In südafghanischer Provinz Verwirrung um Festnahme von "deutschen" Taliban
In der schwer umkämpften südafghanischen Provinz Helmand wird ein Talibankämpfer festgenommen. Er selbst bezeichnet sich als Deutscher und spricht Deutsch mit starkem Akzent. Ob seine Geschichte stimmt, steht noch nicht fest.
Im Fall des in Südafghanistan festgenommenen angeblichen deutschen Talibankämpfers ist die tatsächliche Identität weiterhin unklar. Die Nato-Trainingsmission Resolute Support bestätigte am Donnerstagabend Ortszeit, dass der Mann sich selber als Deutscher bezeichne. Das Auswärtige Amt wollte sich nicht offiziell zu dem Fall äußern.
US-amerikanische Militärtrainer seien bei der Befragung des Mannes dabei gewesen und hätten ihre afghanischen Kollegen beraten, sagte Sprecher Tom Gresback. In einem Video, das in der Nacht auf sozialen Medien aufgetaucht war und den Gefangenen zeigen soll, sind auch englische Muttersprachler zu hören, die den Mann befragen.
"Ich kann Deutsch sprechen"
Das Video lässt fraglich erscheinen, ob Deutsch die Muttersprache des Mannes ist. Als die Soldaten den Mann auf Englisch und Paschtu fragen, ob er Deutscher sei, sagt der mit starkem Akzent: "Ich kann Deutsch sprechen".
Einem Bericht der "Welt" zufolge handelt es sich bei dem Mann "mit hoher Wahrscheinlichkeit" um einen polizeibekannten Islam-Konvertiten aus Rheinland-Pfalz. Das Innenministerium in Mainz bestätigte dies am Donnerstag zunächst nicht.
Der Mann sei derzeit in afghanischer Haft, erklärte Gresback in der per E-Mail verschickten Stellungnahme. Ein Sprecher der afghanischen Spezialkräfte hatte der Deutschen Presse-Agentur gesagt, er sei dem Geheimdienst übergeben worden. Der Sprecher der Provinz Helmand, Omar Swak, sagte, er sei in die Nachbarprovinz Kandahar gebracht worden.
Der Mann war in der Nacht zum Mittwoch von afghanischen Sicherheitskräften bei einer Militäroperation in der schwer umkämpften südafghanischen Provinz Helmand mit drei weiteren bewaffneten Mitgliedern der Taliban festgenommen worden. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums um Afghanen.
Hatte der Mann deutsche Papiere dabei?
Es bleiben weiter Widersprüche, zum Beispiel zum muslimischen Namen des angeblichen Deutschen, den eine Quelle als Abdul Ahad angab, eine andere als Abdul Wudud. Laut BBC soll der Mann Abdul Wadud heißen. Außerdem gab es widersprüchliche Angaben dazu, ob der Mann deutsche Papiere bei sich hatte. Der Sprecher der Spezialkräfte bejahte das. Der Sprecher der Provinzregierung von Helmand wies es zurück.
Unter den Taliban gibt es schon lange auch ausländische Kämpfer. Die meisten stammen aber aus der Region und sind beispielsweise Usbeken, Pakistaner oder Tschetschenen. Europäische Mitglieder sind selten und schlecht dokumentiert, obwohl immer wieder Berichte über "hellhäutige, Uhren tragende" Kämpfer auftauchen. Nach einem Bericht der britischen Zeitung "Guardian" aus dem Jahr 2010 soll in Südafghanistan einmal die Leiche eines Kämpfers mit einem Tattoo des britischen Fußballklubs Aston Villa gefunden worden sein.
- dpa