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Hochwasser: Neue Überschwemmungen drohen in der Nacht


Hochwasser
Neue Überschwemmungen drohen in der Nacht

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 6 Min.

Das Hochwasser in Deutschland hat bis jetzt vermutlich zwei Menschen das Leben gekostet: In Thüringen wurde ein Autofahrer von den Fluten mitgerissen. Bei Hameln ist ein Mann vermutlich ertrunken. In Wertheim droht die Altstadt in der Nacht vom Wasser überschwemmt zu werden, während in Koblenz der Hochwasserscheitel derweil angekommen ist. Auch die Lage auf der vereisten Oder bleibt angespannt.

Auf der überfluteten Bundesstraße 86 bei Artern im Kyffhäuserkreis haben Wassermassen der Unstrut einen 59-Jährigen in seinem Fahrzeug von der Straße gespült. Der Mann wird seitdem vermisst, teilte die Polizei mit. Das leere Fahrzeug sei gefunden worden, sagte ein Sprecher. Die mehrstündige Suche wurde am Nachmittag eingestellt.

26 Jahre alter Paddler weiter vermisst

Ein im Landkreis Hameln-Pyrmont auf dem Fluss Emmer gekenterter Mann ist offenbar ertrunken. Es gebe weiterhin keine Spur von dem Verunglückten, sagte am Montag ein Polizeisprecher. Die Suche nach dem Mann sei eingestellt worden. Das mit drei Personen besetzte Paddelboot war am Sonntagnachmittag gekentert. Während sich ein zwölf Jahre alter Junge und ein 17-Jähriger ans Ufer retten konnten, wurde ein 26-jähriger Mann von der starken Strömung abgetrieben.

Ebenfalls abgebrochen wurde die Suche nach einem Mann in der Rems bei Waiblingen im Rems-Murr-Kreis. Es gebe keine Aussicht, jemanden zu finden, sagte ein Polizeisprecher. Man warte darauf, dass der Pegel sinke. Hilferufe aus dem Hochwasser führenden Fluss hatten am Samstagabend einen Großeinsatz von 150 Rettungskräften ausgelöst.

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Glück im Unglück hatte in der Nacht zum Montag ein 68-Jähriger, nachdem er in Bochum in das eiskalte Hochwasser der Ruhr geraten war. Der alkoholisierte Mann drohte zu ertrinken. Eine Anwohnerin, die Hilferufe des Mannes hörte, alarmierte die Polizei. Die Beamten entdeckten wenig später den Rentner, der hilflos in den Fluten trieb, und konnten ihn ans rettende Ufer ziehen.

Furcht vor Überschwemmungen am Main

Die Altstadt von Wertheim in Baden-Württemberg wird voraussichtlich in der Nacht zum Dienstag vom Main-Hochwasser geflutet werden. Während sich die Situation an Tauber und Neckar wieder entspannt habe, steige der Pegel des Mains weiter, teilte Rüdiger Friese, Hydrologe der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale, am Montag in Karlsruhe mit. Um wieviel die Grenzmarke von 5,20 Meter in Wertheim überschritten wird, ist noch unklar. Schon am Wochenende wurden 3300 Sandsäcke verteilt und 400 Meter Stege gebaut. Auch eine mobile Schutzwand wurde errichtet, Boote standen bereit.
Am Deutschen Eck in Koblenz, wo die Mosel in den Rhein mündet, rechneten die Behörden bei weiterhin kletternden Pegeln heute mit starken Einschränkungen auf den Straßen. "Es wird erhebliche Verkehrsbehinderungen im Berufsverkehr geben", sagte ein Polizeisprecher am frühen Morgen. Etliche Straßen seien gesperrt, und der erste Arbeitstag bringe nach den Weihnachtsferien wieder spürbar mehr Verkehr.

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Rhein-Scheitel in Koblenz angekommen

Mit 7,51 Metern scheint der Scheitel des Hochwassers Koblenz am Montagnachmittag erreicht zu haben. Es fiel damit deutlich niedriger aus als zunächst befürchtet. "Ich gehe davon aus, dass das der Höchststand ist", sagte eine Sprecherin des Hochwassermeldezentrums für den Rhein in Mainz. Der Wasserstand am Pegel Koblenz stagniere seit mehreren Stunden, zuvor hatte sich der Anstieg am Vormittag deutlich verlangsamt. Die Sprecherin führte den geringeren Höchststand auf ausgebliebene Niederschläge zurück. In der Vorwoche hatten Experten bis zu acht Meter am Pegel Koblenz prognostiziert.

