Bielefeld Tönnies setzt Probebetrieb in der Zerlegung am Montag fort
Deutschlands größter Schlachtkonzern Tönnies setzt am Montag seinen Probebetrieb in der Zerlegung fort. Dazu verarbeiten unter Aufsicht der Behörden nur Arbeiter einer Schicht bis zu maximal 10 000 Schweine, wie ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sollte dies unter Einhaltung eines neuen Hygienekonzepts erfolgreich sein, will Tönnies eine zweite Schicht einsetzen. Der Konzern musste für den Infektionsschutz Trennwände aus Plexiglas zwischen die Arbeitsplätze bauen und eine neue Filtertechnik für die gekühlte Umluft installieren.
Am Wochenende hatte Konzern-Boss Clemens Tönnies mit einem Interview erneut Kritik an seiner Haltung ausgelöst. Dem "Westfalen-Blatt" sagte der 64-Jährige, notfalls wolle er Lohnkostenerstattung wegen der behördlichen Schließung seines Hauptwerks auch gerichtlich durchsetzen. SPD-Bundestagsfraktionsvize Katja Mast hatte ihm daraufhin fehlendes Gespür für Anstand und Verantwortung attestiert.
Tönnies hatte der Zeitung gesagt: "Wir haben uns immer an Recht und Gesetz gehalten." Der massenhafte Corona-Ausbruch in seinem Werk habe "nichts mit Werkvertragsarbeit oder den Wohnverhältnissen zu tun", sondern vor allem mit der "Umluftkühlung, die eigentlich jeder Betrieb hat".
Seit Donnerstag darf das Unternehmen wieder schlachten. Am Donnerstagabend hatten die Behörden auch die letzte Verfügung aufgehoben und das Zerteilen von Schweinen erlaubt. Daraufhin begann am nächsten Tag der Probebetrieb.
Das Tönnies-Werk neben der Firmenzentrale in Rheda-Wiedenbrück stand nach dem massenhaften Corona-Ausbruch unter den Mitarbeitern rund vier Wochen lang still. Im Bereich der Zerlegung waren die meisten der insgesamt mehr als 1400 coronainfizierten Mitarbeiter tätig. Die Behörden hatten die Produktion daraufhin untersagt. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, gab es zeitweise für die Bewohner der Kreise Gütersloh und Warendorf wieder verschärfte Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen. Betroffen waren zusammen über 600 000 Menschen. Für die Tönnies-Mitarbeiter galt eine strenge Quarantäne-Regelung, die am Freitag auslief.
Erst nach der Prüfung und Umsetzung eines neuen Hygienekonzepts gaben die Behörden in der vergangenen Woche vorläufig wieder grünes Licht. Die coronabedingte Schließung von Schlachthöfen hat nach Angaben des nordrhein-westfälischen Agrarministeriums allein in NRW zu einem wöchentlichen "Schweine-Stau" von etwa 70 000 Tieren in den Mastbetrieben geführt. Ein ähnlicher "Rückstau" habe sich bei den Ferkelerzeugern gebildet. Viele Tiere hätten allerdings deutschlandweit auf andere Standorte umgeleitet werden können.
Außerdem verlagerte Tönnies einen Teil der Zerlegung von geschlachteten Rindern von der Konzernzentrale in Rheda-Wiedenbrück nach Badbergen im Landkreis Osnabrück. Dieser Schritt sei aber bereits länger geplant und habe nichts mit der aktuellen Corona-Lage im Kreis Gütersloh zu tun, sagte ein Konzernsprecher kürzlich.