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Trump-Vize: Republicans Overseas halten Marco Rubio für besten Kandidaten


US-Republikaner in Deutschland
"Er wäre der sinnvollste Kandidat"

InterviewVon Julian Seiferth

Aktualisiert am 13.07.2024Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Donald Trump (l) und Marco Rubio: Der Senator aus Florida will Bidens Vize werden.Vergrößern des Bildes
Donald Trump (l.) und Marco Rubio: Der Senator aus Florida will Vizepräsident werden. (Quelle: IMAGO/Carl Juste)

Die Demokraten debattieren über das Alter von Joe Biden. Die Republikaner fiebern währenddessen dem Parteitag entgegen. Worauf es da ankommt, erklärt ein Sprecher der Republicans Overseas im Interview.

Alle Augen auf Joe Biden: Während sein Widersacher versucht, die Wähler von seiner Fitness zu überzeugen, bereiten Donald Trump und die Republikaner ihren Parteitag am Montag vor.

Die Partei hat dabei viele Fragen zu beantworten: Wie soll die politische Agenda aussehen? Wer wird Donald Trumps Vizepräsident werden?

Diese Fragen beschäftigen auch Republikaner im Ausland. In Deutschland sind die in den Republicans Overseas Germany organisiert. Im t-online-Interview erklärt deren Sprecher Benjamin Wolfmeier, was er über die Randale von Trump-Fans am 6. Januar 2021 denkt, wer seine Geheimfavoritin auf die Vizepräsidentschaft ist – und wer der für seine Partei gefährlichste Ersatzkandidat für Joe Biden wäre.

t-online: Herr Wolfmeier, die Demokraten und ihr Präsidentschaftskandidat befinden sich seit Wochen in der Krise. Das TV-Duell hat Joe Bidens Schwächen gezeigt. Wird bei Ihnen schon der Sekt kaltgestellt?

Benjamin Wolfmeier: Es gibt auf jeden Fall eine gewisse Vorfreude bei den Republikanern. Die Wahl ist eigentlich entschieden, wenn wir ehrlich sind. Aus heutiger Sicht stellt sich nicht mehr die Frage, ob Donald Trump die Wahl im November gewinnt, sondern wie hoch.

Sie geben sich optimistisch. Waren Sie das auch vor dem TV-Duell?

Die Stimmung war bereits vor der Debatte gut. Auch die Umfragen zeigen schon länger, dass es für Trump gut aussieht. Das gute Gefühl vor der Debatte hat sich jetzt noch mal verfestigt und verstärkt. Vorher ging der Trend in unsere Richtung, aber nach der Debatte war das klarer. 2016/2020 war die Situation noch anders. Da war klar, dass es knapp sein würde.

Biden steht stark in der Kritik. Trotzdem zeigen nationale Umfragen, dass Trump nur leicht vor ihm liegt. Könnte ein anderer Demokrat Trump gefährlicher werden?

Die nationalen Umfragen sehen Trump bis zu fünf Prozent vor Biden! Das klingt knapp, ist aber im Electoral College, dem Wahlsystem der USA, ein Erdrutschsieg! Wir haben keine Angst davor, dass die Demokraten Biden ersetzen könnten. Sie können ihn ja höchstens bitten, abzutreten. Und dann kommen sie an Kamala Harris nicht vorbei. Selbst für viele Demokraten ist sie unwählbar. Die Partei hat es einfach verpasst, andere Kandidaten aufzubauen.

Es gibt eine Kandidatin, vor der wir großen Respekt gehabt hätten: Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan. Das wäre ein sehr, sehr enges Rennen geworden. Ansonsten ist Pete Buttigieg viel im Gespräch, aber der hat sich als Verkehrsminister nicht besonders hervorgetan.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom gilt als Shootingstar seiner Partei.

Newsom ist völlig überbewertet. Niemand will kalifornische Verhältnisse.

Nun steht der Parteitag der Republikaner an. Donald Trump wird seinen Vizepräsidentschaftskandidaten vorstellen. Wer könnte das sein?

Ein Favorit auf den Posten ist Ben Carson. In meinen Augen wäre er eine sehr gute Wahl. Trump kann bei Schwarzen Amerikanern sowieso gut punkten, Carson könnte da noch mal einen Schub geben. Er wäre auch ein sehr ruhiges Element neben Trump. Auch Marco Rubio, der Senator aus Florida, hat gute Chancen. Er könnte bei Hispanics und Latinos punkten, ist aber auch bei unentschlossenen Wählern sehr beliebt. Er wäre der sinnvollste Kandidat mit Blick auf 2028. Er ist jung und hat gezeigt, dass er der Gegenseite und den Medien Paroli bieten kann.

Immer wieder fällt auch der Name Doug Burgum, Gouverneur in North Dakota.

Burgum als Vizepräsident finde ich sinnfrei. Das wäre ein zweiter Mike Pence, der in Trumps erster Amtszeit sein Vize war – das will eigentlich niemand.

Haben Sie jemanden auf dem Schirm, mit dem bisher niemand rechnet?

Eine gute Wahl wäre für mich Tulsi Gabbard, die noch vor vier Jahren in den Vorwahlen der Demokraten angetreten war und sich inzwischen von der Partei abgewandt hat. Gabbard könnte viele enttäuschte Demokraten abholen. Sie scheint allerdings leider aus dem Rennen zu sein.

In den Vorwahlen der Republikaner gab es viel Kritik an Donald Trump. Ist er der beste Kandidat, den Ihre Partei hat?

