Internationale Jagdmesse Safari-Reisen: Tierschützer fordern Dortmund zum Handeln auf
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auf der Jagdmesse in Dortmund werden Safaris angeboten. Tierschützer und Parteien schlagen Alarm und fordern einen Stopp.
Europas größte Jagdmesse ist am Dienstag in den Westfalenhallen in Dortmund eröffnet worden. Im Zuge dessen gibt es massive Kritik von Tierschutzorganisationen und Parteien – auch an Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD). Im Fokus stehen dabei Jagdreisen unter anderen nach Afrika, die auf der "Jagd und Hund" seit Jahren angeboten werden. Die Dortmunder Grünen sowie Tier- und Naturschutzorganisationen fordern einen Stopp des Angebots der sogenannten "Trophäenjagd-Reisen".
Die Bundesregierung sei pünktlich zum Messebeginn demonstrativ aus dem Internationalen Rat des Wildes und der Jagd ausgetreten, teilte Lisa Denzel, Ratsmitglied der Grünen, mit. Das zeige, dass die Bundesregierung die fragwürdigen Positionen zur Jagd nicht mehr unterstütze. Die Jagdreise-Angebote, wie sie in den Westfalenhallen angeboten werden, gehörten längst verbannt.
"Wann setzt auch Dortmund auf eine wildtierfreundliche Zukunft?"
Parallel forderten mehr als 30 Tier- und Artenschutzorganisationen Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) per offenem Brief auf, die Angebote zu unterbinden. Das Wildlife Animal Protection Forum South Africa wolle die Gelegenheit nutzen, um die afrikanische Perspektive auf die negativen Auswirkungen von Kommerzialisierung, Werbung und Verkauf von Trophäenjagden auf geschützte Arten aufzuzeigen, teilten die Unterzeichner des Briefes mit.
Unter anderem gehören Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund, der BUND in NRW, Future for Elephants und OceanCare zu den Unterzeichnern. Länder in ganz Europa hätten die Tatsache anerkannt, dass die Trophäenjagd wenig mit Naturschutz zu tun habe. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage sei zu dem Ergebnis gekommen, dass 86 Prozent der Befragten ein Verbot befürworten würden, heißt es weiter. "Wann setzt auch Dortmund endlich auf eine wildtierfreundliche Zukunft?"
Bürgermeister Westphal verweist auf Ethik-Kommission
Bereits in den vergangenen Jahren hatten sich Tierschutzorganisationen und Parteien wiederholt für ein klares Verbot der Angebote auf der Messe ausgesprochen. Oberbürgermeister Thomas Westphal hatte im Zuge dessen angekündigt, eine Ethik-Kommission einrichten zu wollen. Diese hat die Arbeit bis heute allerdings nicht aufgenommen. Laut der Stadt Dortmund soll dies nun im Laufe des ersten Halbjahres geschehen.
Auf Anfrage kündigte Westphal t-online an, den Tierschutzorganisationen und anderen Verbänden, Institutionen und Personen, die ihn in dieser Sache angeschrieben haben, schriftlich antworten zu wollen. Der inhaltlichen Diskussion der Ethikkommission wolle der Oberbürgermeister allerdings nicht öffentlich vorgreifen, teilte eine Sprecher t-online mit.
Am Dienstag ist die laut Veranstalter größte Jagdmesse in Europa mit 580 Ausstellern aus 36 Ländern an den Start gegangen. Auch Anbieter aus den USA, Kanada, Argentinien, Südafrika oder Botswana sind mit von der Partie.
Waffen, Ferngläser und Wärmebildkameras
Bis Sonntag werden Jagdausrüstung wie Waffen, Ferngläser, Drohnen, Wärmebildkameras, Outdoor-Bekleidung oder auch Zubehör für den Jagdhund bis hin zu Geländewagen präsentiert. Es gibt laut Messe auch ein breites Angebot aus Unterhaltung und Informationen. So gehe es um die "Reizjagd auf Fuchs und Waschbär", um sicheres Apportieren – also um das Holen des geschossenen Wildtiers durch den Jagdhund – oder um allgemeine Fragen wie "Marder in Haus und Auto" und "Jägerinnen und Brauchtum". Das in Deutschland eher wenig bekannte Jagen mit dem Hightech-Bogen solle ebenfalls in den Fokus rücken.
- Mit Material der dpa
- Mitteilung der Grünen: "Grüne erfolgreich: Bundesregierung geht auf Abstand zu Partner der Jagdmesse"
- wapfsa.org: Offener Brief an Thomas Westphal