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Aktenzeichen XY: Entführt und eingesperrt – Der Mann in der Holzkiste


Entführungsfall bei "Aktenzeichen XY"
Der Mann in der Holzkiste: Zwischen Hoffen und Bangen

Von t-online, LT

22.01.2025 - 13:02 UhrLesedauer: 2 Min.
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Rudi Cerne, Moderator von "Aktenzeichen XY .. ungelöst" (Archivbild): Achim Heftrich wurde entführt und mehrere Tage in eine Holzkiste gesperrt. (Quelle: IMAGO/GerdxWallhorn)
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Ein Mann wird entführt – direkt vor den Augen seiner Frau und seiner drei Kinder. Die Täter verlangen Millionen, die Polizei plant den Zugriff. Doch es kommt alles anders als gedacht.

Dietzenbach, 1. September 1993: Der Morgen liegt über der Kleinstadt, als Achim Heftrich die Tür seines Hauses öffnet. Nichts deutet darauf hin, dass dies der Beginn eines Albtraums für den 34-jährigen Familienvater und Chef eines Lebensmittelgroßhandels sein wird. Zwei maskierte Männer lauern ihm auf, überwältigen ihn vor den Augen seiner Familie und zerren ihn in einen dunklen Geländewagen. Seine Frau und die drei Kinder, darunter die siebenjährige Tochter, müssen hilflos zusehen.

Heftrich wird von den Enführern in eine Holzkiste gesperrt, die kaum größer als ein Sarg ist. Mit angezogenen Knien kauert er darin. Zweimal am Tag darf er sich kurz waschen, erhält Essen und Wasser. Doch die körperliche Enge und die Angst vor dem Ungewissen lassen ihn verzweifeln. "Der Druck, der da in einem selbst ist, das kann man nicht beschreiben", erinnert sich Heftrich Jahre später im Podcast "Aktenzeichen XY ... Unvergessene Verbrechen".

Eine unvorstellbare Forderung

Bereits nach kurzer Zeit melden sich die Entführer bei der Familie mit einer hohen Forderung: Zwei Millionen D-Mark Lösegeld sollen die Angehörigen aufbringen. Für die Heftrichs ein utopischer Betrag. Mithilfe der hessischen Landeszentralbank gelingt es der Familie dennoch, das Geld aufzutreiben. Doch die finanzielle Sicherheit der gesamten Verwandtschaft hängt durch diesen Schritt am seidenen Faden. Häuser von Angehörigen werden verpfändet, und auch das Familienunternehmen steht auf dem Spiel.

 
 
 
 
 
 
 

Die Polizei arbeitet unter Hochdruck. Nach vielen Vorbereitungen kommt es am Abend des 7. September 1993 zur geplanten Geldübergabe auf der Schiersteiner Brücke. Alles scheint perfekt überwacht zu sein: Zivilbeamte, Spezialeinheiten und sogar Boote der Wasserschutzpolizei sind im Einsatz. Doch die Entführer überraschen die Beamten mit einem kreativen Fluchtplan.

Die dramatische Lösegeldübergabe

Einer der Entführer nutzt die Nähe des Rheins, springt in den Fluss und taucht samt Lösegeld unter. Der Peilsender, der in der Geldtasche versteckt war, verliert das Signal. Trotz aller Überwachungsmaßnahmen gelingt den Tätern die Flucht. Allerdings: Der Albtraum für Achim Heftrich endet noch in derselben Nacht. Die Entführer lassen ihn frei. In einem Industriegebiet findet er Hilfe und wird von der Polizei in Sicherheit gebracht.

Fast drei Jahre lang bleiben die Täter unbekannt. Dann, 1996, treten sie wieder in Erscheinung. Dieselben Männer begehen eine weitere Entführung. Dieses Mal ohne ein glückliches Ende. Ihr Opfer, der Geschäftsmann Jakob Fischmann, stirbt. Ermittlungen decken schließlich auf, dass die Täter in diesem Fall, Dieter G. und sein Sohn Patrick G., auch für die Entführung von Achim Heftrich verantwortlich waren. Dieter G., ein mehrfach vorbestrafter Gewalttäter, hatte das Lebensmittelunternehmen seines späteren Opfers zuvor ausspioniert.

Folgen für das Opfer und die Familie

Der Fall belastet die Familie auch noch lange nach der Freilassung schwer. Neben den psychischen Folgen muss sie jahrelang das verlorene Lösegeld abbezahlen. Erst 30 Jahre später sind die Schulden beglichen. Dabei kritisiert Achim Heftrich vor allem, wie wenig Unterstützung Opfer in Deutschland erfahren: "Der Täter kann alle Rechtsmittel in Anspruch nehmen, die er will. Die Möglichkeit habe ich als Opfer nicht."

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen

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