Insgesamt 2.300 Tage Zu Unrecht in U-Haft: Zahl der Inhaftierten im Jahr 2022 stark gestiegen
Wesentlich mehr Menschen als in den Vorjahren saßen 2022 zu Unrecht in Bremer Gefängnissen. Die Behörde unternimmt einen Erklärungsversuch.
Weil sie zu Unrecht in Untersuchungshaft saßen, haben im bisherigen Jahr deutlich mehr Menschen in Bremen eine Entschädigung erhalten als in den Vorjahren. Bis Mitte Dezember war dies bei 14 Menschen der Fall, ein Jahr zuvor bei lediglich dreien, wie das Bremer Justizressort auf Anfrage mitteilte.
Drei Menschen verbrachten darüber hinaus zu Unrecht Zeit in einer einstweiligen Unterbringung, wozu etwa Psychiatrien zählen – 2021 waren es noch zwei Menschen gewesen. Insgesamt lag 2022 die Entschädigungssumme bei rund 173.000 Euro, im gesamten Vorjahr bei knapp 42.000 Euro.
Justizsprecher nennt 2022 "Ausreißerjahr"
Nach Angaben eines Sprechers könnte ein Grund für die relativ hohe Zahl sein, dass mehr Fälle jahresübergreifend und häufiger als sonst Verfahren mit mehreren Beschuldigten betroffen waren. Man gehe derzeit von einem "Ausreißerjahr" aus – wie bereits 2018, 2011 und 2004.
Zusammengerechnet knapp 2.300 Tage haben die Menschen im bisherigen Jahr zu Unrecht in Untersuchungshaft oder einer einstweiligen Unterbringung verbracht – im Vorjahr waren es rund 550 Tage.
Der Bundestag hatte vor rund zwei Jahren ein Gesetz verabschiedet, mit dem die Entschädigung für zu Unrecht Inhaftierte erhöht wurde – von 25 auf 75 Euro pro Tag. Das Justizministerium in Hannover teilte mit, dass es zu dem Thema keine gesonderte Statistik führe.
- Nachrichtenagentur dpa