Flüchtlingskrise auch EU-Krise Schulz warnt vor Zerfall Europas
Vor dem Sondergipfel zur Flüchtlingskrise hat EU-Parlamentspräsident Martin Schulz deutliche Worte gefunden: "Europa ist in einem schlechten Zustand", sagte der SPD-Politiker angesichts des Streits über die Verteilung von Flüchtlingen auf die einzelnen EU-Staaten. Er warnte vor einem Zerfall der Gemeinschaft.
"Einige tun viel, andere verweigern sich. Ich finde das schändlich", sagte Schulz. Er hoffe, dass man in den nächsten Tagen vorankomme. "Wir brauchen eine faire Verteilung von Flüchtlingen." Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen am Mittwoch über die Flüchtlingskrise beraten.
Notwendig seien eine faire Verteilung in der EU, Registrierungszentren an den Außengrenzen und eine großzügige finanzielle Hilfe für die Flüchtlingslager in Jordanien, Libanon und der Türkei.
Egoismen statt Gemeinsamkeiten
Gegenwärtig könne man in Echtzeit beobachten, wie ein Kontinent aussehe, in dem es keine Gemeinsamkeiten und keine Union gebe, sagt Schulz. Viele EU-Länder handelten nach eigenem Gusto. Es würden Maßnahmen für das heimische Publikum ergriffen, andere aber für die Probleme verantwortlich gemacht.
Grenzen würden hoch gezogen sowie Zäune und Mauern errichtet. Es werde über die Wiedereinführung nationaler Währungen gesprochen. Überwunden geglaubte Stereotypen würden aus der Mottenkiste geholt und vergifteten das Klima. "Das ist die Zustandsbeschreibung von Europa 2015."
Es wäre absurd, später erklären zu müssen, warum ein politisches und ökonomisches Gebilde, das einzigartig erfolgreich in der Menschheitsgeschichte gewesen sei, mit einem Mal zerfallen sei.