Schon am Morgen waren mehrere Uferbereiche überflutet. Die Schifffahrt in Koblenz musste eingestellt werden. Normal liegt der Pegelstand in Koblenz bei 2,40 Meter. Im Stadtteil Neuendorf haben sich Menschen versammelt, um die Lage zu begutachten. Nur über Stege und Boote können die Anwohner ihre Häuser erreichen. Der Ufer-Campingplatz wurde vom Fluss verschluckt, nun steht das Wasser meterhoch in einer Schrebergartensiedlung.

Auch in anderen Koblenzer Stadtteilen wie Güls und Lay waren am Sonntag Straßen überflutet und etliche Keller vollgelaufen. 5000 Menschen waren laut Feuerwehr davon betroffen.

Das Rhein-Hochwasser wird voraussichtlich heute Nachmittag seinen Höchststand erreichen. Nach einer Prognose des Hochwassermeldezentrums soll der Scheitel um die 7,60 Meter liegen. "Es sieht danach aus, dass Koblenz noch mal mit einem blauen Auge davon kommt", sagte Ehler Fell vom Meldezentrum in Mainz. Ab dem Abend könne der Pegelstand in der Rhein-Mosel-Stadt wieder langsam fallen.

Auch in Nordrhein-Westfalen steigen die Pegel des Rheins zwar weiter, jedoch deutlich langsamer als in den Tagen zuvor, wie die Hochwasserschutzzentrale Köln mitteilte. Der Scheitelpunkt soll in Köln am Dienstagmorgen erreicht werden. Dank des Hochwasserschutzkonzepts mit Pumpen und Schutzwänden ist der größte Teil der Stadt ohnehin vor den Fluten sicher. Die Wasserstände der Ruhr gingen nach Angaben der Talsperrenleitzentrale zum Teil deutlich zurück.

Viele Gemeinden vom Hochwasser betroffen

Den Schätzungen der Behörden zufolge standen an der Mosel zwischen Trier und Koblenz 30 Gemeinden unter Wasser. Allerdings ist allmählich Entspannung angesagt. "Es gibt insgesamt die Tendenz, dass das Wasser langsam, aber stetig fällt", sagte der Leiter des Hochwassermeldezentrums Mosel, Horst Kugel. Auch für die kommenden beiden Tage sei mit keinem weiteren Anstieg zu rechnen. "Die Pegelstände gehen stetig abwärts, so dass auch die Gemeinden wieder hochwasserfrei werden und aufgeräumt werden können", sagte er.

Bei Trier fiel der Pegel der Mosel im Laufe der Nacht und lag am Montagmorgen bei knapp acht Metern. Die Polizei in Cochem meldete eine "stagnierende Lage". Dort hatte am Abend zuvor die erste Gebäudereihe an der Mosel im Wasser gestanden. Auch ufernahe Straßen waren überflutet.

Auch aus der Moselstadt Zell im Kreis Cochem-Zell gab es eine Erfolgsmeldung: Die Helfer hätten die Altstadt erfolgreich leer gepumpt, sagte die Polizei. Gegen 22.30 Uhr habe es kein Stauwasser mehr gegeben, und die Straßen wurden bereits grob gereinigt.

Teile der Altstadt von Hannoversch Münden unter Wasser

In der südniedersächsischen Stadt Hannoversch Münden im Landkreis Göttingen gab es dagegen noch keine Entwarnung. Teile der historischen Altstadt und des Stadtviertels Blume standen unter Wasser. Der Pegel der Weser lag mittags bei 6,10 Meter. In der Nacht war er auf den Höchststand von 6,20 Meter geklettert. Sorgen bereiteten ihm Meldungen, nach denen die Edertalsperre "randvoll" sei und deshalb dreimal so viel Wasser wie gewöhnlich in die Fulda ablasse. Die Flüsse Fulda und Werra vereinigen sich in Hannoversch Münden zur Weser. "Die Situation wird weiter kritisch bleiben", sagte Bürgermeister Burhenne. Der Pegelstand ging im Laufe des Tages aber bereits leicht zurück.

