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Cluburlaub: Deutsche Ferienclubs drängen auf die Langstrecke


Cluburlaub
Deutsche Ferienclubs drängen auf die Langstrecke

Der Cluburlaub ist ein sehr deutsches Urlaubskonzept, genau auf seine Zielgruppe zugeschnitten und bei dieser äußerst beliebt. Bislang allerdings gab es die Clubs vor allem auf Kurz- bis Mittelstrecke. Künftig jedoch setzen die deutschen Clubmarken auf Anlagen auf der Fernstrecke. Das Konzept wird sich dadurch ändern, die Gäste auch.

Aktualisiert am 07.10.2016|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa
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Das Konzept des Cluburlaubs hat sich durchgesetzt. Dabei war die Geburtsstunde des Cluburlaubs in deutschen Reisekatalogen im Jahr 1970 eher eine touristische Verzweiflungstat: Der Frankfurter Steigenberger-Konzern hatte im Süden von Fuerteventura ein Hotel. Das lief schlecht: Die Anlage befand sich im Nichts, war absolut spartanisch ausgestattet. Gemeinsam mit der TUI überlegte man sich also das rettende Club-Konzept.

Robinson hat bereits einen Club auf den Malediven - ein zweiter soll im kommenden Jahr öffnen.Vergrößern des Bildes
Robinson hat bereits einen Club auf den Malediven - ein zweiter soll im kommenden Jahr öffnen. (Quelle: Robinson/dpa-bilder)

Cluburlaub speziell für deutsche Gäste

Speziell auf deutsche Gäste sollte die neue zwanglose Urlaubsform mit Animation zugeschnitten sein. Aktiv sollten die Gäste sein, gesellig, und nicht nur an Strand und Sonne interessiert. Das Ganze wurde gut vermarktet. Wenn man so will, war der Cluburlauber die erste genau ausdefinierte Zielgruppe des Massentourismus.

Jahrzehnte später steht der Cluburlaub in deutschen Reisekatalogen vor einer Neuausrichtung. Zwar begreifen viele ältere Stammgäste die Clubs von Robinson nach wie vor als Ferienbotschaften der Bundesrepublik - die Internationalisierung der Gästeschaft hat aber längst begonnen. Das zeigt sich daran, dass die Betreiber künftig verstärkt auf Zielgebiete auf der Fernstrecke bauen.

TUI Vorreiter mit Ferienclubs auf den Malediven

Allen voran setzt die TUI-Gruppe auf diesen Trend. Zwar hat man erst einen von 24 Clubs außerhalb Europas im Programm, auf den Malediven. Aber man arbeite intensiv am Ausbau des Angebots auf der Fernstrecke, sagt Thomas Pietzka, Leiter Tui Hotels & Resorts. Bereits im nächsten Jahr wird auf den Malediven der zweite Robinson Club eröffnen. Und man befinde sich derzeit in Verhandlungen für Clubanlagen in Asien und Mexiko, Thailand ist eine weitere Option. Auch für die Clubmarke Magic Life seien in den kommenden Jahren Anlagen auf der Fernstrecke nicht ausgeschlossen, so Pietzka.

Die Gründe liegen auf der Hand: Die Airlines haben in den vergangenen Jahren massiv Überkapazitäten in Richtung Asien und in die Karibik geschaffen. Weil so der Flugpreis sinkt, werden Ziele auf der Fernstrecke in den Katalogen günstiger - und somit für immer mehr Reisende eine Option. Darüber hinaus bieten viele Fernziele im Gegensatz zu Europa 365 Tage Sonne im Jahr. Für einen Veranstalter wie TUI spielt die Möglichkeit, eine Anlage somit ganzjährig auslasten zu können, eine entscheidende Rolle.

Konzept bleibt "Made in Germany", die Gäste nicht

Das bedeutet in fernen Ländern zumindest einen teilweisen Abschied vom liebgewonnenen "deutschen" Clubkonzept. Die Anlagen auf anderen Kontinenten werden auch aktiv an Reisende aus Asien und Amerika mitverkauft. Auf den Malediven liegt der Gästemix bei Robinson heute schon bei 50:50.

Das Konzept "Made in Germany" soll zwar "spürbar bleiben" - aber eben mit einem Schuss mehr Internationalität. Wohin die Reise bei der Tui geht, machen die sieben Riu-Clubhotels in Mexiko, der Dominikanischen Republik und auf Jamaika vor: "Das Entertainment- und Sportprogramm ist hier englischsprachig", so TUI-Sprecherin Anja Braun.

Club Med schon länger auf der Fernstrecke

Einen Schritt weiter als der Reiseriese aus Hannover ist der Club Med. Von den aktuell 66 Resorts der Franzosen liegen 26 auf der Fernstrecke. Genau genommen war die Clubkette mit Sitz in Paris ja der Erfinder des Cluburlaubs. Im Jahr 1950 verbrachten die ersten 2500 Urlauber ihre Ferien im Clubdorf bei Alcúdia auf Mallorca.

Bis Anfang der 2000er Jahre wuchs der Veranstalter auf 128 Anlagen weltweit, kam dann jedoch in finanzielle Schieflage. Fast die Hälfte der Häuser wurde verkauft oder musste schließen.

In Sachen Fernstrecke war Club Med der Vorreiter: "Unser erster Club mit weiter Fluganreise eröffnete 1955 auf Tahiti", sagt Valérie Bensiek, Geschäftsführerin des Club Méditerranée in Deutschland. In der Dominikanischen Republik war man das erste internationale Hotel überhaupt.

Für Deutsche war Club Med lange uninteressant

In Deutschland spielte das Produkt lange überhaupt keine Rolle. Gerade einmal 20.000 Deutsche buchten um die Jahrtausendwende beim Club Med. Doch durch die neue Lust auf Exotik ist die Marke wieder angesagt: Das Produkt ist qualitativ auf Augenhöhe mit dem deutschen Marktführer Robinson, bietet mit sieben Resorts in der Karibik, einer Anlage in den USA, drei in Brasilien, fünf im Indischen Ozean und zehn Clubs in Asien aber viel mehr Auswahl. Und in Kürze kommen neue Clubs dazu.

Brasiliens Atlantikküste bekommt einen neuen Club Med in der Nähe von São Paulo, ab der Wintersaison 2016/17 findet sich eine neue Anlage auf Curacao im Katalog, und diesen Dezember eröffnet das zweite Ski-Resort in China. "Projekte auf Phuket und in der Dominikanischen Republik sind zudem geplant", sagt Valérie Bensiek. Und einen Vorteil hat der Club Med: Er muss sich nicht erst an einer internationalen Atmosphäre versuchen - man lebt sie bereits seit Jahrzehnten.

Auch Aldiana drängt wieder auf die Fernstrecke

Der Clubanbieter Aldiana hatte lange kein Haus auf der Fernstrecke mehr. Und das obwohl die Marke aus Oberursel im Jahr 1973 sehr erfolgreich im Senegal gestartet war. Thomas Cook hatte Aldiana explizit als Konkurrenz zum Club Méditerranée konzipiert.

Nun hat der Anbieter aber angekündigt, 2018 einen Club in der Dominikanischen Republik westlich von Punta Cana eröffnen zu wollen. Auch bei Aldiana nimmt man die Fernstrecke also wieder ins Visier.

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