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Sicherheit im Hochseilgarten: worauf Sie achten sollten


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Hochkonjunktur im Hochseilgarten

Sie stehen als Mikado-artiges Stangengewirr in freier Landschaft oder verstecken sich in Wäldern – und haben Hochkonjunktur: In Hochseilgärten tasten sich die Menschen über Balken, Netze, Brücken, Seile und Reifen. Bis zu 20 Meter über dem Boden wird balanciert, geklettert – und sicher auch des Öfteren gebetet. Was man dort oben sucht? Den Nervenkitzel und sich selbst. Keineswegs ungefährlich! Wer einen Besuch im Hochseilgarten plant, sollte nicht unbedarft an die Sache herangehen – wir klären, auf was Sie achten sollten. Mehr sehen Sie in unserer Foto-Show: Sicherheit im Hochseilgarten.

26.08.2013|Lesedauer: 4 Min.
HP
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Hochseilgarten: große Unterschiede bei der Sicherheit

Geschätzte 500 Seilgärten (weltweit sollen es über 500.000 sein!) ziehen allein in Deutschland jährlich mehrere Millionen Besucher an. Tendenz steigend. Hoch hinaus geht es vor allem in freizeitorientierten Hochseilgärten (auch Abenteuerpark oder Kletterwald genannt). In bis zu 20 Metern Höhe wird die Schwindelfreiheit getestet und sich in Überwindung geübt. Als Belohnung gibt es eine Portion Adrenalin. Der Spaß steht im Vordergrund, doch die Angst schwingt mit. Denn die Besucher sind in der Höhe auf sich allein gestellt.

Sicherheit in Hochseilgärten.Vergrößern des Bildes
In Hochseilgärten befinden sich die Hindernisse bis zu 20 Meter über dem Boden. Das ist nicht ungefährlich! (Quelle: Pepperblue Veranstaltungs GmbH)

Wer einen Kletterwald besuchen möchte, für den sollten deshalb nicht die Nähe zum Heimatort und niedrige Eintrittspreise die ausschlaggebenden Argumente sein. Florian Bomhard, Betreiber des Kletterwalds Blomberg, weiß: "In Sachen Sicherheit und Bauweise gibt es große Unterschiede." Er rät daher, sich vor dem Klettern gründlich zu informieren.

Hochseilgarten im Internet: Was weiß das WWW?

Erste Hinweise auf die Seriosität eines Kletterparks, so Bomhard, findet man bereits auf der Homepage des Betreibers. Achten sollte man auf folgende Punkte: Sind hier Ansprechpartner gelistet und sind diese auch telefonisch erreichbar? Legt der Betreiber schon auf seiner Homepage Wert auf den Sicherheitsaspekt, geht er auf das verwendete Sicherungssystem ein und betont die Sicherheitseinweisung vor dem Parcours?

Oft stolpert man auf den Homepages der Betreiber über TÜV und ERCA. Während man den TÜV als Prüfdienstleister kennt, können mit der Abkürzung ERCA eigentlich nur Insider etwas anfangen. Die "European Ropes Course Association" ist ein Interessensverband der europäischen Seilgartenbauer, Betreiber, Trainer und Inspekteure. Es gibt sie seit 1998 und seitdem setzen Expertengruppen Standards in Sachen Ethik, Betreibung, Bau, Inspektion und Ausbildung.

Viele der ERCA-Standards sind in der später entstandenen Norm EN 15567 aufgegangen. Um als Mitglied bei der ERCA aufgenommen zu werden, muss der Betreiber eine Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben und versprechen, sich an die Standards zu halten. Welche Seilgärten das tatsächlich tun, wird allerdings nicht kontrolliert – denn eine Norm ist kein Gesetz. Vorsicht: Ein Hochseilgarten kann Mitglied bei der ERCA sein, OHNE dass er jemals inspiziert wurde!

Hochseilgarten mit Sicherheitszertifikat: Drum prüfe...

...ob der Hochseilgarten geprüft ist. Liest man, dass der Seilgarten vom TÜV, der ERCA oder einem unabhängigen Gutachter geprüft sei, heißt dies zunächst nur, dass er von der jeweiligen Institution nach dem Bau abgenommen wurde. Es bedeutet hingegen nicht automatisch, dass jährliche Folgeinspektionen stattfanden. Im Klartext: Der aktuelle Zustand der Anlage kann also trotz TÜV/ERCA Zertifikat nicht optimal sein. Der digitale Check allein reicht nicht aus: "Um einen Vorbesuch im anvisierten Kletterwald kommt man nicht herum", erklärt Kletterwaldbetreiber Bomhard.

Wartung und Aufsicht im Hochseilgarten

Holger Bickschäfer von insight out baut und wartet Seilgärten und weiß, worauf es vor Ort ankommt: "Am wichtigsten ist eine ordentliche, ausführliche Sicherheitseinweisung, bevor es losgeht. Vom Aufstieg auf die Plattformen bis zur Seilrutsche am Schluss muss alles im Vorfeld erklärt werden." Wie Gurt und Sicherungssysteme funktionieren, müsse zudem aktiv geübt werden und das am besten in einem Einweisungsparcours. Beim Material gelten ausgefranste Gurte und zerbeulte Helme als absolutes No-Go. Das Personal sollte aktiv im Gelände unterwegs sein und so jederzeit zur Hilfe eilen können. Ein Einschreiten ist durchaus an der Tagesordnung und zwar mehrfach: "An schönen Tagen mit vielen Besuchern müssen wir am Tag fünf bis zehnmal auf die Plattformen und Teilnehmer herunterholen", sagt Bomhard.

Übrigens: Die meisten Adventure Parks sind gleichzeitig Waldseilgärten. Das heißt, die Betreiber integrieren das natürliche Umfeld – ergo Bäume – in den Parcours. Die Plattformen müssen somit in irgendeiner Weise mit den Bäumen verbunden werden. Um die Schäden am Baum und der Rinde nachhaltig gering zu halten, arbeiten die Betreiber mit Textilschlingen und Bohrern.

Mit Sicherheit ungefährlich – Sicherungskunde

Durchlaufende Sicherungssysteme – sicher ist sicher

Durchlaufende Sicherungssysteme sind zwar teuer in der Anschaffung, versprechen jedoch ein hohes Maß an Sicherheit und eignen sich daher insbesondere auch für Kinder und Menschen mit Handicap. Zu Beginn des Parcours werden die Teilnehmer in die Schienen eingehängt, am Ende verlassen sie diese wieder. Im Hochseilgarten-Milieu spricht man von Schienensystemen und kontinuierlichen Sicherungssystemen.

Cowtailsysteme – vom Klettersteig zum Kletterwald

Meist wird in Abenteuerparks aber mit einem klassischen "Cowtailsystem" gesichert. Die Y-förmige Sicherung mit zwei Karabinern kennt man aus der Klettersteig-Szene. Wechselt der Kletterer zu einem neuen Element, wird erst der eine, dann der andere Karabiner umgeklickt. Die große Gefahr dabei: Wer sich versehentlich aus beiden Karabinern aushängt, ist gar nicht mehr gesichert. Seilgartenbauer Bickschäfer hält diese Art der Selbstsicherung jedoch nicht für wesentlich gefährlicher als andere Modelle – solange die Sicherheitseinweisung professionell durchgeführt wird und klare Regeln definiert werden, deren Einhaltung auch kontrolliert wird: "Die Teilnehmer sollten sich immer nur mit einer und immer mit der selben Hand aus- und wieder einklinken. Das Risiko, sich versehentlich ganz auszuklinken, wird so minimiert. Allerdings verlangt das Cowtailsystem eine gewisse Reife der Teilnehmer. Mit Kindern sollte man eher Klettergärten mit durchlaufenden oder kommunizierenden Sicherungssystemen aufsuchen", so der Experte.

Kommunizierende Sicherungssysteme – innovativ, intelligent, immer häufiger

Kommunizierende Sicherungssysteme stellen eine Weiterentwicklung des klassischen Klettersteigsystems dar. Der zweite Karabiner erkennt, wenn der eine geöffnet wurde und blockiert automatisch. Ein komplettes Aushängen ist so fast unmöglich, doch dem Teilnehmer bleibt das Gefühl eines "echten Klettererlebnisses".

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