Die ganze Nacht über seien Helfer der Feuerwehr, der Polizei, des Technischen Hilfswerks und der Stadt im Einsatz gewesen, um Gebäude mit Sandsäcken zu sichern, voll gelaufene Keller auszupumpen und Straßen zu sperren. Der Unterricht an den allgemeinbildenden Schulen in Hannoversch Münden fiel aus. Die für die kommenden Tage vorhergesagten Regenfälle könnten die Hochwasserlage in Niedersachsen wieder verschärfen.

Schnee im Osten noch nicht komplett getaut

Abwarten hieß es derweil in den betroffenen Gebieten im Osten: Die Hochwasserlage an Oder und Spree bleibt stabil, an der Elbe und ihren Nebenflüssen in der Prignitz sind die Pegelstände heute Morgen leicht gestiegen. Besonders betroffen ist der Elbe-Nebenfluss Stepenitz, wo teilweise die zweithöchste Alarmstufe gilt. Hier ist der Schnee noch nicht vollständig getaut, so dass die Pegelstände etwas zunehmen können, teilte das Hochwasserzentrum Potsdam mit.

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An der Oder entspannte sich die Lage in der Nacht leicht - von einer Entwarnung kann aber noch keine Rede sein. "Wir blicken hier auf leicht gefallene Pegel, etwa 20 bis 30 Zentimeter weniger, sagte ein Polizeisprecher am frühen Morgen.

Eisschollen stauen Wasser auf

Gespannt wird erwartet, wie sich das Eis auf dem Nebenfluss Warthe entwickelt. Deren Eisschollen könnten auf der Oder die Lage wieder komplizierter gestalten, weil sie das Wasser aufstauen. An der Spree wird dagegen laut Hochwasserzentrum Cottbus mit weniger Wasser gerechnet. An der Schwarzen Elster im Süden Brandenburgs stiegen die Wasserstände derweil weiter. Bereits heute könnte in Herzberg (Elbe-Elster) wieder die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen werden. Allerdings liegen in der Kreisstadt noch vom vergangenen Hochwasser im September 10.000 Sandsäcke bereit.

Hessen kann aufatmen

Beim Hochwasser in Hessen hingegen zeichnete sich am frühen Morgen eine Entspannung der Lage ab. Die Polizei in den betroffenen Gebieten meldete vorsichtig optimistisch, dass das Schlimmste wohl ausgestanden sei. "Das bereitet uns keine Sorgen mehr. Die Pegel sind leicht fallend und es gab keine Niederschläge", sagte ein Polizeisprecher in Fulda. Zur Lage an der Lahn meldete die Polizei in Gießen: "Es sind hier schon noch einige Straße gesperrt, aber Grund zur Besorgnis gibt es hier nicht." Die Polizei in Kassel berichtete für Nordhessen und den Ederstausee "fallende Pegelstände". Und auch für den Rhein meldete die Polizei in Wiesbaden, dass weiter kein Grund zur Sorge bestehe.

Der Main in Frankfurt stieg dagegen am Montag weiter. Der Pegel am Osthafen stand am Mittag bei 4,20 Meter und sollte bis zum Dienstag auf 4,50 Meter steigen. "Kritisch wird es bei uns erst ab 4,70 Meter", sagte ein Sprecher der Feuerwehr Frankfurt.

Ab Dienstag droht neuer Regen

Die Meteomedia Unwetterzentrale warnt, dass ab Dienstagnachmittag in rascher Folge neue Regengebiete im Anmarsch sind. Dabei ist es im Osten erst noch trocken. Bis zum Abend überdecken die Regenfälle die gesamte Südwesthälfte. "Vor allem am Mittwoch kann es dann in sehr milder Meeresluft verbreitet ergiebig regnen", warnt Meteorologe Lars Dahlstrom. Von Westen zieht dann neuer Regen auf, der örtlich auch kräftig ausfallen kann und länger anhält. Im Osten und Südosten regnet es anfangs hingegen nur wenig. Doch am Nachmittag öffnet auch hier der Himmel verbreitet seine Schleusen.

wonifi

Am Donnerstag verlagern sich die gebietsweise anhaltenden Regenfälle dann in die Mitte und in den Süden Deutschlands. Immerhin: Eine Rückkehr von Eis und Schnee ist derzeit nicht in Sicht.

Quelle: wetter.info, dpa, AP

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