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Julian Brandt nach BVB-Sieg: "Demütig, aber mit breiter Brust"


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Mixed-Zone-Interview
Julian Brandt nach BVB-Sieg: "Demütig, aber mit breiter Brust"


07.09.2022Lesedauer: 5 Min.
imago images 1014444893Vergrößern des Bildes
Man of the Match: Julian Brandt im Signal Iduna Park im Champions League Spiel des BVB gegen FC Kopenhagen. (Quelle: IMAGO/Gonzales Photo/Dejan Obretkovic)

Nach dem souveränen 3:0-Sieg des BVB über Kopenhagen lobt Julian Brandt die stabile Defensive – und spricht vom besten Arbeitsklima seit vier Jahren.

Nach dem Auftaktsieg in der Champions League durfte sich Julian Brandt am Dienstagabend noch ein zweites Mal freuen. Der Mittelfeldspieler der Dortmunder wurde von der Uefa nach dem 3:0-Erfolg über den FC Kopenhagen zum "Man of the Match" gekürt. Zusammen mit Marco Reus hatte Brandt dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt. Aus einer Koproduktion der beiden Nationalspieler war auch die Führung der Borussia entstanden.

Zwar hätte Brandt bei entsprechender Konsequenz auch selbst noch ein Tor gegen die Dänen erzielen können. Insgesamt wusste der 26-Jährige aber nicht nur offensiv mit starken Pässen und Spielfreude zu überzeugen, sondern setzt neuerdings auch defensiv Akzente.

Über die neu gewonnene Freude an der Defensivarbeit, sein Verhältnis zu Marco Reus und die Gründe für die Erfolgsserie des BVB sprach Brandt nach der Partie. Das Interview wurde in der Mixed-Zone aufgezeichnet.

t-online: Julian Brandt, der BVB hat etwas Anlauf benötigt gegen kompromisslose Kopenhagener, am Ende war es aber ein souveräner Erfolg.

Julian Brandt: Uns war bewusst, dass es ein intensives Spiel wird. Wir haben extrem viele Zweikämpfe geführt, hatten viele intensive Läufe und Sprints. Das hat sich aus meiner Sicht auch durchgezogen bis zur 90. Minute. Kopenhagen hat nicht aufgehört, zu kämpfen. In gewisser Weise haben wir uns dieses Ergebnis auch erarbeitet und dann kann man es am Ende auch genießen.

Sie selbst dürfen sich zusätzlich über die Wahl zum "Man of the Match" freuen.

Wir hatten einige Spieler auf dem Feld, die "Man of the Match" waren. Ich habe mich persönlich sehr gefreut für Giovanni Reyna – nach einem Jahr, zwei Assists, überragend! Er war auch sehr glücklich unter der Dusche. Ich freue mich natürlich über die Auszeichnung, aber wir hatten viele gute Spieler auf dem Platz. Da war es nicht so einfach, einen rauszupicken.

Sie spielen in den letzten Partien nicht nur offensiv stark auf, sondern überzeugen auch mit Defensivaktionen. Was sind die Gründe für diesen bissigen Julian Brandt?

Es ist wieder einmal eine Saison, in der man extrem viel dazulernt. Ich bin natürlich auch immer im Austausch mit dem Coach: Er hat ganz klare Erwartungen. Und ich weiß, was ich kann – und was ich noch zu lernen habe. Ich bin weit weg davon, ein perfekter Spieler zu sein. Aber der Trainer hat mir die Chancen gegeben und ich versuche, jede Minute zu nutzen. Ich werde jetzt zwar wohl nicht der neue Rechtsverteidiger, aber ich will weiter über meine Aktionen nach vorne dem Spiel meinen Stempel aufdrücken.

Allgemein sind wir als Mannschaft im Moment in der Defensive extrem gut, extrem stabil. Wir bekommen wenige Gegentore. Auf Dauer macht es echt Spaß, das mit aller Leidenschaft zu verteidigen. Wenn die Jungs sich darüber freuen, dass wir das vermeintliche Gegentor zum 3:1 doch nicht kassiert haben, dann ist das wichtig für uns und das schweißt auch zusammen.

