Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Körperpflege Seife ist für die Körperpflege nur bedingt geeignet
Wer Geld sparen will, greift unter der Dusche gerne zu Seifenstücken. Doch wie gut sind diese für die Haut? Greifen sie unseren natürlichen Schutzfilm an oder haben sie sogar pflegende Eigenschaften? Wir haben Doktor Uwe Reinholz, Dermatologe aus Leipzig und Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) gefragt, ob Seife das Duschgel ersetzen kann.
Schaum entsteht durch Tenside
Der Hautschutz besteht aus drei Säulen, erklärt Reinholz: "Die Schutzschicht unserer Haut setzt sich aus dem pH-Wert, einem bestimmten Anteil an Feuchtigkeit sowie einem Fettfilm zusammen. Jedes Duschen greift in diesen Schutzmantel ein." Das liegt unter anderem daran, dass Tenside eingesetzt werden. Wir erkennen sie an dem Schaum, der beim Duschen entsteht. "Tenside setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab. So kann der Schmutz gelöst und von der Haut transportiert werden", erklärt der Experte.
Seifen und Duschgele greifen die Hautschutzsysteme an
Seifen sind generell aggressiver als pH-neutrale Duschgele. "Seife ist alkalisch, dass heißt, sie greift alle drei Schutzsäulen unserer Haut an", erklärt Reinholz. Wer unter trockener Haut leidet, sollte auf Seife also besser verzichten, da diese sehr stark entfettend wirkt und empfindliche Haut unnötig strapaziert. Allerdings entfetten und entfeuchten auch milde Duschgele die Haut. Doch bezüglich des pH-Wertes haben Duschgele den Vorteil, dass sie vom Hersteller pH-neutral eingestellt werden können. Das ist bei Seifen, die aus Lauge sowie tierischen oder pflanzlichen Fetten hergestellt werden, nicht der Fall", sagt der Hautexperte.
Duschgel aus der Flasche ist hygienischer
Zudem seien Waschgele aus Spender und Flasche hygienischer als ein Seifenstück, das oftmals von mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig verwendet wird. "Auch wenn Viren außerhalb eines Wirtes nicht sehr lange überleben, ist es dennoch nicht ganz auszuschließen, dass es, wenn das Seifenstück zeitnah weitergereicht wird, zu Übertragungen kommen könnte", sagt Reinholz. Seife habe wiederum den Vorteil, dass sie klein, leicht, ökologisch und meist billiger als Waschgel ist.
Nicht zu oft duschen
Grundsätzlich wird beim Duschen immer der Schutz der Haut angegriffen. Pflegende Öle und Wirkstoffe, die Seifen und Duschgelen beigemengt sind, können nur bis zu einem gewissen Maß wieder reparieren und den Schaden an der Haut begrenzen. "Gar nicht erst zerstören ist besser als jede Reparatur. Es ist also ratsam, bei Problemen die Duschfrequenz zu verringern und so wenig Duschgel oder Seife wie möglich zu verwenden", empfiehlt der Dermatologe. Dabei komme es nicht mal so sehr darauf an, womit wir uns waschen. Es gehe eher darum, es nicht zu oft zu tun.
"Je weniger wir duschen, desto weniger reizen wir unsere Haut", sagt Reinholz und rät, nur dann zu duschen, wenn es wirklich notwendig ist. "Manche Menschen duschen sich viel zu häufig und zu intensiv. Oft reicht es auch, wenn nur bestimmte Bereiche wie Achseln, Füße oder Intimbereich gereinigt werden und man die empfindliche Arm- und Beinpartie ausspart und sich nicht jedes Mal voll einschäumt."
Auch Wasser greift die Haut an
Doch auch Wasser allein greift in den Schutzmantel der Haut ein und entzieht ihr Feuchtigkeit und Fett. "Das erkennen wir unter anderem daran, dass unsere Finger schrumpelig werden, wenn wir zu lange im Wasser bleiben", erklärt der Dermatologe. Das heißt, dass wir, auch wenn wir uns nur unter einen Wasserstrahl stellen, der Haut bereits einen Teil ihres natürlichen Schutzes nehmen. "Trotzdem ist einen gute Körperhygiene wichtig und richtig. Nur übertreiben sollte man es eben nicht", rät Reinholz. Denn das könne zu Hautschäden führen.
Warnsignale der Haut wie Trockenheit, Spannungsgefühle, Schuppen und Juckreiz sollten ernst genommen werden. Dann sollte man lieber seltener duschen, um die Haut zu schonen.