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Tod nach Polizei-Einsatz in Dortmund: Zwei Fälle, wenige Gemeinsamkeiten


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Mann stirbt nach Tasereinsatz
Tödlicher Polizeieinsatz: Zwei Fälle, wenige Gemeinsamkeiten

MeinungVon Thomas Terhorst

19.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Einsatzfahrzeuge in Dortmund Dorstfeld: Am Mittwoch starb ein 44-Jähriger nach einem Taser-Einsatz.Vergrößern des Bildes
Einsatzfahrzeuge in Dortmund Dorstfeld: Am Mittwoch starb ein 44-Jähriger nach einem Taser-Einsatz. (Quelle: Video-Line)

Schon wieder stirbt ein Mann nach einem Polizeieinsatz. Der Fall weckt Erinnerungen an den von Polizeischüssen getöteten Mohammed D. Gleichsetzen lassen sich die Einsätze aber kaum.

Die Ermittlungen zu den tödlichen Polizeischüssen auf Mohammed D. sind noch nicht einmal beendet. Doch schon wieder ist ein Mann nach einem Einsatz der Dortmunder Polizei gestorben, dieses Mal durch einen Taser. Der 44 Jahre alte Mann soll am frühen Mittwochmorgen in Dorstfeld auf der Wittener Straße randaliert und sich gegen die Einsatzkräfte zur Wehr gesetzt haben. Erneut schwingt eine Frage ganz laut mit: War der tödliche Polizeieinsatz verhältnismäßig?

Noch ist wenig über den Verlauf des aktuellen Einsatzes bekannt. Doch sicher ist schon jetzt: Die beiden Fälle sind unterschiedlich.

Zur Einordnung: Bei Mohammed D. schossen die Beamten unter anderem mit einer Maschinenpistole und drückten insgesamt sechsmal ab. Auch die Zahl der Einsatzkräfte spricht für sich: Ganze zwölf an der Zahl waren es bei dem Einsatz im August – für einen Jugendlichen mit einem Messer in der Hand. Fünf der Kugeln trafen den Jugendlichen. Verhältnismäßig? Nein! Ganz egal, ob und wie der Jugendliche mit einem Messer auf die Beamten zugegangen ist.

Taser-Einsätze sind gewiss nicht harmlos

Was wissen wir über den jetzigen Einsatz in Dortmund? Drei Beamte und eine Beamtin werden zu einem mutmaßlich unter Drogen stehenden Randalierer gerufen. Der wehrt sich massiv gegen die Beamten, versucht, in einen Polizeiwagen zu gelangen, und schlägt dabei gemäß Staatsanwaltschaft einem Beamten mit der Faust gegen den Kopf. Laut Zeugenaussagen gegenüber den "Ruhr Nachrichten" schafft er es auf den Fahrersitz und will mit dem Wagen flüchten. Die Beamten greifen zum Taser. Nach dem Elektroschock kollabiert der Mann und stirbt wenig später im Krankenhaus. Die Obduktion des Leichnams ergibt, dass der 44 Jahre alte Mann schwer herzkrank war.

Nun kann man über den generellen Einsatz von Tasern diskutieren. Mit den neuen Waffen will die Polizei die Lücken zwischen Schlagstock, Pfefferspray und Pistole schließen. Gerade bei Menschen, die durch Alkohol, Drogen oder psychische Probleme im Ausnahmezustand seien, sei die Waffe laut Polizei eine gute Lösung.

Den weltweiten Markt für Taser dominiert die US-Firma Axon, auch die Geräte in Nordrhein-Westfalen stammen laut "Deutscher Welle" aus deren Produktion. Der Hersteller räumt demnach ein, dass der Einsatz der Taser nicht frei von Risiken sei. Und in der Tat sind deutschlandweit in den vergangenen drei Jahren laut "Netzpolitik.org" sechs Personen nach Einsätzen einer Distanzelektroimpulswaffe gestorben. Sechs Personen zu viel.

Verwendung muss neu überdacht werden

Die testweise Einführung der Elektroschock-Pistole in NRW war bereits ein umstrittenes Thema während der Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl Mitte Mai. CDU und Grüne einigten sich letztlich darauf, die Geräte zunächst bis 2024 weiter zu testen und mit einer Bodycam zu koppeln.

Mit dem ersten Todesfall nach einem Taser-Einsatz in NRW muss die weitere Verwendung der Waffe schnellstens überprüft werden. Auch wenn, wie es die Obduktion ergeben hat, der 44-Jährige schwer herzkrank gewesen ist. Denn: Will man, wie die Polizei angibt, die Lücke zwischen Pfefferspray und Pistole schließen, kann eine Waffe, die möglicherweise zum Tode führt, keine Lösung sein.

Allerdings sollte die Frage der Verhältnismäßig des Vorgehens der Beamten klar von der Frage des generellen Elektro-Schocker-Einsatzes getrennt werden: Polizisten müssen sich zur Wehr setzen, wenn sie angegriffen werden und somit in unmittelbarer Lebensgefahr stehen. Anscheinend waren sie es hier. Die Feststellung ändert nichts am tragischen Tod des Mannes in Dorstfeld – die Trauer gilt den Angehörigen. Dennoch sollte bei dem Ruf nach Polizeigewalt klar unterschieden werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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