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Lüner SV testet gegen BVB: "Werden keinen kontaktlosen Fußball spielen"


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Lüner SV gegen Dortmund
Keine Angst vor dem großen Nachbarn BVB

Von Dietmar Nolte

Aktualisiert am 06.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Edin Terzic und Spieler des BVB; Trainer Axel Schmeing vom Lüner SV (Montage): Der Sechstligist ist bereit für den Test gegen den Bundesligisten.Vergrößern des Bildes
Edin Terzic und Spieler des BVB; Trainer Axel Schmeing vom Lüner SV (Montage): Der Sechstligist ist bereit für den Test gegen den Bundesligisten. (Quelle: Treese/Lüner SV/imago-images-bilder)

Zum ersten Test tritt der BVB beim Lüner SV an. Der Sechstligist fiebert dem Event des Jahres entgegen – und will sich auf dem Platz nicht verstecken.

Gastspiele von Borussia Dortmund in heimischen Gefilden sind in der Saisonvorbereitung eine Seltenheit. Umso größer ist der Stolz beim Lüner SV, dass der Vizemeister hier an diesem Dienstag seine Visitenkarte abgibt. Der erste Auftritt mit Edin Terzic an der Linie, Mats Hummels und Donyell Malen live und aus nächster Nähe – das elektrisiert die Gemeinde an der Grenze zu Dortmund. "Für die Stadt, den Verein, die Spieler und alle, die dazugehören, ist das ein Riesenevent", freut sich Axel Schmeing.

"Für die meisten ist es das erste Mal, dass sie gegen eine Profimannschaft spielen. Das ist ein echtes Erlebnis – auch für Familie und Freunde", konnte der Trainer des Westfalenligisten das Kribbeln bei seinen Jungs in den letzten Tagen fast schon mit Händen greifen. Eines betont Schmeing im Gespräch mit t-online aber auch: "Wir werden den sportlichen Wettkampf nicht hinten anstellen und unseren Fans sagen: Ist ein schöner Tag, trinkt euch alle eine Fanta und fahrt wieder nach Hause. Wir wollen für den BVB ein vernünftiger Gegner sein."

"Ich habe gestutzt, ob sie das ernst meint"

Als die Idee zu diesem Testspiel aufkam, konnte Schmeing es erst gar nicht glauben. Die Damenmannschaft des Lüner SV spielte im Frühjahr gegen die BVB-Damen, als deren Abteilungsleiterin den Herren-Coach ansprach. Ob man sich vorstellen könne, eine Partie gegen die Profis zu bestreiten. "Ich habe gestutzt, ob sie das ernst meint. Nach drei Sekunden habe ich entschieden: Ja, das meint sie ernst", erinnert sich der hauptberufliche Polizeihauptkommissar, der prompt zusagte.

Seither gibt es rund um den Verein kaum ein anderes Thema. Die altehrwürdige Kampfbahn Schwansbell wurde in den letzten Wochen auf Hochglanz poliert. Bis zu 7.000 Zuschauer passen hier hinein, wo der Lüner SV schon in den 1960er Jahren in der damals zweitklassigen Regionalliga West auf Torejagd ging. Diese Zeiten gehören allerdings der Vergangenheit an. Der LSV kickt inzwischen in der sechsten Liga und das Stadion ist kaum mehr auf großen Andrang ausgelegt. Parkplätze gibt es in unmittelbarer Nähe keine – die Zuschauer müssen sich auf einen kleinen Fußmarsch einstellen oder gleich mit dem Rad kommen.

Den BVB aber erwartet an diesem Dienstag ein schmuckes Fußballstadion, ein neugieriges Publikum und ein Westfalenligist, der seine Rolle als David im Kampf gegen Goliath entsprechend annehmen will. "Mir ist schon bewusst, dass sich das Spiel wohl mehr in unserer Hälfte abspielen wird, der BVB öfter den Ball und auch mehr Torchancen haben wird. Aber wir wollen es den Jungs so schwer wie möglich machen, ein paar Tore zu schießen. Und wenn wir selbst mal eine Chance haben, dann sagen wir auch nicht Nein", kündigt Axel Schmeing an. Ein Tor per Konter oder Standard, das wär's – "wir haben da schon ein paar Jungs, die für einen Treffer gut sind".

