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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bauernhof in Chemnitz Naturschutz in Sachsen: Wie ein Verein mit Widerständen kämpft
Auf einem Chemnitzer Bauernhof widmet sich eine kleine Gruppe dem Naturschutz und der nachhaltigen Landwirtschaft. Doch der Verein kämpft mit Problemen.
Susann Enzmann ist eine Frau, die weiß, was es heißt, sich mit Leib und Seele für eine Sache einzusetzen. Seit 1998 ist sie fester Bestandteil beim "Natur Hof" Chemnitz, einem Verein, der sich dem Naturschutz und der nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben hat. Mit 42 Jahren blickt sie auf über zwei Jahrzehnte Engagement für den Verein zurück.
Der "Natur Hof" in Chemnitz wurde 1995 gegründet. Susann Enzmann stieß drei Jahre später zum Team. "Damals gab es noch mehr Fördermittel, sodass ich hauptamtlich im Verein arbeiten konnte", erinnert sie sich. Mit der Zeit wurden die Mittel jedoch knapper, und Enzmann wechselte in die Stadtverwaltung. "Ich arbeite nun in der Verwaltung, aber in meiner Freizeit bin ich nach wie vor für den Verein aktiv", sagt sie.
Der Hof betreut Rinder und Ziegen
Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Betreuung der Rinder, die im Winter auf dem Bauernhof untergebracht sind. "Im Winter versorge ich die Rinder täglich, mindestens eine Stunde am Tag." Die Tiere sind nicht nur Nutztiere, sondern eine Herzensangelegenheit für sie. Im Sommer kommen die Rinder in ein Naturschutzgebiet in Chemnitz-Euba. "Dann wird es etwas ruhiger für mich, es sei denn, die Heuernte steht an", ergänzt sie.
Neben den Rindern betreut der "Natur Hof" auch Ziegen, die aufgrund eines unschönen Vorfalls nun dauerhaft bei Enzmann untergebracht sind. "Einmal wurde eines unserer Tiere abgestochen. Seitdem sind die Ziegen das ganze Jahr über bei mir." Das habe sie jedoch nicht entmutigt. Im Gegenteil: Ein solcher Vorfall motiviere sie, sich noch stärker für die Tiere und den "Natur Hof" einzusetzen.
Verein ist auf Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen
Die Arbeit dort wäre ohne die Unterstützung von Ehrenamtlichen kaum zu bewältigen. Der Verein zählt derzeit 42 Mitglieder sowie fünf bis zehn regelmäßige freiwillige Helfer, die keine Mitglieder sind. "Die meisten Arbeiten finden am Wochenende statt, da können die Ehrenamtlichen eher", sagt Susann Enzmann. Sie übernimmt auch die Organisation der Helfer: "Ich organisiere, wer wo mithilft und leite die Ehrenamtlichen an. Es ist viel organisatorische Arbeit, aber ich kenne die Tätigkeiten gut und weiß, wer gerade wo gebraucht wird."
Die Entwicklung des "Natur Hofs" spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen viele Vereine heute konfrontiert sind. "Früher waren mehr Fördermittel da, überall gab es mehr Geld", erinnert sich Enzmann. Nun sei es eine Herausforderung, Menschen zu finden, die bereit sind, ihre Zeit oder Geld zu spenden. "Ein paar mehr Helfer wären schön", gibt sie offen zu.
Der finanzielle Druck mache sich ebenfalls bemerkbar: "Es ist schwierig, neue Leute zu finden, die spenden. Auch die Fahrtkostenerstattung für die Ehrenamtlichen ist nicht einfach." Trotz dieser Schwierigkeiten blickt Susann Enzmann positiv in die Zukunft. Sie sagt aber auch: "Über finanzielle Unterstützer würden wir uns freuen, aber auch über helfende Hände – egal, ob bei der Rinderbetreuung, der Pflege der Homepage oder der jährlichen Apfelernte. Wir sind da sehr breit aufgestellt."
- Eigene Recherche