Kritik an Trump-Nähe Bezos’ Zeitung lehnt Karikatur ab: Mitarbeiterin schmeißt hin
Eine Karikatur hat zu einer Kündigung bei der "Washington Post" geführt. Die Künstlerin spricht von einer Gefahr für die freie Presse.
Eine langjährige Mitarbeiterin der "Washington Post" hat gekündigt, weil ein Cartoon von ihr abgelehnt wurde. "In all dieser Zeit wurde noch nie eine Karikatur abgelehnt, weil ich meinen Stift auf bestimmte Personen oder Themen gerichtet hatte. Bis jetzt", schrieb Ann Telnaes, die seit 2008 bei der US-Zeitung gearbeitet hat, auf der Plattform Substack.
Bei dem Cartoon sei es um Kritik an Tech-Milliardären und Medienbossen gegangen, die sich für den designierten US-Präsidenten Donald Trump ausgesprochen haben. "Zu der Gruppe in der Karikatur gehörten Mark Zuckerberg/Facebook & Meta Gründer und CEO, Sam Altman/AI CEO, Patrick Soon-Shiong/LA Times Herausgeber, die Walt Disney Company/ABC News und Jeff Bezos". Letzterer ist nicht nur Gründer von Amazon, sondern auch Besitzer der "Washington Post".
Es sei üblich, dass Entwürfe zurückgewiesen werden, wenn sie den redaktionellen Entscheidern unklar sind. Das sei aber hier nicht der Fall gewesen. Es sei um ihre Sicht der Dinge gegangen. "Das ist ein Game-Changer", schrieb die 64-Jährige, "und gefährlich für die freie Presse".
Telnaes ging auch darauf ein, dass sie ja für eine Firma arbeite und diese von Mitarbeitern verlangen könne, zum Wohle der Firma zu arbeiten. "Das ist richtig, aber wir sprechen hier von Nachrichtenorganisationen, die öffentliche Verpflichtungen haben und die verpflichtet sind, eine freie Presse in einer Demokratie zu pflegen", argumentiert sie. "Als Karikaturist ist es meine Aufgabe, mächtige Menschen und Institutionen zur Verantwortung zu ziehen."
2001 den Pulitzerpreis gewonnen
Die Karikaturistin hat 2001 den Pulitzerpreis für einen ihrer Cartoons gewonnen, im Jahr 2022 war sie Finalistin. Sie ist Mitglied des Verbandes amerikanischer Redaktions-Karikaturisten und hat auch mehrere Bücher veröffentlicht.
Telnaes ist nicht die Erste, die bei der "Washington Post" wegen politischer Hintergründe zurücktritt. Im Oktober waren drei Mitglieder der Chefredaktion zurückgetreten, weil der Besitzer Jeff Bezos entschieden hatte, dass die Zeitung sich nicht für einen der Kandidaten im Präsidentschaftswahlkampf ausspricht. Zuvor hatte es einen internen Entwurf gegeben, der Kamala Harris unterstützen sollte. Als Konsequenz gab es eine Welle von Abokündigungen. Bezos, Meta-Chef Zuckerberg, Open-AI-Gründer Sam Altman und zuletzt auch Apple-Chef Tim Cook hatten sich bereit erklärt, für die Feier zur Amtseinführung von Donald Trump Summen in Höhe von einer Million US-Dollar zu spenden. Bezos hatte gar angekündigt, dass sein Konzern Amazon die Feier live übertragen wolle.
Der politische Einfluss von Tech-Unternehmern hat auch in Deutschland zu einer Kündigung bei einem Medienunternehmen geführt. Nachdem Elon Musk einen Meinungsartikel in der "Welt" geschrieben hatte, postete Eva Marie Kogel, die Ressortleiterin Meinung von "Welt" und "WamS" auf X, sie habe als Konsequenz aus dem Musk-Text "nach Andruck meine Kündigung eingereicht". Auch andere Welt-Journalisten teilten öffentlich auf X ihren Unmut.
- axios.com: "Companies donated millions to Trump's 2025 inauguration" (englisch)
- substack.com: "Why I'm quitting The Washington Post" (englisch)
- cnn.com: "Washington Post endorsement prompts backlash as subscribers resign" (englisch)