Das Hauptaugenmerk soll nach dem Willen des erfahrenen Trainers, der vor fünf Jahren den Holzwickeder SC in die Oberliga führte, auf der Verteidigung liegen: "Wir dürfen nur nicht denken, wir spielen mal schön mit und alle rennen nach vorne – das wäre das Schlechteste, was man in einem solchen Spiel machen kann." Stattdessen fordert er eine gute Organisation gegen den Ball: "Wir dürfen von unserer Marschroute nicht abgehen. Wir brauchen eine hohe Laufbereitschaft, um die Räume engzumachen und es dem BVB nicht zu einfach zu machen, Fußball zu spielen. Und ein paar Zweikämpfe zu gewinnen, wäre auch nicht schlecht."

Lünens Trainer über BVB: "Die sind zu 110 Prozent motiviert"

Zu hart, das will Axel Schmeing seinem Kollegen Edin Terzic allerdings versprechen, wird man nicht einsteigen: "Wir werden keinen kontaktlosen Fußball spielen und unser Bestes geben. Aber es versteht sich von selbst, dass wir nicht übermotiviert zur Sache gehen und einen Spieler umholzen oder weggrätschen."

Wie man gegen die große Borussia zumindest bestehen kann, hat Schmeing selbst schon erlebt. Zweimal hat er in seiner aktiven Karriere gegen den BVB gekickt. Im Jahr 2000 verlor er mit einer Polizeiauswahl in einem Benefizspiel 1:6. Sechs Jahre zuvor lief es noch besser, als man in einem gemischten Team aus Sölde und Hombruch mit 1:2 nur knapp an einer kleinen Sensation vorbeischrammte – Sölde war damals allerdings auch Drittligist.

Als der 48-Jährige vor einigen Jahren im Osten Dortmunds Trainer des SV Brackel war, hat er die eine oder andere Partie gegen Edin Terzic bestritten. Der heutige Cheftrainer der Dortmunder war damals noch als Stürmer bei Borussia Dröschede aktiv.

Dass Terzic heute die Geschicke der Borussia lenkt, stößt beim bekennenden BVB-Fan und Dauerkarteninhaber Schmeing auf viel Wohlwollen: "Ich freue mich für ihn und den Verein. Er passt gut hierher, er lebt den Verein, er kennt die Spieler und die Führung. Edin hat selbst auf der Tribüne gestanden und weiß, was die Fans auf der Südtribüne von der Mannschaft sehen wollen. Das hat er in der kurzen Zeit, in der er den BVB zum ersten Mal übernommen hatte, auch ganz gut auf die Platte gebracht."

Letztes Duell im Jahr 1992

An diesem Dienstag allerdings würde sich Axel Schmeing nicht beschweren, wenn es bei Terzic und seinem BVB noch nicht allzu rund läuft. Wobei die Tatsache, dass etliche Neuzugänge und Nationalspieler von Süle bis zu Bellingham noch nicht dabei sind, für den Lüner Trainer nur ein schwacher Trost ist: "Der Leistung des BVB wird das keinen Abbruch tun – im Gegenteil. Spieler aus der U23 oder U19 haben sonst nicht so viele Chancen, den Trainer von sich zu überzeugen. Und diese Jungs sind in diesen Spielen besonders unangenehm, die sind zu 110 Prozent motiviert."

Beim letzten Duell zwischen dem Lüner SV und Borussia Dortmund hieß es 1992 noch unter Ottmar Hitzfeld am Ende 1:7. Ein Ergebnis, das Schmeing auch dieses Mal so unterschreiben würde: "Bloß nicht zweistellig verlieren!"

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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