Vollsperrung in NRW A45-Brückendebakel: E-Mail wirft neue Fragen auf
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.NRW-Ministerpräsident Wüst gerät in der Brückenaffäre unter Druck. Nun stellen sich auch Fragen zur Rolle der Autobahn GmbH.
Wenige Zeilen einer E-Mail werfen gravierende neue Fragen zur Vollsperrung der A45 in Nordrhein-Westfalen auf. Derzeit setzt das Brückendesaster Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) politisch unter Druck. Recherchen von t-online ergaben, dass ein geplanter Neubau in seiner Zeit als Verkehrsminister verschoben wurde. Im Wahlkampf hatte er dazu irreführende Angaben gemacht. Die Opposition versucht deswegen, die Brückenaffäre im Landtag aufzuklären – bislang blockt die schwarz-grüne Landesregierung Fragen von SPD und FDP jedoch ab.
Brisante E-Mail vor Vollsperrung
In dieser Gemengelage ist t-online nun eine Korrespondenz zwischen der zuständigen Autobahn GmbH und betroffenen kommunalen Behörden zugespielt worden. Darin teilt die Autobahn GmbH mehreren Empfängern in Lüdenscheid und Hagen mit, dass "die aktuelle Verkehrsführung im Bereich der A45 Talbrücke Rahmede (...) aus statischen Gründen etwas angepasst und verändert werden" müsse. Das könnte brisant sein.
Denn die E-Mail wurde neun Tage vor der Vollsperrung am 2. Dezember 2021 verschickt. An diesem Tag wurden zumindest für die Öffentlichkeit völlig überraschend so schwere Schäden am Bauwerk entdeckt, dass jede weitere Belastung zum Einsturz hätte führen können. Die E-Mail legt nun nahe, dass sich ein verändertes Schadensbild an der lange als sanierungsbedürftig bekannten Brücke schon früher abzeichnete – und weder Kommunen noch Bevölkerung darüber informiert wurden.
"Möglichst schnelle Beantwortung"
"Zunächst benötige ich das Lastbild (Gesamtgewicht/Achslast) eines üblichen Feuerwehrfahrzeugs, das auf der A45 von den Feuerwehren Lüdenscheid und Hagen eingesetzt wird", heißt es in der Mail vom 23. November 2021. Es folgt die Bitte um "möglichst schnelle Beantwortung". Das Thema werde noch in einem gesonderten Verkehrstermin erläutert. Weiteres wurde den Behörden aber auch später nicht mitgeteilt, wie ein Sprecher der Stadt Lüdenscheid t-online bestätigte.
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Die Feuerwehr habe binnen anderthalb Stunden das angeforderte Lastbild übermittelt. "Mehr Information erhielten weder die Feuerwehr Lüdenscheid noch die Stadtverwaltung", sagte der Sprecher. Von anstehenden Kontrollen mittels Laserscan, die die fatalen Brückenschäden mehr als eine Woche später erkennbar werden ließen, habe man ebenfalls weder in der Verwaltung noch bei der Feuerwehr gewusst.
Brückenaffäre belastet Ministerpräsident
Die Autobahn GmbH äußerte sich auf Anfrage von t-online nicht zu der E-Mail. So bleibt vorerst ungeklärt, was der Grund für die Laserscan-Kontrollen Anfang Dezember 2021 war, die zur Vollsperrung führten – und ob möglicherweise schon früher absehbar war, dass die Brücke nicht mehr so belastbar wie zuvor war.
Die nun voll gesperrte Rahmedetalbrücke gilt als mehrere Milliarden Euro teures verkehrspolitisches Desaster, das nicht nur die Region und Nordrhein-Westfalen, sondern auch bundesweite Logistikketten schwer trifft. 2014 wurde die schon damals als sanierungsbedürftig erkannte Brücke vorerst durch Verkehrsmaßnahmen entlastet, um die Restnutzungsdauer zu erhöhen. Ein anschließend geplanter Neubau wurde allerdings in der Amtszeit von Hendrik Wüst als Verkehrsminister verschoben, wie Recherchen von t-online ergaben.
Wüst hatte das im diesjährigen Wahlkampf augenscheinlich bestritten. "Wann welches Bauwerk saniert wird, ist eine fachliche Entscheidung, die im Übrigen vor meiner Amtszeit getroffen wurde", sagte er damals dem "Westfälischen Anzeiger". Dabei habe er aber nicht vom in seiner Amtszeit verschobenen Neubau gesprochen, teilte die Staatskanzlei auf Anfrage von t-online mit. Am Mittwochnachmittag soll sich die Landesregierung Fragen der Opposition im Landtag stellen.
- Eigene Recherchen