Wegen 60.000 Weihnachtslichtern Angebliche Klimaschützer drohen Hausbesitzern
Von wegen besinnliche Weihnachtszeit! In Delmenhorst ist ein Weihnachtshaus mit 60.000 Lichtern zu einem Fall für die Polizei geworden.
Wegen ihrer in der Adventszeit eingeschalteten 60.000 Lichter haben die Bewohner eines weihnachtlich geschmückten Hauses in Delmenhorst einen Drohbrief erhalten. Darin werde angekündigt, in einer nächtlichen Aktion die Dekoration zu zerstören, sagte Hausbesitzerin Martina Borchart am Freitag.
Auf dem Brief prangt das Logo der "Letzten Generation". Wörtlich heißt es in dem Schreiben: "Sie produzieren mit Ihrer unnötigen Weihnachtsbeleuchtung Lichtschmutz und vergeuden knappen Strom." Sollten die Weihnachtslampen nicht bis zum 5. Dezember ausgehen, könne es sein, "dass durch wen auch immer ausgeführte Aktionen dazu führen, dass Ihr Elektroschrott abgeschaltet und entsorgt wird".
Polizei ermittelt, "Letzte Generation" distanziert sich
Als Grund werden im Brief die Energiekrise und das damit notwendige Energiesparen genannt. "Wir waren geschockt", sagte Borchart. Ihr Mann und sie erstatteten Anzeige. Die Polizei ermittelt nun wegen versuchter Nötigung, wie ein Sprecher sagte. Das Weihnachtshaus werde künftig in die Kontrollfahrten des Streifendienstes einbezogen. Wer der Absender des Briefes sei, sei bislang unbekannt.
Die "Letzte Generation" distanzierte sich unterdessen im Gespräch mit t-online von dem Drohbrief. Sprecherin Carla Rochel beteuerte, die Klimaaktivisten hätten damit nichts zu tun. "Zu den Grundsätzen unseres Protestes gehört, dass wir friedlich sind und mit unseren Namen und unseren Gesichtern zu unserem Widerstand stehen", sagte sie. Drohbriefe zu schreiben, sei mit beiden Prinzipien unvereinbar.
Die Berichte über den Drohbrief hätten die Aktivisten "sehr irritiert". "Wir würden gerne über die Klimakatastrophe reden und nicht über Drohbriefe", erklärte Rochel weiter. Sie halte es für möglich, dass jemand den Drohbrief geschrieben habe, um gezielt von der Klimadebatte abzulenken.
Hausbewohnerin: "Wir lassen uns nicht kleinkriegen"
Hausbesitzerin Martina Borchart kündigte an, die Lichter weiterhin brennen zu lassen. "Wir lassen uns nicht kleinkriegen", sagte sie. Schließlich würden mit der Aktion auch Spenden für den guten Zweck gesammelt. Am ersten Advent seien wieder zahlreiche Menschen gekommen, um die Lichter zu bestaunen.
Das Delmenhorster Weihnachtshaus ist inzwischen weit über Niedersachsen hinaus bekannt. Seit mehr als 20 Jahren schmückt das Paar das Haus.
- Telefonat mit einer Sprecherin der "Letzten Generation"
- Reporter vor Ort
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa