Tödlicher Fall in Spanien So gefährlich sind Kutschfahrten für Pferde
Im spanischen Sevilla bricht ein Kutschpferd zusammen und stirbt. Der Deutsche Tierschutzbund fordert auch in Deutschland mehr Schutz für die Tiere.
Nicht nur historische Gemäuer und pittoreske Altstädte sind beliebt bei Touristen, eine Fahrt mit der Pferdekutsche gehört für viele ebenfalls zum Städtetrip dazu. Vor "gravierenden Tierschutzverstößen" warnt jetzt jedoch der Deutsche Tierschutzbund, nachdem ein Kutschpferd im spanischen Sevilla gestorben ist.
Unglück bei Kutschfahrt
Das Tier sei bereits angeschlagen gewesen, als es für Kutschfahrt eingesetzt worden sei, heißt es in einer Mitteilung des Tierschutzbunds. Während des Volksfests Feria de Abril soll es dann zusammengebrochen sein. Daran sei aber nicht allein die Hitze von 36 Grad schuld gewesen.
Die Autopsie des Tieres ergab demnach, dass das Pferd bereits an einer von Zeckenbissen verursachten Infektion litt. "Der Besitzer hat das Tier eingesetzt, obwohl er wusste, dass es krank ist und obwohl die Temperaturen vor Ort für eine Kutschfahrt ohnehin zu hoch waren", heißt es in der Mitteilung weiter. Und: Das Unglück hätte vermieden werden können, wenn der Besitzer das Tier nicht vor die Kutsche gespannt hätte.
Leidende Kutschpferde sind kein Einzelfall
Der Deutsche Tierschutzbund sieht in dem Ereignis in Sevilla keinen Einzelfall. "Im letzten Sommer kam es zu sehr ähnlichen Vorfällen in Wien, Palma de Mallorca und New York", sagt Andrea Mihali, Fachfrau für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund, t-online. Allein in Deutschland gebe es fast täglich Nachrichten über Kutschunfälle. In den meisten Fällen seien dabei andere Verkehrsteilnehmer, etwa Autofahrer, involviert.
Verschiedene Faktoren würden den Stress der Pferde begünstigen. Nicht nur heiße Sommertage sind laut der Expertin ein Problem. Der Straßenverkehr und Stadtlärm bilden einen zusätzlichen Stressfaktor. Hinzu komme der Straßenbelag: Regenwetter und rutschige Straßen könnten den Bewegungsapparat der Tiere schädigen, wenn sie beispielsweise ausrutschen.
Außerdem moniert die Expertin, dass es in Städten kaum geeignete Plätze für Pferde gebe, um ungestört fressen, trinken und ausruhen zu können.
Tierschutzverband fordert weitgehendes Verbot
"Gewerbliche Kutschfahrten gerade in Städten sollten abgeschafft werden", fordert Mihali. Palma sei bereits einen Schritt weiter. Die Stadt setze auf elektrische Kutschen ohne Gespann. "So bleibt der Charme der kunstvollen Kutschen auf dem Rundgang durch die Stadt erhalten, jedoch ohne Tierleid oder ein Verletzungsrisiko von Mensch und Tier in Kauf zu nehmen."
Für sie liegt das Problem in der gewerblichen Nutzung der Kutschfahrten. Zwar regelt der Niedersächsische Kutschenerlass die Nutzung der Tiere, aber das allein reicht aus ihrer Sicht nicht aus. Der Erlass bestimmt unter anderem, wie alt die Zugtiere sein dürfen, welches Geschirr genutzt werden darf und wie lang die Pferde im Einsatz sein dürfen. Nicht gestattet ist es, die Tiere vor 10 Uhr morgens arbeiten zu lassen – und nicht ab 30 Grad im Schatten.
Der Kutschenerlass ist allerdings nicht bindend. Die Länder können selbst darüber entscheiden, ob sie ihn anwenden. "Hier konkurriert der Profit ganz klar mit dem Tierschutz. Wenn ich diese Regeln einhalten will, kann ich weniger Fahrgäste gewinnen und habe ergo weniger Verdienst", so Mihali. Schwierig sei es außerdem, die Verantwortung den Veterinärämtern zu übertragen. Es sei für sie nicht umsetzbar, täglich zu kontrollieren, ob Ruhezeiten und Futtermengen eingehalten werden.
- Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes
- Fachexpertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund Andrea Mihali
- Niedersächsischer Kutschenerlass: H. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Gewerbsmäßige Unterhaltung eines Fahrbetriebes mit Zugtieren, RdErl. d. ML v. 14.2.2018 – 204.1-42509-11(27)