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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ski-Geheimtipp in Norwegen Mit der unterirdischen Bahn ins Freeride-Paradies
Die großartigen Spots am südnorwegischen Gaustatoppen waren lange ein Geheimtipp. Jetzt machen sich dank einer einst in Vergessenheit geratenen Bahn immer mehr Wintersportler auf - und sind begeistert. Sehen Sie die Bahn und den Berg auch in unserer Foto-Show.
Der 1883 Meter hohe Gaustatoppen sieht aus wie ein Vulkan mit gestutztem Kegel. Vom Gipfel ist der Ausblick fantastisch, angeblich sieht man bei gutem Wetter ein Sechstel Norwegens. Seit 2011 kommt man mit einer ungewöhnlichen Bahn auf den Berg: Der Zubringer verläuft unter der Erde.
NATO baute Bahn zur Versorgung
Während des Kalten Krieges betrieb die NATO auf dem höchsten Berg der Telemark eine Sendeanlage. Dazu wurden riesige Kavernen in die Gipfelfelsen getrieben. Die Versorgung der Station erfolgte durch eine unterirdische Seilbahn, die Sicherheit vor dem extremen Wetter bot. Außerdem hätten ihr im Konfliktfall selbst starke Bomben nichts anhaben können. Die Bahn wurde 1954 gebaut. Das Wissen um die Bahn im Berg ging im Laufe der Jahrzehnte weitgehend verloren.
Als der Kalte Krieg vorüber war, steckte ein Freund dem professionellen Freerider Kjetil Lindblad eines Tages eine Telefonnummer zu: "Der Typ wartet die Telekommunikationsanlagen am Berg und ich sage dir: er läuft nicht jeden Morgen hoch." Mit einem Schlag wurde Lindblad klar, welche Bedeutung das kreisrunde Gebäude oberhalb der Passstraße nach Tuddal hatte: Es war eine Talstation.
Abenteuerliche Fahrt auf den Berg
Lindblad überzeugte den Mitarbeiter der norwegischen Telekom, ihn morgens mit an seinen Arbeitsplatz zu nehmen. "Von da an war mein Training um einiges leichter", erinnert er sich an seine ersten Fahrten mit der Gaustabanen. Heute kommt man auch ohne Beziehungen per Bahn auf den Berg. Seit 2011 ist sie uneingeschränkt für Touristen zugänglich. Spannend ist die Auffahrt noch immer.
Durch eine schwere Stahltür im Untergeschoss der Talstation gelangen Besucher in einen kurzen Tunnel. Dort wartet eine batteriegetriebene Kleinbahn, Ski und Stöcke werden im offenen Anhänger verstaut. Dann rattert die Bahn durch einen grob ausgehauenen Stollen 850 Meter in den Berg hinein.
Dort heißt es umsteigen in eine Standseilbahn, die mit 40 Grad Steigung durch einen Schrägstollen gipfelwärts fährt. Das Material kommt in eine an die Rückseite des Waggons montierte Lade. Oben angekommen bilden die Passagiere auf der steilen Treppe eine Kette und reichen die Ski von unten nach oben durch. Ganze zehn Fahrgäste kann die Gaustabanen pro Wagen transportieren, die Förderleistung beträgt 40 Personen pro Stunde.
Wenig Touristen, viel Schnee
Massentourismus ist daher trotz Bahn ein Fremdwort am Gaustatoppen. Massenhaft Schnee keineswegs. Zwar füllt der die tiefen Furchen im "Gesicht" des Berges erst Mitte Februar hoch genug. Dafür geht die Skisaison nicht vor Juni zu Ende. Nach dem kurzen Aufstieg von der Bergstation zum Gipfel erläutert Kjetil, dass "nicht die Steilheit die Herausforderung darstellt, sondern die Schneebedingungen." Der Berg zieht Wolken und Stürme wie magisch an. Windgepresster Schnee kann die Abfahrt zur Tortur machen.
Doch oft sieht es auch so aus: Nach einem Schneesturm am Vortag ist es fast windstill, blauer Himmel spannt sich über das 360-Grad Panorama und unverspurter Pulver wartet auf erste Schwünge. Der Gaustatoppen sieht nicht nur großartig aus, er kann auch richtig glücklich machen. Und wem die Abfahrt vom Gaustatoppen doch zu schwer ist, der wird sicher im angrenzenden Skigebiet Gaustablikk die richtigen Pisten finden.
Weitere Informationen:
- Anreise: Die Fahrtzeit von Oslo nach Gaustablikk beträgt ca. 2,5 Stunden mit dem Auto.
- Bahn auf den Gaustatoppen: Die Gaustabanen (1150-1800 Meter) ist an Wochenenden und Feiertagen bis Anfang Juni von 10 bis 17 Uhr für Skifahrer geöffnet. Die Bergfahrt kostet 350 Norwegische Kronen (etwa 36 Euro). Die gesamte Bahn kann von Gruppen wochentags für beliebig viele Fahrten für 15.000 Kronen (etwa 1560 Euro) gemietet werden, www.gaustabanen.no.
- Skigebiet: Das konventionelle, nahe gelegene Skigebiet Gaustablikk bietet 12 Lifte und 37 Kilometer Pisten zwischen 710 und 1260 Metern. Die Tageskarte kostet 380 Kronen (rund 40 Euro), Saison bis Ende April, www.gaustablikk.no. Die Abfahrt vom Gaustatoppen ins Skigebiet ist möglich.