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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Weihnachtsbräuche Das Christkind: Wer ist das eigentlich?
Jung und Alt warten am Weihnachtsabend auf das Christkind – doch wer ist das eigentlich? Gerade jüngere Menschen wissen häufig nicht, was es mit dem klassischen Brauchtum zu Weihnachten auf sich hat.
Anfangs gab es noch kein Christkind
"Alle Jahre wieder kommt das Christkind“ – bereits von Kindesbeinen an kennen die meisten christlich erzogenen Menschen diesen Ausspruch. Der Erzählung nach kommt das Christkind zu Weihnachten, um die Geschenke zu bringen. Von den Menschen ungesehen, ist danach nur das Läuten seines Glöckchens zu hören, welches verkündet, dass das Christkind da war.
Doch wie kam es zu dieser Erzählung? Bereits seit Mitte des vierten Jahrhunderts feiern Christen rund um die Welt Weihnachten am 25. Dezember. Anlass der Feier ist die Geburt von Jesus Christus in Bethlehem. Historisch zu belegen ist dieses Datum allerdings nicht – in der Bibel oder anderen historischen Dokumenten sind diesbezüglich keine konkreten Angaben überliefert. Das Christkind gab es damals noch lange nicht.
Die Entstehung von Weihnachten
Im Mittelalter beschenkte zunächst der Nikolaus die Kinder am sechsten Dezember oder aber am sogenannten „Tag der unschuldigen Kinder“, der auf den 28. Dezember eines Jahres fiel. Nikolaus war ein Heiliger, der als Schutzpatron der Kinder sowie Helfer der Armen verehrt wurde.
Die Protestanten hielten jedoch nichts von der katholischen Form einer solchen Heiligenverehrung. Aus diesem Grund ersetzte Martin Luther den Nikolaus kurzerhand durch den "Heiligen Christ“ und verlegte die Bescherung auf den Weihnachtstag, den wir heute kennen.
Von Jesus zum Christkind
Mit dem "Heiligen Christ“ war allerdings der erwachsene Jesus und nicht das Neugeborene in der Krippe gemeint. Über die Jahre hinweg festigte sich jedoch die Vorstellung, dass das Christkind zu Weihnachten in Gestalt eines engelsgleichen Wesens mit einem weiß-goldenen Kleid und goldenen Locken in Erscheinung tritt.
Höchstwahrscheinlich rührt die Idee aus den Umzügen und Krippenspielen, die an Weihnachten abgehalten wurden. Von da an verselbstständigte sich der Mythos vom Christkind.
Junge oder Mädchen?
"Die Gestalt des Christkindes hat eine Eigendynamik entwickelt und ist eher eine mythologische Fantasiegestalt - halb Jesuskind, halb Engelchen, ein androgynes Wesen“, erklärt Alexander Saberschinsky von der Stabsstelle „Spiritualität und Gottesdienst" des Erzbistums Köln im Interview mit dem Fernsehsender n-tv.
Im Hinblick auf das ungewisse Geschlecht des Christkindes weiß der Weihnachtsforscher Prof. Manfred Becker-Huberti: „Das Christkind ist geschlechtslos.“ Sein Argument dafür ist bestechend einfach: Niemand habe das Christkind bisher gesehen, daher könne auch niemand wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen sei.