine Ansammlung von Söldnern und Egoisten. Da hätte kein Trainer der Welt eine Chance gehabt. Aber jetzt ist es ein echtes Team, sonst könnte man auch Spiele nicht immer wieder in den letzten Minuten noch drehen. Das ist fantastisch.

Nach dem Frankfurt-Spiel muss Schalke im Saisonfinale nach Leipzig.

Leipzig ist natürlich eine hohe Hürde, aber erst mal muss man jetzt Frankfurt schlagen. Das wird nicht leicht. Die Eintracht will noch in die Europa League und hat gerade überzeugend gegen Mainz gewonnen. Kommen sie einmal ins Rollen, wird's schwierig. Aber gewinnt Schalke gegen Frankfurt, haben sie zumindest eine gute Chance auf die Relegation. Und der große Verlierer wäre dann am Ende neben der Hertha wahrscheinlich der VfB Stuttgart.

Fürchten Sie nicht, der Druck könnte bei den Schalkern schon gegen Frankfurt Kopf und Beine lähmen?

Ich glaube, dass Thomas Reis und auch die Fans dafür sorgen werden, dass diese Mannschaft um ihr Leben rennt. Ich denke, Schalke wird am Samstag im eigenen Stadion empfangen, als wenn es ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft wäre. Und ich denke, die letzten Last-Minute-Siege haben für viel Selbstvertrauen gesorgt. Dass du in München sechs Tore kassiert hast, das kann hat mal passieren. Unglücklicher ist da schon die fünfte Gelbe Karte, die Marius Bülter in diesem Spiel gesehen hat.

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Hat es Sie eigentlich verwundert, dass beide West-Klubs so tief im Abstiegskampf stecken? Haben beide etwas falsch gemacht?

Ich glaube, für beide Verein liegt es etwas in der Natur der Sache. Beide spielen noch nicht lange wieder in der 1. Liga. Beide haben nicht die finanziellen Gegebenheiten, um noch ganz andere Spieler zu holen. Dass es da um den Klassenerhalt geht, ist für mich keine Überraschung gewesen. Aber dass beide es nach dem wirklich miserablen Start geschafft haben, noch einmal so mitten ins Gesehen hineinzukommen, das ist eine großartige Leistung. Ich drücke dem VfL und Schalke fest die Daumen, dass sie jetzt auch in der Liga bleiben.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Friedhelm Funkel
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