Bekannt aus "Aktenzeichen XY" Sieben ungewisse Minuten: Der tragische Tod eines 17-Jährigen
Ein Teenager stirbt unter ungeklärten Umständen. Nur wenige Minuten liegen zwischen seiner letzten Nachricht und seinem Auffinden. Bis heute ist der Fall ungeklärt.
Es ist der 3. November 2014. Der 17-jährige Tom-Finn Knorz, ein Schüler aus Braunschweig, verlässt das Haus am Abend, um sich mit einem Freund zu treffen. Gemeinsam ziehen die Jugendlichen durch mehrere Kneipen in der Braunschweiger Innenstadt, trinken anschließend noch in der Nähe des Elternhauses des Freundes weiter. Gegen 3:30 Uhr verabschieden sie sich voneinander. Um 3:58 Uhr schreibt Tom-Finn seinem Bruder eine Nachricht – es wird seine letzte sein.
Nur sieben Minuten später finden ein Bäcker und ein Zeitungsausträger den Teenager bewusstlos nahe einer Brücke auf der Straße. Sein Oberkörper ist entkleidet, die Kleidung liegt verteilt um ihn herum am Boden. Es ist völlig unklar, was geschehen ist. Ein Einbruchsalarm, der um 3:46 Uhr in einem nahegelegenen Möbelhaus ausgelöst wurde, wirft weitere Fragen auf. Besteht hier ein Zusammenhang?
"Das Herz hat aufgehört zu schlagen"
Sibylle Knorz, die Mutter des Opfers, erinnert sich an den Moment, als die Polizei sie weckte, um sie über den Zustand ihres jüngsten Sohnes zu informieren. Sie nimmt zunächst an, dass Tom-Finn alkoholisiert aufgegriffen oder beim Kiffen erwischt wurde. Doch als die Beamten ohne den Jugendlichen vor der Tür stehen, ist sie sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert ist. Im Krankenhaus wird die düstere Vorahnung zur Gewissheit: Ihr Sohn ist schwerst verletzt, hat irreversible Hirnschäden, sein Kreislauf wird nur noch künstlich am Leben gehalten. Die Ärzte raten, die Medikamentengabe ein- und die lebenserhaltenden Maschinen abzustellen.
In seinen letzten Minuten sind Tom-Finns Eltern sowie seine beiden älteren Brüder bei ihm. "Wir vier saßen mit dem Seelsorger um Tom herum, dann hat er aufgehört zu atmen und das Herz hat aufgehört zu schlagen. Und das haben wir auch gehört, weil wir mit dem Kopf auf seinem Körper lagen."
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Spuren, Theorien und Sackgassen
Die anschließende Obduktion ergibt, dass der 17-Jährige von einem größeren Fahrzeug angefahren worden sein muss. Die massiven Verletzungen – darunter Rippenbrüche und eine Beckenringfraktur – lassen auf einen seitlichen Aufprall schließen. War es ein LKW-Fahrer, der den Unfall nicht bemerkte? Oder steckt etwas anderes dahinter? Die Beamten prüfen sämtliche Theorien – ohne Erfolg. Auch Ermittlungen im Umfeld des Möbelhauses bezüglich des möglichen Einbruchversuchs bringen keine konkreten Hinweise. Ein forensischer Hypnotiseur, der Tom-Finns Freund befragt, welcher an jenem Abend stark alkoholisiert war und angibt, Gedächtnislücken zu haben, kann ebenso wenig weiterhelfen.
Gemeinsam mit ihrer Familie sucht Sibylle Knorz unermüdlich mit allen Mitteln um Antworten. In einer bewegenden Ansprache in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" richtet sie sich direkt an die Zuschauer: "Ich möchte alle Menschen ansprechen, die an diesem Abend an der Brücke waren. Ich möchte wirklich noch mal an deren Gewissen appellieren, dass sie sich melden. Dass sie uns den Seelenfrieden gönnen, und dass sie auch selbst Seelenfrieden finden. Denn ich denke mir, derjenige, der beteiligt war, weiß, dass er beteiligt ist, in irgendeiner Form. Und auch dem wird es nicht gut gehen. Und ich denke, es wäre wichtig, wenn derjenige sich meldet."
Seit Tom-Finns Tod gedenkt Familie Knorz ihm jedes Jahr am 4. November, seinem Todestag. Mit Freunden und Bekannten versammeln sie sich an der Unfallstelle, lassen Ballons steigen, grillen und erinnern sich an den lebensfrohen Jungen.
Der Fall ist nach wie vor ungelöst, man hofft jedoch immer noch auf neue Hinweise. Für Sibylle Knorz steht eines fest: "Wir suchen nicht jemanden, dem wir die Schuld geben können an Toms Tod, wir suchen einfach Aufklärung. Wir möchten einfach gerne wissen, wie unser Sohn zu Tode gekommen ist. Da geht es nicht um Schuld, es geht einfach um Aufklärung."
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- Spotify: "Aktenzeichen XY... Unvergessene Verbrechen – Folge 22: Sieben Minuten zwischen Leben und Tod" (Podcast)
- regionalheute.de: "Der Todesfall von Tom Finn – zwei Jahre danach"
- kreiszeitung.de: "Tod eines Braunschweiger Schülers wirft noch immer Fragen auf"
- regionalheute.de: "10 Jahre nach rätselhaftem Tod: Familie hält Erinnerung an Tom Finn lebendig"