Wie ist es, Szenenapplaus nicht nur für Pässe und Vorlagen zu bekommen, sondern auch für Sprints nach hinten und Aktionen am eigenen Strafraum wie zuletzt gegen Hoffenheim?

Was noch geiler war, war die Tatsache, dass Nico Schlotterbeck sich so gefreut hat. (lacht) Er hat mich danach darauf angesprochen. Das stachelt mich zusätzlich an. Dass die Fans sich freuen, ist für mich auch wichtig. Aber vor allem möchte ich meine Mitspieler unterstützen. Ich merke jeden Tag und in jedem Training, dass wir versuchen, alles zu geben. Defensivarbeit war sicher ein Thema bei mir, auch in den letzten Jahren. Irgendwann muss man sich auch in solchen Dingen verbessern. Daran arbeite ich jeden Tag. Aber ich will’s jetzt auch nicht höher hängen, als es am Ende ist.

Offensiv harmonieren Sie mit Marco Reus auffällig gut.

Ich finde, es war in den letzten Spielzeiten ein bisschen wenig, dass wir uns gegenseitig Vorlagen gegeben haben. Momentan läuft es extrem gut. Gegen Bremen hat er den Ball zu mir gespielt, jetzt habe ich ihm zweimal den Ball aufgelegt. Wir verstehen uns gut. Wir lernen uns auch immer besser kennen, auch auf dem Platz, obwohl wir jetzt schon im vierten Jahr zusammenspielen. Marco ist immer noch ein herausragender Spieler, auch in seinem Alter. Er ist in einer Topverfassung.

Wie gefällt Ihnen die Vorstellung, dass Sie zwei vielleicht auch bei der WM zusammen auf dem Platz stehen könnten?

Ich würde mich allgemein freuen, wenn so viele Dortmunder wie möglich bei der WM dabei sind. Wir haben auch einige junge Spieler in der Mannschaft, die schon ein paar Spiele für Deutschland gemacht haben: Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Karim Adeyemi. Ich würde mich also nicht nur freuen, wenn Marco dabei ist und wenn ich dabei bin – was ja auch noch nicht ganz feststeht. Aber es wäre schön, wenn wir bei der WM eine schwarz-gelbe Vertretung hätten.

Trotz personeller Sorgen und Rückschläge scheint beim BVB aktuell eine sehr gute Arbeitsatmosphäre zu herrschen. Teilen Sie diesen Eindruck?

Das Klima in der Mannschaft ist momentan optimal. Dabei liegen wir uns aber nicht alle nur in den Armen, sondern sagen uns gewisse Sachen auch ehrlich. Das ist das, was ich bemerkt habe. Verglichen mit den letzten drei Jahren ist das Klima jetzt am besten. Wir arbeiten extrem viel, sowohl mit dem Ball als auch gegen den Ball. Wir haben zwar noch unsere Mankos, etwa bei den Torchancen. Wir müssen das Spiel am Ende auch noch mehr kontrollieren, wenn wir in Führung liegen. Manchmal ist die zweite Halbzeit ein bisschen fahrig und es wird dann noch etwas zittrig. Aber wir sind auch erst am fünften Spieltag der Bundesliga und am ersten Spieltag der Champions League. Da ist noch Zeit, an gewissen Stellschrauben zu drehen.

Am kommenden Mittwoch warten in der Champions League Manchester City und Erling Haaland auf den BVB. Freuen Sie sich auf das Wiedersehen oder schwingt auch etwas Sorge mit?

Wir freuen uns auf Erling und Manuel Akanji in Manchester, wir freuen uns auf Thomas Delaney in Sevilla. Wir freuen uns immer, die Jungs wiederzusehen. Aber natürlich wissen wir auch, wie schwer es wird. Es wird auch am Samstag schwer in Leipzig. Aber ganz ehrlich: Wir sind momentan in einer guten Verfassung. Wer weiß, was wir da alles noch holen können?! Demütig zu bleiben ist immer wichtig, aber trotzdem können wir mit breiter Brust dorthin fahren.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Julian Brandt in der Mixed Zone
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