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Robert Habeck: Kritik von Umweltverbänden zu klimaneutralem Wasserstoffnetz


Wasserstoffnetz für Deutschland
Habecks neues Milliardenprojekt sorgt für Kritik

Von t-online, csi

Aktualisiert am 14.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Robert Habeck (Archivbild): Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz hat am Dienstag die Pläne zum Wasserstoffkernnetz in Deutschland vorgestellt.Vergrößern des Bildes
Robert Habeck (Archivbild): Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz hat am Dienstag die Pläne zum Wasserstoffkernnetz in Deutschland vorgestellt. (Quelle: Political-Moments/imago-images-bilder)
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Deutschlands Industrie soll mithilfe des neuen Wasserstoffnetzes klimaneutraler werden. Umweltverbände haben allerdings bereits im Vorfeld deutliche Kritik an den Plänen geübt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Dienstag seine Pläne für die wichtigsten Verbindungen im künftigen deutschen Wasserstoffnetz vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie hier. Wofür Wasserstoff gebraucht wird, was sich die Bundesregierung von dem Wasserstoffkernnetz verspricht und warum nicht alle davon begeistert sind, erfahren Sie im Überblick:

Worum geht es bei Habecks Plan?

Mit dem geplanten Wasserstoffkernnetz sollen unter anderem große Industriezentren, Häfen, Speicher und Kraftwerke an die Wasserstoffversorgung angebunden werden. Bis 2032 soll die wesentliche Infrastruktur in Betrieb gehen. Das Kernnetz bildet laut Bundeswirtschaftsministerium das Grundgerüst der Wasserstoff-Infrastruktur, in Zukunft soll es noch weitere Ausbaustufen des Netzes geben.

Habeck hatte im Sommer erklärt, ungefähr ein Drittel des benötigten Wasserstoffs solle in Zukunft in Deutschland erzeugt werden, der Rest müsste importiert werden. Die genaue Größe des Wasserstoffkernnetzes könne erst zu einem späteren Zeitpunkt beziffert werden, erklärt das Bundeswirtschaftsministerium. Der von den Erdgas-Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) modellierte Entwurf sehe aktuell eine Länge von insgesamt rund 11.200 Kilometern vor.

Was ist Wasserstoff und wie wird er erzeugt?

Wasserstoff ist ein Energieträger. Das geruchslose Gas verbindet sich mit Sauerstoff zu Wasser. Um Wasserstoff gewinnen zu können, muss Wasser mithilfe einer Elektrolyse in seine Bestandteile – Wasserstoff und Sauerstoff – zerlegt werden. Diese Methode benötigt viel Energie: Um einen Kilogramm Wasserstoff herzustellen, sind laut "Wirtschaftswoche" rund 60 Kilowattstunden Strom nötig. Allerdings enthalte dieser Kilogramm Wasserstoff dann nur 33,3 Kilowattstunden Energie, viel Energie geht also verloren.

Wie klimafreundlich Wasserstoff ist, hängt davon ab, wie er produziert wird. Nur sogenannter grüner Wasserstoff, der mithilfe von erneuerbaren Energien entsteht, dient dem Klimaschutz. Derzeit wird der Energieträger allerdings vor allem mithilfe fossiler Rohstoffe erzeugt, wodurch CO₂ entsteht – diese Form wird dann grauer Wasserstoff genannt.

Ähnlich ist es bei blauem Wasserstoff. Dieser wird ebenfalls mit Erdgas hergestellt, das freigesetzte CO₂ wird dann aber aufgefangen und eingelagert. Unterstützer argumentieren, dass das Treibhausgas so nicht in die Atmosphäre gelange. Die sogenannte "Carbon Capture and Storage"-Technik (CCS) ist allerdings umstritten. Das Umweltbundesamt führt beispielsweise an, dass für den Prozess ein enormer zusätzlicher Energieaufwand nötig sei.

Wofür wird Wasserstoff genutzt?

Wasserstoff soll künftig eine zentrale Rolle in der deutschen Energieversorgung spielen und den Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Er soll beispielsweise in Kraftwerken das Erdgas ablösen und im Schiffs- und Flugverkehr eingesetzt werden. In Industrieprozessen wie der Stahlproduktion soll Wasserstoff die klimaschädliche Kokskohle ersetzen und auch die Chemieindustrie benötigt ihn.

Was verspricht sich die Bundesregierung vom Wasserstoff?

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärt Wasserstoff auf seiner Website zum "Schlüsselelement für die Energiewende". So soll etwa in der Industrie der Ausstoß an Treibhausgasen durch den Einsatz von Wasserstoff deutlich reduziert werden. Seit dem Krieg in der Ukraine gilt Wasserstoff auch als wichtig, um die Energieabhängigkeiten von Russland zu beenden.

Habeck sagte im Sommer 2023 laut Deutschlandfunk: "Meine persönliche Einschätzung ist, dass alles viel schneller und damit auch viel schneller günstiger werden wird, als wir uns das bisher vorstellen." Wasserstoff sei nach dem Ausbau der stromgeführten Versorgung der Netze und der erneuerbaren Energien die "nächste große Geschichte", die Deutschland brauche, um klimaneutral zu werden.

Welche Kritik gibt es?

Unklar ist noch, wie viel Staat und Unternehmen für eine Umstellung auf Wasserstoff zahlen müssen. Experten rechnen laut Deutschlandfunk mit einem Investitionsbedarf von vielen Milliarden Euro. Zudem ist auch grüner Wasserstoff an sich teuer und aktuell noch selten.

Kritik gibt es auch an der Abhängigkeit von Importen. "Die Ampelregierung schafft mit den völlig überdimensionierten Importzielen der Wasserstoffstrategie erneute Abhängigkeiten von autokratischen Regierungen", sagte beispielsweise Martin Kaiser, Chef der Umweltorganisation Greenpeace, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) im Juli.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte zudem, dass die Bundesregierung auch auf blauen Wasserstoff aus fossilen Energien setze. "Das ist eine riesige verpasste Chance, um grüne Technologien bei der Transformation der Energiesysteme klar zu priorisieren und Klimaschutz verbindlich durchzusetzen."

Verwendete Quellen
  • mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
  • bmwk.de: "FAQ zum Wasserstoff-Kernnetz"
  • rnd.de: "Die Energie von morgen: Ist Wasserstoff die Lösung?"
  • deutschlandfunk.de: "Die Bundesregierung setzt auf Wasserstoff"
  • umweltbundesamt.de: "Carbon Capture and Storage"
  • wiwo.de: "Was grünen Wasserstoff so teuer macht"
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