Die Republicans Overseas in Deutschland waren von Anfang an für Trump. Andere Kandidaten wie Ron DeSantis und Nikki Haley haben sich mit ihrer Kandidatur gegen Trump keinen Gefallen getan. Sie haben sich damit eher Türen verschlossen für die Vorwahlen 2028.

Trump eilt sein Ruf voraus. Viele, auch in Deutschland, stören sich an seinem Auftreten, an seinen teils sexistischen und rassistischen Aussagen. Eine Jury hat Trump eines Verbrechens schuldig gesprochen.

Donald Trump kommt aus New York. Viele verstehen nicht, wie New Yorker ticken. Das ist Berliner Schnauze mal tausend. New Yorker sind brachial im Umgangston, auch wenn sie sich mögen. Trump überspitzt, er provoziert gerne, das ist sein Kalkül.

Benjamin Wolfmeier
Benjamin Wolfmeier (Quelle: privat)

Zur Person

Benjamin Wolfmeier ist Pressesprecher der Republicans Overseas Germany. Teile seiner Familie stammen mütterlicherseits aus den USA. Bis 2008 war der 47-Jährige nach eigenen Angaben bei den Demokraten, wechselte aber dann die Partei. 2012 unterstützte er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, der heute als Trump-Kritiker gilt. Wolfmeier bezeichnet sich selbst als "überzeugten Trumpisten".

Eine Untersuchung des Kongresses wirft ihm vor, den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 angestachelt zu haben.

Was am 6. Januar passiert ist, war daneben. Aber das ist Trump nicht zuzuschreiben. Er hat mehrfach klargemacht: Wir wollen friedlich demonstrieren. Leider haben viele Chaoten den Anlass ausgenutzt, um zu randalieren. Man muss sich klarmachen, dass niemand außer diesen Randalierern zu Schaden gekommen ist.

Das stimmt nicht. Mehrere Polizisten wurden verletzt.

Es ist kein Polizist getötet worden, aber es gab mehrere Todesfälle bei den Randalierern. Das macht die Randale trotzdem nicht besser.

Ein Polizist starb nach dem Sturm auf das Kapitol, auch wenn unklar ist, ob die tödlichen Verletzungen von den Randalen stammen. Außerdem gibt es einen Bezug zwischen Trump und dem Angriff: Er nennt die Randalierer, die für den Angriff auf das Kapitol verurteilt wurden, "politische Gefangene" und spricht davon, dass er sie befreien wolle.

Ich bin nicht bei Trump, wenn er hier von politischen Gefangenen spricht.

Es gibt auch Sorgen um die Zukunft der Nato. Unter einem US-Präsidenten Trump könnten die Vereinigten Staaten eine kleinere Rolle spielen, er könnte Europa fallen lassen.

Es ist kein neuer Trend, dass die Europäer sich mehr engagieren sollen. Diese Ansage gab es auch schon unter George W. Bush. Europa muss auf seinen eigenen Beinen stehen können.

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Wie sehen Sie Trumps Verhältnis zu Russland?

Trump ist der Friedenspräsident meiner Generation. Die Demokraten und Biden sind dabei, uns in den nächsten Weltkrieg zu führen.

Was wäre denn Trumps Friedensplan, der anders wäre als der Bidens? Würde er die Ukraine an Russland ausliefern?

Das natürlich nicht, aber beiden Seiten muss klargemacht werden, dass mit dem Feuer gespielt wird und so niemand als Sieger hervorgehen wird! Putin muss auf der einen Seite aufgezeigt werden, dass er zu weit gegangen ist und dass eine Wiederholung sich für ihn nicht lohnen wird. Gleichzeitig muss auf das Gefühl Russlands, von den USA und der Nato bedrängt zu werden, eingegangen werden. Russland muss gewisse Garantien bekommen. Selenskyj wiederum muss lernen, dass man auch als Angegriffener nicht alle Bedingungen stellen und durchsetzen kann, wie zum Beispiel die Rückgabe der Krim oder dass Putin erst weg sein muss, bevor verhandelt werden darf.

Trump spricht immer wieder von seinem guten Verhältnis zu Wladimir Putin. Haben Sie die Sorge, dass er ihm nachgeben würde?

Ich glaube nicht, dass er Putin nachgibt. Die härtesten Sanktionen gegen Russland vor dem Krieg in der Ukraine kamen von seiner Regierung. Aber man muss beides können: Es muss Zuckerbrot und Peitsche geben. Es braucht eine gewisse Stärke, aber auch Kompromissbereitschaft. Obama hatte das gar nicht. Russland fühlte sich von ihm in die Ecke gedrängt.

Verbündete Trumps haben das sogenannte "Project 2025" entworfen, das Trump mehr Macht geben soll. Die Gruppe spricht auch von ihrem Ziel, Amerika zu einem christlich-nationalistischen Staat zu machen. Besorgt Sie das?

"Project 2025" ist unabhängig und gehört nicht offiziell zur Trump-Kampagne. Diese Gruppe hat keine Verbindungen zu seiner Kampagne.

Mehrere Ex-Mitarbeiter Trumps waren am Entwurf von "Project 2025" beteiligt. Trump schwärmte zuletzt öffentlich von einem der Beteiligten.

Ich bleibe dabei: Das ist eine Gruppe innerhalb der Partei, die nicht in Verbindung mit Donald Trump steht. Ihre Plattform ist nichts, was sich in einer Regierung Trumps durchsetzen würde.

Herr Wolfmeier, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Benjamin Wolfmeier
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